Kapitel 2

"Die schlechte Nachricht ist, dass die Zeit vergeht. Die gute Nachricht ist, du bist der Pilot." von Michael Althsuler

Da sind wir wieder. Nach dem Ruhetag hatte ich echt wieder richtig Bock aufs Fahrrad zu steigen und weiter zu fahren. Einfach wieder sehen was kommt und wie weit die Füße tragen.

Noch ein gemütliches Frühstück in der Unterkunft gegönnt und dann ging es wieder ans zusammenpacken.

Mittlerweile hat sich da auch eine Routine eingeschlichen, dass dies deutlich schneller von der Hand geht als noch die ersten male. Vielleicht sollte ich daraus auch eine Challenge für mich selber machen?

Tag 6

 

Nach dem das Fahrrad gepackt war, noch ein kurzer Plausch mit dem Besitzer der Unterkunft. Dann aber los. Schon wieder 10 Uhr. Bin wohl doch nicht so schnell wie ich dachte.

Durch die Vorstadt von Bratislava war es noch etwas verwirrend, aber irgendwann war ich dann auf einem rettenden Radweg der mich aus der Stadt, direkt auf den Donauradweg geführt hat.

Ab hier wurde es eine super entspannte fahrt. Es war nicht viel los, der Weg gut ausgebaut und eben. Perfekt um einfach nur Kilometer zu machen. Dabei aber auch nicht vergessen den Blick für die Umgebung zu haben.

Dieser war wirklich wichtig. Denn ganz unscheinbar befand ich mich auf einmal in Ungarn. So richtig hatte ich die Grenzüberschreitung gar nicht mitbekommen, so dass ich noch mal umkehren musste für ein obligatorisches Foto.

Kaum ein paar Meter ins Land gefahren Blicke ich in einen kreuzenden Waldweg und sehe dort einen großen Hirsch stehen. Dieser war leider zu schnell weg um ihn auf Kamera festzuhalten. Eine nette Begrüßung war es dennoch.

Den Donauradweg hatte ich nun auch verlassen und befand mich auf einem Radweg in Richtung Györ.

Entlang vieler Felder und kleiner Dörfer merkte ich auf dem gut ausgebauten Radweg kaum, wie die Kilometerzahl stieg und stieg. Aufgefallen sind mir in den kleineren Orten die kleinen Fähnchen für die Schülerlotzen an den Zebrastreifen. Ich hoffe sowas irgendwann auch mal live zu sehen.

Essen? Ja, stimmt. Das müsste ich ja auch noch. Den ganzen Tag unterwegs. Da gönne ich mir doch was warmes. Also an einem Restaurant halt gemacht.

Vor diesem ein kleiner Teich mit Wohnwagen an der Seite. Leider wurde es mir nicht gestattet dort mein Zelt aufzuschlagen, statt dessen wurde mir wieder ein günstiges Zimmer angeboten.

Ach was soll's? Kann ich wieder alle Batterien aufladen und gemütlich schlafen.

Tag 7

 

Am nächsten Morgen zeitig aufgestanden, kein Frühstück, einfach los.

Kurz nach 8 Uhr saß ich schon wieder auf dem Fahrrad Richtung Györ. Erst als ich dieses kleine Städtchen erreicht hatte, habe ich mir eine Pause an dem Flüsschen Mosoni-Duna gegönnt.

Dann weiter immer Richtung Balaton. Mal sehen wie weit ich es schaffe mich diesen heute zu nähren. Erreichen werde ich ihn nicht, dazu ist es dann doch zu weit.

 

Hinzu kommt eine beachtliche Steigung, welche zum Ende hin immer mehr angezogen hat.

Als es immer später wurde habe ich angefangen Ausschau zu halten um einen geeigneten Platz für mein Zelt zu finden.

Da merke ich immer wieder, dass ich noch ein Frischling bin, was dieses Thema angeht. Aber darauf möchte ich mal gesondert eingehen.

Als es immer später wurde habe ich beschlossen wieder eine Unterkunft aufzusuchen. Es sind zwar noch einige Kilometer, aber bis Zirc schaffe ich es nun auch noch. Dort wird mir eine gute Schlafmöglichkeit angezeigt.

Also weiter gekämpft. Immer weiter nach oben, bis ich dann endlich dort angekommen bin.

Eine nette Frau nimmt mich in Empfang. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Dafür plötzlich mit Deutsch. Sie führt mich zum Zimmer und Boom, hab ich wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Schade, dass ich nur eine Nacht bleibe.

Erst als ich alles ins Zimmer gebracht habe, stelle ich fest, dass die heutige Strecke die längste war und eine beachtliche Zahl an Höhenmeter aufwies.

Tag 8

 

Am nächsten Morgen saß ich gegen 10 Uhr wieder auf dem Fahrrad. Heute habe ich mir nur den Balaton als Ziel gesetzt um ein wenig mehr Zeit für die Region abseits der Strecke zu haben.

Da es gestern lange Zeit Berg auf ging, wurde ich heute mit einer langen Abfahrt entschädigt.

Am beeindruckendsten war dann jedoch der plötzliche Wechsel der Landschaft. Bis hier hat die Natur und Fauna doch sehr der gewohnten in Deutschland geglichen. Schlagartig wurden daraus jedoch Bäumchen und Büsche. Weitläufige Wiesen mit gelegentlichen Steinformationen. Jetzt wird mir erst richtig bewusst, dass es Richtung Süden geht.

