Monat: Oktober 2019

Mehr Rehaurlaub als Abenteuerreise

Kapitel 5

„Nur weil's mir nicht gut geht, heißt nicht mir geht es schlecht.“

Tage 20 bis 22 (21. - 23.10.2019)

Die weiteren Tage in Zagreb waren nicht sonderlich spannend für mich. Mein Bewegungsradius noch eingeschränkt und eher gelangweilt von Großstädten habe ich meine Tage damit verbracht die Gegend zu erkunden, aber in erster Linie mein Knie Ruhe zu gönnen. Schließlich wurde es auch von Tag zu Tag langsam besser und ich konnte bald wieder normal laufen. Aber nicht Schmerzfrei.

Am 22. Oktober habe ich einen kleinen Abstecher zur Universität von Zagreb gemacht in der Hoffnung ein paar Studenten für ein Interview zu gewinnen. Dies hat sich als unerwartet schwierig herausgestellt. Die meisten waren sehr scheu und wollten gar nicht groß mit mir reden.

Nur ein Jura Student hat sich eine weile mit mir unterhalten. Jedoch durfte ich unser Gespräch nicht aufzeichnen. Er war ein Student aus Bosnien und Herzegowina und hat mir ein wenig was zur politischen Situation in Bosnien und Herzegowina und Kroatien erzählt.

Ein schwieriges Thema, welches ich nicht so einfach anschneiden möchte. Da ich mir weder Notizen während unseres Gespräches noch Aufnahmematerial habe, kann ich jetzt auch nicht mehr alles wiedergeben, was er zu sagen hatte.

So bin ich weiter gezogen. Auf einer Bank gegenüber der Uni sah ich dann einen jungen Studenten sitzen, mit einem T-Shirt von Feine Sahne Fischfilet. Dies hat mich so überrascht, dass ich ihn angesprochen habe.

Und welch Überraschung, er ist Deutscher. Als ERASMUS Student aus Berlin verbringt er die nächsten neun Monate seines Jura Studiums in Zagreb. Dies scheint auch ein populärer Trend zu sein. Allein in seinem Jahrgang meinte er, dass 20 % Deutsche in den Vorlesungen sitzen.

Wenn man die Stadt so sieht, warum auch nicht? Hier lässt es sich gut aushalten und die Stadt hat alles, was man als Student braucht. Nehme ich mal an. Zumindest gibt es viele Bars. Braucht man noch was?

Das verrückteste kristallisiert sich jedoch erst im Laufe unseres Gespräches raus. Er kommt nicht nur aus dem selben Bundesland wie ich, sondern tatsächlich ist er auch aus Luckenwalde.

Das geht jetzt wohl an alle Mathematiker da draußen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit jemanden aus meiner Heimatstadt Tausend Kilometer entfernt zu treffen?

Dadurch hatte man direkt weiteren Gesprächsstoff. Die Pflicht der Uni lies unsere Unterhaltung dann aber Enden und ich habe meinen Weg fortgesetzt.

Die Interviews hatten sich für mich erledigt und ich bin weiter gezogen um mich am Bahnhof zu erkundigen, wo ich überall von Zagreb aus hin fahren kann.

Der Dame am Informationsschalter habe ich klar gemacht, dass ich so weit wie Möglich Richtung Süden möchte.

Ich hatte mich vorher schon Informiert und es schien Split zu sein. Sie hat mir auch bestätigt, dass dies die letzte erreichbare Station mit dem Zug ist. Es gibt einen Nachtzug, welcher auch die Mitnahme von Fahrrädern ermöglicht. Prima. Dann weiß ich doch Bescheid, damit lässt sich planen.

Für mich ist nach wie vor die Frage, wie es mit meiner Reise weitergehen soll. An weiterfahren ist nach wie vor nicht zu denken. Diese unglückliche Situation verschafft mir viel Kopfzerbrechen. Dabei in einer Großstadt wie Zagreb festzusitzen erheitert nicht gerade meine Stimmung.

Wollte ich doch eigentlich auf diesem Trip viel Zeit auf dem Land und in der Natur verbringen. So Enden lassen, kann ich mein kleines Abenteuer aber auch nicht.

Split. Das soll es sein. Dort gebe ich mir noch mal eine ganze Woche Zeit um meinen Knien die nötige Ruhe zu gönnen. So ein kleiner Rehaurlaub am Meer, klingt doch eigentlich nicht verkehrt.

Also habe ich mir online eine günstige Unterkunft gebucht. Damit ist das Fest.

Am nächsten Morgen hieß es dann für mich zusammenpacken und meine schöne Wohnung in Zagreb verlassen.

Aufsteigen war leider nicht drin. Das Fahrrad musste zum Bahnhof geschoben werden. Am Ticketschalter hatte ich etwas Pech mit der Dahme hinter der Scheibe. Scheinbar hatte sie heute keinen guten Tag. Auch wenn etwas unfreundlich, haben wir es dann irgendwann geschafft mein Ticket so zu buchen, wie ich es brauche.

Der Nachtzug von Zagreb nach Split soll es werden. Gibt es nur ein kleines Problem. Was mache ich den ganzen Tag bis halb 11 heute Nacht?

Da findet sich schon was. Die Stadt ist ja groß. Also mein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof verstaut und das Fahrrad in der Nähe festgekettet.

Wollen wir doch mal sehen was Zagreb noch so zu bieten hat. Meine Runde führte mich raus aus der Altstadt. Ich will doch auch mal sehen, ob die Stadt auch außerhalb der Tourismuszonen sehenswert ist.

Da muss ich jedoch schon sagen, dass die Stadt in erster Linie von ihrer Altstadt lebt.

Nach einer Runde durch den Bundek City Park habe ich wieder die Innenstadt aufgesucht.

Dort angekommen habe ich durch Zufall noch mal meine Vermieterin getroffen. Ein kurzer Plausch und weiter geht es. An dieser Stelle mache ich einfach mal unbezahlte Werbung für die Cookies Apartments in Zagreb. Mehr im Zentrum geht halt nicht.

Ich habe mich dann ins Kino begeben. Das Gute in Kroatien ist nämlich, dass Filme nicht nachsynchronisiert werden. Somit kann man sich Filme in Originalton mit kroatischem Untertiel anschauen. Meine Chance den neuen Joker Film zu sehen.

Ein schönes Kino, gemütliche Sitze. Was will ich mehr? Ach ja, ein guter Film wäre fein. Dieses Kriterium wurde zum Glück auch zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.

Als ich aus dem Kino kam, war es auch schon dunkel. Nicht mehr lang bis mein Zug geht. Ich nutze die letzten zwei Stunden um noch mal chinesisch Essen zu gehen. Dann sammel ich mein Fahrrad ein und gehe zu den Schließfächern am Bahnhof.

Ich habe genug Zeit um mein Zeug wieder zu verstauen bevor ich mich zum Gleis begebe.

Am Gleis wartet bereits der Zug auf seine Gäste. Er wird noch kurz vorbereitet ehe wir den Zug betreten können. Ich bin der Einzige der sein Fahrrad im dafür vorgesehen Abteil verstauen muss. Das macht das Einsteigen und verstauen des Fahrrads um so einfacher. Danach bringe ich meine Taschen in ein freies Abteil.
Hier bin ich nun also die nächsten 8 Stunden. Das lässt sich aushalten.

Nach ein paar Minuten gesellt sich noch ein älterer Herr in mein Abteil. So soll es auch den Rest der fahrt bleiben. Es ist eben keine Urlaubssaison. In den Berichten habe ich andere zustände gelesen.

Der nette Herr und ich kommen ins Gespräch. Er arbeitet für die UEFA und ist daher viel Unterwegs. Er erzählt mir ein wenig über seine Arbeit und lässt mich so ein wenig hinter die Kulissen der des Fußball verrückten Europas blicken.