Auch der Anblick der Ortschaften änderte sich. Es wirkte nicht mehr so modernisiert. Alles etwas einfacher und ländlicher. Der Norden von Ungarn scheint hier der Kornspeicher des Landes zu sein. Wovon die Region lebt, welche ich nun durchfahre, lässt sich noch nicht erkennen.

Besonders in Erinnerung auf diesem Weg, bleibt mir der kleine Ort Hajmáskér. Beim durchqueren fällt mir eine Turmspitze zwischen den Bäumen auf Ich bin neugierig und möchte dies aus der Nähe betrachten.

Ein wohl ehemals prachtvolles Gebäude ist hier zu einer Ruine verkommen und sich selbst überlassen. Ein trauriger und zu gleich schöner Anblick.

Über eine kleine Seitenstraße fahre ich weiter durch den Ort und sehe Kinder auf einem Steinplatz Fußballspielen. Beim genaueren betrachten bemerke ich, dass es sich scheinbar um einen Sportunterricht handelt.

Ich steige vom Fahrrad und begebe mich zum Lehrer. Doch verdammt. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Auch Deutsch versteht er nicht. Das ist sehr schade, da ich gerne etwas mit ihm gequatscht hätte.

Wenigstens konnte er mir die Erlaubnis geben, die Kinder bei ihrem Fußballspiel zu fotografieren. Diese hatten auch sichtlich Freude daran für einen kurzen Moment im Rampenlicht zu stehen und das Spiel hat für den Zeitpunkt meiner Anwesenheit deutlich an Fahrt aufgenommen.

Alles war sehr einfach. Im Hintergrund ein deutlich sanierungsbedürftiges Gebäude, welches offensichtlich auch nicht mehr genutzt wird und davor die Kinder, welche Spaß an ihrer Bewegungsstunde haben.

Dies ist ein Augenblick, der mir in Erinnerung bleibt. Auch jetzt wo ich diesen Text schreibe, freue ich mich, wenn ich daran denke. Ich hoffe ich habe noch einmal Gelegenheit Kinder beim Unterricht einen Besuch abzustatten. Das behalte ich im Hinterkopf.

Es ging weiter durch kleinere Ortschaften, an welchen ich auch gerne mal die kleineren Nebenstraße durchstöberte.

An einer Stelle ist mir eine Katze aufgefallen, welche scheinbar die Sonne genossen hat. Doch bei genauerem hinsehen, war doch zu erkennen, dass die Katze nicht aus Spaß an der Sonne dort gelegen hat, sondern aus Kraftlosigkeit. Mehr als Wasser konnte ich ihr jedoch nicht anbieten. Das arme Geschöpf war übersät von Blessuren und Hautveränderungen. Ein trauriger Anblick.

Beim durchqueren der Ortschaften, wurde mir auch klar, dass die Leute hier, einen ganz andere Beziehung zu ihren Tieren haben. Viele Hunde habe ich gesehen, welche einfach nur an der Kette gehalten wurden. Auch der allgmeine Zustand von vielen Vierbeinern in den Höfen, entsprach nicht dem mir gewohnten und gewünschten Bilde. Doch auch dies, ist noch mal ein Thema für sich.

So nährte ich mich dem Balaton. Zuletzt war ich hier gewesen zu Abschlussfahrt in der 10. Klasse. An Erinnerung ist mir jedoch nicht viel geblieben.

Es fällt sofort auf, dass die Zeit hier stehen geblieben scheint. Viele Gebäude scheinen noch im Zustand wie vor 30 Jahren zu sein. In Stand gehalten und funktional. Immer mal wieder auch verfallene Gebäude. Etwas Schade ist der Anblick schon.

Dies wird besonders klar, wenn man den Balaton selbst erreicht. Ich hatte nun besonderes Glück mit dem Wetter. Die Sonne lies den See im schönsten Blau erstrahlen. Auch wenn keine Badegäste mehr vor Ort sind, kann man sich sehr gut vorstellen, wie es hier zur Sommersaison aussehen muss.

Ich habe mich über eine Stunde einfach nur an den See gesetzt, etwas gegessen und die Windsurfer beim gleiten über die Seefläche beobachtet.

Ich konnte mich ein wenig mit einem Mann mit einem mix aus Englisch und Deutsch unterhalten. Er erzählte mir, dass im Sommer hier noch immer viel los ist und im Winter zwischen Januar und März der See auch zufriert und man die Eisfläche super für Wintersport nutzen kann.

An warmen, sonnigen Tagen wie diesen, fällt es mir schwer vorzustellen, wie diese Region und der See in Eis und Schnee gehüllt aussehen. Das würde ich auch gerne mal sehen. Aber nicht diesmal.

Ein Stück bin ich dann noch auf Balaton entlang gefahren bevor ich mit eine Unterkunft für die nächsten 2 Nächte gesucht habe.

Ich habe mal wieder einen Rest Day geplant. Morgen soll das Wetter eh nicht sonderlich attraktiv werden und ich möchte noch ein wenig meiner Route, meinem Verbleib planen und an der Webseite arbeiten.

Fazit bis hier her. Der Trip läuft anders, als ich es geplant habe. Aber ich wachse noch. Es ist meine erste große Reise. Dann noch mit dem Fahrrad. Ich habe mich viel mit dem Thema in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt. Doch erst wenn man es selbst erlebt, weiß man, wie man die Sache mit sich regelt. Ich lerne von Tag zu Tag dazu und fange jetzt erst richtig an, mich an das Leben Unterwegs zu gewöhnen.

Ich bin gespannt was noch kommt und wie sich diese Reise entwickeln wird.