 

Irgendwann kommen wir zur Ruhe. Er muss auch direkt vom Zug zur Arbeit. Arbeit? Was ist das? Jeder von uns hat seine 3 Sitze auf denen er sich lang machen kann. Ich habe zwar keinen durchgängigen Schlaf, aber erholsam genug um etwas Energie nachzutanken.

Tag 23 (24.10.2019)

Gegen 6 Uhr beschließe ich wach zu bleiben um zu beobachten, wie wir uns dem Adriatischen Meer nähren. Da wir schon ziemlich weit am Ende des Jahres sind, bleibt es jedoch fast die komplette Strecke dunkel. Erst kurz vor Split kann ich das Meer in der Morgenröte sehen. Doch auch im dunkeln war es ein faszinierender Anblick, die Lichter entlang der Küste zu sehen, wie sie sich in der glatten Meeresoberfläche spiegeln.

Ich habe auch zwei Reiseberichte aus der Sommerzeit im Internet zu dieser Zugstrecke gefunden. Wer Interesse hat, kann sie gerne Nachlesen.

Nachtzug von Zagreb nach Split: Ein muss für Interrailer

Auf der Likabahn von Zagreb nach Split: Eine Bahnreise von der kroatischen Hauptstadt nach Dalmatien und an die Adria

So schön der Anblick auch war. Es hat mich dann auch ein wenig traurig gestimmt, diese Strecke nicht selbst mit Fahrrad gefahren zu sein. Sich die Serpentinen auf dem Fahrrad entlangzuschlängeln mit Blick aufs Meer wäre mit Sicherheit eine fabelhafte Tour gewesen. Ich mache aber das Beste draus.

Als wir den Bahnhof in Split erreichen ist es gegen 7 Uhr. Endstation. Genug Zeit für die schlafenden Fahrgäste wach zu werden und den Zug zu verlassen. Mein Abteilgenosse und ich verabschieden uns und ich Bringe mein Sack und Pack vor den Zug. Das Fahrrad wird aus seiner Hängeposition befreit.

Die Türen sind schmal und der Einstieg hoch. Es ist wirklich ein Balanceakt den Zug unbeschadet zu verlassen. Ich schaffe es nicht. Ich stolper etwas mit dem Fahrrad die Treppe hinunter und schabe mir an den Pedalen mein Bein auf.

Willkommen in Split.

Man riecht schon das Meer. Ich habe noch etwas Zeit bevor ich meine Unterkunft beziehen kann. Zeit um schon mal einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Das Fahrrad wird bepackt und der Bahnsteig verlassen.

Kaum raus, da ist es. Das Meer. Der Bahnhof liegt tatsächlich direkt am Hafen. Wow. Schon weiß ich, es war die richtige Entscheidung den Trip fortzusetzen und nicht abzubrechen.

Die Stadt schläft noch und so kann ich in aller Ruhe die Hafenpromenade entlangschlendern und den Blick auf den ruhigen Hafen genießen. Zufriedenheit kehrt ein. Schmerz und Frust der letzten Tage sind vergessen. Hier verbringe ich nun die nächsten 7 Tage. Meeresluft und Salzwasser als Rehabilitationsmaßnahme.

Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus und schlender einfach am Meer entlang so weit es geht. Bleibe immer mal wieder stehen, setze mich und genieße den Blick.

Auf einer Anhöhe treffe ich zwei andere Radreisende.

Das musste ich auch im Laufe meiner Reise feststellen. Reisende mit Rad grüßen sich immer und wenn man nicht nur aneinander vorbeifährt, kommt man so gut wie immer ins Gespräch.

Es ist immer super interessant zu hören, was andere so Erleben und wie diese ihre Expedition gestalten.

Diese beiden sind Brüder im Ruhestand von der Nordspitze der Insel Yeongheungdo, in Südkorea. Wir unterhalten uns glaube ich über eine Stunde. Sie trocknen in der Morgensonne ihre Schlafsäcke und Zelt. Nutzen diese Zeit um ihr Frühstück zu sich zu nehmen.

Die Art wie sie Reisen, habe ich so vorher auch noch nicht gehört. Mit ihren bepackten Klapprädern sind sie von Südkorea nach Frankfurt am Main geflogen. Von diesem Startpunkt fahren sie immer mit dem Bus von Ort zu Ort, bleiben an diesem 2 Tage und fahren mit ihren Fahrrädern dort umher und erkunden die Gegend ehe sie wieder mit dem Bus zum nächsten Ort fahren. Durch Deutschland, Frankreich, Schweiz, Östereich und so weiter haben wir uns also in Split getroffen.

Sie sind auf dem Weg nach Istanbul von wo aus sie dann wieder zurück in die Heimat fliegen.

Sie erzählen mir, dass sie bis jetzt jede Nacht unter freiem Himmel verbracht haben. Diese zwei Herren sind deutlich härter im nehmen als ich. Gerade in Deutschland hatten sie die ersten Tage nur schlechtes Wetter. Einmal sogar mit Schnee. Trotz dem haben sie durchgezogen. Jetzt fühle ich mich schon etwas lächerlich.

Und warum sind sie mit Klapprädern unterwegs? Sie lassen sich eben besser Transportieren. Der Trick liegt auch darin, das Klappräder bei Bussen nicht als Fahrrad gelten, sondern als Gepäck und somit nicht extra für diese gezahlt werden muss. Ausgefuchste Schlingel!

Nicht alle Busfahrer machen dieses Spiel mit, aber meistens kommen sie damit durch.

Einfach zwei wirklich super nette, interessante Menschen. Wir tauschen unsere E-Mail Adressen aus um auch weiter in Kontakt bleiben zu können. Schließlich haben sie mir wärmstens empfohlen mal nach Südkorea zu kommen. Wer weiß, vielleicht mache ich das.

Wir verabschieden uns und ich mache mich auf zu meiner Unterkunft. Ja, kein Zelten für mich. Aber hey, ich bin krank. Habt Mitleid mit mir!

Braucht ihr nicht. Ich hab Meer und geiles Wetter.

Auf dem Weg zur Unterkunft komme ich mit der Altstadt Splits in Berührung. Und verdammt: Was ist das?

Kleinste Gassen schlängeln sich entlang der Steinhäuser. Meine Navigationsgeräte schicken mich immer wieder auf Wege, die über Treppen führen. Ich habe doch ein Fahrrad. Ein super schweres Fahrrad! Gibt es echt keinen anderen Weg? Ach verdammt.

Ich hieve mit aller Kraft mein Fahrrad die Treppen hoch. Immer wieder sind Navi und ich verwirrt auf der Suche nach der Unterkunft.

Dann da. Da steht ein wartender Mann. Ja, ich bin später als ich gesagt habe. Sorry, ich hab nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert ist hier her zu kommen.

Er zeigt mir die Unterkunft. Klein und hat alles was ich brauche. Schon ist er wieder weg und ich kann in Ruhe ankommen.

Sachen werden verstaut. Doch hinsetzen und Ruhe ist nicht. Das Wetter ist super und das Meer nicht weit. Also alles zusammen gepackt um ins Wasser zu gehen und auf zum Strand.

Dort verbringe ich den Rest des Tages. Beine lang machen oder im Wasser kühlen. Ja, so lässt es sich aushalten.

Am Abend dann wieder der Weg zurück zu Unterkunft. Verdammt. Wo muss ich noch mal lang?

Als wäre ich im Brettspiel Das verrückte Labyrinth gefangen. Die Wege scheinen sich ständig zu verändern. Es dauert wieder eine Weile bis ich meine Unterkunft finde.

Zum Glück habe ich ja noch ein paar Tage um mich hier zurechtzufinden.

Tag 24 (25.10.2019)

Am nächsten Tag mache ich im Internet einen Arzt ausfindig. Jetzt soll doch langsam mal jemand über mein Knie schauen und mir sagen, was da genau los ist. Schließlich will ich am Ende der sieben Tage meine Reise nach Athen fortsetzen. Nach aktuellem Stand ist daran jedoch nicht zu denken.

Ein kleines Frühstück und los. Beim ersten Arzt werde ich weiter geschickt. Ich komme zu einer Poliklinik, werde hier aber auch nur zur nächsten geschickt. Die dritte Klinik nimmt mich dann endlich dran. Ich habe sogar das Glück, dass ausgerechnet heute der Orthopäde vor Ort ist.

Es ist nicht ganz billig, dass der Arzt sich Zeit für mich nimmt, aber es muss ja was passieren.

Ich muss nicht lange warten bis ich an der Reihe bin. Wobei ich nicht glaube, dass ich an der Reihe war, sondern einfach nur vorgeschoben wurde. Mir soll es recht sein.

Im Behandlungsraum erzähle ich ihm meine Geschichte und mein elendiges, bitteres, trauriges Leid. Wir unterhalten uns ein wenig. Dann muss ich auf die Behandlungsliege und er tastet mein Knie hab, macht ein paar Bewegungen und kommt zu dem Entschluss. Er denkt nicht, dass etwas am Knie kaputt ist. Es ist einfach überlastet und ich soll es schonen. So wenig wie möglich Bewegung. Am besten Beine lang machen und kühlen.

Ja das sollte ich hier hinbekommen.

Er erzählt mir, dass eben jeder Mensch anders ist. Jeder hat eine eigene Belastungsgrenze. Manche können viele tausende Kilometer fahren, ohne dadurch Probleme zu bekommen und andere eben weniger. Ich habe diese Grenze überschritten und muss nun auf mein Knie hören und diesem Ruhe gönnen.

Mir scheint als habe ich da nicht sonderlich viel Mitspracherecht.

Abschweifend hat er mir erzählt, dass er auch schon mit dem Auto und seiner Familie nach Athen gefahren sei. Montenegro ist wunderschön und die Straßen in Albanien eine Katastrophe. Ich bin gespannt. Das will ich unbedingt alles selbst noch erleben.

Zurück in der Unterkunft packe ich meine Badesachen zusammen und begebe mich zum Wasser.

Dabei kann ich es aber auch einfach nicht lassen. Ich entdecke einen tollen weg, der um die Halbinsel im Marjan Waldpark führt und wander diesen entlang.

Ich werde mit besten Ausblicken belohnt. Immer wieder gibt es nette kleine Badebuchten zwischen den Steinen. Immer mal wieder gehe ich ins Wasser und setze dann meine Wanderung fort.

Am Strand, wo ich auch die beiden Südkoreaner getroffen habe verweile ich dann den Rest des Abends bis es dunkel ist.

Dann begebe ich mich wieder zur Altstadt, suche mir dort ein Lokal um etwas zu Essen bevor ich mich wieder durch die Gassen zurück zur Unterkunft irre.

Langsam werde ich besser. Morgen verstehe ich das System endgültig. Ihr werdet sehen.

Tag 25 (26.10.2019)

Heute ist nicht viel passiert.

Die Strecke, welche ich gestern gelaufen bin, habe ich heute mit dem Fahrrad abgefahren. Dabei stelle ich leider immer wieder fest, dass es dem Knie bei weitem noch nicht gut genug geht um meine Reise nach Athen fortzusetzen. Ein paar Tage habe ich ja noch. Ich hoffe sie helfen. Mit Fahrrad bin ich aber einfach schneller an den Plätzen, wo ich ins Wasser gehen kann. Vom Arzt verschrieben natürlich. Also wieder Beine lang und entspannen.

Am Abend schlender ich noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt. Wirklich Sehenswert.

Dabei entdecke ich ein Lokal, welches ausschließlich Vegetarische und Vegane Speisen anbietet. Ist doch genau das Richtige für mich. Rein da.

Während ich dort sitze mache ich auch zwei äußerst amüsante Beobachtungen, welche auch den Kellner zum Schmunzeln bringen. Wahrscheinlich kommt es nicht so selten vor.

Die erste Beobachtung sind ein Mann und ein Kind. Sie kommen aus der Gasse ins Lokal und blicken auf die Speisetafel. Der Vater flüstert seinem Kind etwas zu er geleitet es langsam, möglichst unauffällig wieder aus dem Lokal. Kein Fleisch? Das darf er seinem Kind natürlich nicht antun.

Die zweite Beobachtung stellt eine noch typischere Szenerie dar. Ein paar kommt am Lokal entlang. Die Frau kommt interessiert herein um das Angebot zu betrachten. Als wäre ein Schutzschild an der Eingangstür, kommt der Mann jedoch der Tür keinen Schritt zu nah. Gestikulierend gibt er seiner Dame zu verstehen, dass er hier definitiv nicht essen wird. Es gibt eine kurze Diskussion vor der Tür bis diese weiter ziehen.

In der kurzen Zeit, amüsant zu beobachten. Meine Empfehlung bekommt Marta's Veggie Fusion allemal. Wer von euch mal in Split ist, sollte diesem Lokal definitiv eine Chance geben. Das ein oder andere mal, werde ich während meines Aufenthaltes sicher noch mal her kommen. Auch der Familie aus Großbritianien am anderen Tisch hat es offensichtlich geschmeckt. Sie unterhalten sich noch erheitert mit dem Kellner, kaufen etwas von den Hauseigenen Soßen und ziehen auch weiter.

Auch ich ziehe mich mit vollgefressenem Bauch in die Unterkunft zurück.

Tag 26 (27.10.2019)

Bevor ich mich heute wieder auf zum Meer mache, wasche ich ein paar meiner Klamotten im Waschbecken. Auch sowas muss regelmäßig sein. Schließlich habe ich nicht viele Klamotten dabei. Ich habe in der Unterkunft einen kleinen Wäscheständer und eine Terrasse. Bei dem Wetter sollte alles schnell wieder trocken sein.

Wie gestern, wollte ich heute auch nur wieder ans Wasser. Auf dem Weg dorthin beschließe ich aber kurzerhand den Berg im Marjan Waldpark zu erklimmen um einfach mal einen schönen Blick über die Region genießen zu können.

Bergauf schiebe ich das Fahrrad um das Knie zu schonen. Da es ein sanfter Anstieg ist, fühlt es sich auch nicht belastend an.

Es gibt immer mal wieder Ausblicke die einen wunderschönen Blick über die Stadt, die Bucht, auf das Adriatische Meer und die Berge liefern. Wahnsinn.

Wirklich meine beste Entscheidung von Zagreb aus hier her zu kommen.

Nach meiner kleinen Bergtour rolle ich wieder zurück zum Strand und verbringe dort den Rest des Tages bis es dunkel wird.

Zum Abschluss schlender ich wieder durch die Altstadt. Es gibt immer wieder neue Winkel zu entdecken. So lasse ich den Abend ausklingen.

Tag 27 (28.10.2019)

Jetzt ist schon Montag. Mein Knie macht leider immer noch Probleme. Langsam mache ich mir sorgen, ob das bis Donnerstag noch was wird.

Wie dem auch sei. Heute soll noch mal schönes Wetter werden, bevor es die kommenden Tage dann auch mal wieder unter die 20 Grad Marke fällt. Also rauf aufs Fahrrad und durch den Marjana Waldpark ab ans Wasser.

Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich bei einen meiner Streifzüge durch die Stadt mir eine Taucherbrille gegönnt habe. Meine eigene aus Deutschland habe ich nicht mitgenommen, da ich nicht damit gerechnet hatte, im Meer baden gehen zu können. Fehler. Um Frauen kennen zu lernen, ist die Apparatur auf meinem Gesicht sicher nicht geeignet, dafür aber um so mehr um den Meeresbewohnern zuzuschauen.

Ich verbringe Stunden jeden Tag einfach durch Wasser zu paddeln und zu beobachten, was sich in der Tiefe alles so tut. Am schönsten ist es dabei auch einfach mal durch einen Schwarm Fische zu tauchen. Diese sind immer super entspannt. Sie lassen mich zum greifen Nah heran kommen um dann im letzten Moment davon zu flitzen. Sie wissen, dass dieser große, dicke, weiße Mann einfach viel zu behäbig ist, als dass er ihnen gefährlich werden könnte.

Es ist ein so meditativer Anblick, dass ich manchmal fast schon vergesse zum Atmen aufzutauchen. Lediglich der Überlebensinstinkt treibt mich dann immer wieder an die Oberfläche.

Ich bleibe wieder, bis die Sonne am Horizont verschwindet. Ein Anblick, dem ich einfach nicht überdrüssig werde.

Weißt du schon wie es weiter gehen soll?

Ja meine Lieben. Zum Abschluss dann mal wieder ein paar Gedanken. Es läuft ja nun alles ziemlich anders, als ich es zu Beginn meiner Reise gedacht habe.

Aber so ist das nun mal.

Die einen mögen sagen, der fährt zu wenig Fahrrad. Andere denken sich, mit Natur und Abenteuer hat das nicht viel zu tun. Eigentlich macht der doch nur Urlaub.

Ich nehme solche Kommentare nicht als Kritik war und verübel sie auch niemanden. Letztlich ist und bleibt es jedoch meine Reise und ich mache sowieso was mir gefällt. Ich zwinge mich nicht dazu nur etwas zu tun, weil man es von mir erwartet. Wenn ich etwas tue, dann nur weil ich es will, oder weil ich mich selbst aus meiner Komfortzone zwinge.

Derzeit muss ich einfach auf meinen Körper hören. Ich finde es super Schade, was ich dadurch vielleicht schon alles verpasst haben mag. Aber ich habe dadurch auch andere Erfahrungen gesammelt. Ich war noch nie solange Unterwegs, geschweige denn außerhalb von Deutschland.

Meine schönsten Erfahrungen habe ich bis her immer außerhalb von Urlaubsregionen gemacht. Mit dem Fahrrad dort entlang zu kommen, wo das Alltägliche Leben der Bewohner des jeweiligen Landes statt findet. Dörfer, Felder, Wälder, Flüsse, Seen, Berge. Dort entlang zu radeln ist einfach super entspannend und vielseitig. Auch wenn ich mir manchmal weniger Felder gewünscht hätte. Aber hey, von irgendwas müssen wir ja alle Leben.

Andererseits muss man aber auch einfach sagen, dass Tourismusgebiete immer dort sind, wo besondere Hotspots sind. Es ist verständlich, dass eine Stadt wie Split sich weltoffen präsentiert um Profit daraus zu ziehen. Die Menschen hier leben davon. Klar gibt es hier und dort Plantagen mit Orangen und Oliven, das ein oder andere Schiff welches zum Fischen aufs Meer raus fährt, aber Dreh- und Angelpunkt ist der Tourismus.

Während meines Aufenthalts hier, habe ich mich auch mehr mit dem Thema Low-Impact-Tourism, also Sanfter oder Nachhaltiger Tourismus auseinander gesetzt und hoffe euch bald mehr zu dem Thema präsentieren zu können.

Das soll es jetzt aber auch erst mal gewesen sein. Schreibt gerne hier in die Kommentare, was ihr so denkt. Was ihr anders machen würdet. Vielleicht habt ihr euch auch schon mal mit dem Thema Nachhaltiger Tourismus beschäftigt, dann lasst es mich wissen.

In diesem Sinne: Immer die Nase in den Wind!

Hauptstadt auf Rezept

Kapitel 4

Na ja, dann ist es halt so.

Auch wenn wir nicht ändern können, was geschehen ist, bleibt uns ja immer noch die Wahl, wie wir damit umgehen.

Wenn meine 2 Tage Pause etwas gutes hatten, dann das ich endlich genug Zeit hatte um an der Webseite zu arbeiten, so dass diese endlich online gehen konnte.

Ich hoffe sie gefällt. Kommentare und Feedback sind immer erwünscht. Ich mache auch meine Fehler und freue mich, wenn ich wenigstens aus diesen lernen kann.

Tag 16

 

Das war es also mit der Ruhe. Heute endlich wieder Sachen zusammen packen und weiter. Nach dem Aufstehen noch mal Flexion und Extension vom Knie prüfen. Klappt. Nicht perfekt, aber wird schon gehen.

Irgendwie muss ich nach Zagreb kommen. 120 Kilometer, die das Knie noch mal richtig auf die Probe stellen. Bevor es aber endgültig los gehen kann, gönne ich mir noch mal ein ausgiebiges Frühstück. Die letzten 2 Tage habe ich kaum Energie verbraucht. Aber heute soll mal wieder an den Reserven gezerrt werden.

Alles in Ruhe zusammen gepackt. Soll ja alles an seinem Platz sein. Das Fahrrad ist schnell beladen. Kurz vor 11 Uhr sitze ich endlich wieder auf dem Sattel. In Letenye noch ein kurzer Stopp um neue Wasserflaschen zu kaufen. Dann immer weiter Richtung Grenze.

Leider bin ich noch nicht mal richtig an der Grenze, da fängt das Knie wieder an sich zu melden. Aber egal, weiter jetzt.

An der Grenze nach Kroatien werde ich zum ersten mal richtig kontrolliert. Wo normalerweise Autos ein und ausreisen, fahre ich mit meinem Fahrrad an die Schranke und werde zum Schalter gewunken. Personalausweis. Griffbereit. Grund und Ziel der Reise? Urlaub und fürs erste Zagreb. Kurzer Blick aufs Fahrrad. Alles klar weiter.

Schon trete ich wieder in die Pedalen. Diesmal nur in einem anderen Land. Hallo Kroatien. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite. So geht es immer vorwärts.

Ja, das Knie ist wieder voll da. Ich Fluche jetzt nicht. Ich fahre einfach weiter und akzeptiere den Fakt, das es so ist.

Auf meinem Weg komme ich an diversen Beschilderungen vorbei, welche auf irgendwelche Radwege hinweisen. Nach Überprüfung der Streckenführung muss ich leider jedes mal feststellen, dass diese mich nicht zur Hauptstadt führen. Also vertraue ich weiter meinem Navigationsgerät und fahre treu den Anweisungen der Technik nach.

Es geht über Landstraßen, mal mit Seitenstreifen für Fahrrad, meistens aber ohne, über Ortschaften und an vielen Feldern vorbei. Offensichtlich ist gerade Erntezeit für den Mais. Die Pflanzen sehen vertrocknet aus und trotz dem ziehen die riesigen Landmaschinen ihre Bahnen um den Ertrag für den Winter zu sichern.

Die Straßen auf denen ich geführt werde, werden immer größer, die Schmerzen im Knie immer schlimmer und zu allem übel fängt das linke Knie nun auch mit der selben Symptomatik an. So macht Fahrradfahren leider keinen Spaß. Dennoch lasse ich immer wieder meine Blicke über die von Bäumen bedeckten Hügel und Berge streifen. Die vielen Farben der Chlorophylllosen Blätter gepaart mit der strahlenden Sonne lassen die Landschaft Kroatiens wahrlich in einem goldenen Herbst erscheinen.

Als ich mich der 60 Kilometer Marke nähre fange an ich mir Gedanken um einen möglichen Schlafplatz zu machen.

Schnell fasse ich den Entschluss, diese Nacht im Zelt zu verbringen.

Erst habe ich noch darüber philosophiert, warum ich bis her nicht bereit war im Freien zu schlafen und jetzt bietet es sich einfach zu gut an.

Es dauert eine Weile bis ich eine potentielle Stelle zum Bleiben finde. Ich fahre eine Nebenstraße meines eigentlichen Weges rein. Ein paar Meter Anstieg und dann in einen Waldweg.

Hier sieht es doch gut aus. In der Ferne höre ich Traktoren und Kettensäge Geräusche. Aber fern genug, dass ich mir keine Gedanken machen brauch. Frische Fuß- oder Reifenspuren sehe ich hier auch keine.

Das Zelt ist schnell aufgeschlagen. In Vorbereitung habe ich das oft genug geübt. Da es für zwei Personen ausgerichtet ist, passen all meine Taschen neben meinen Schlafplatz. Alles sicher verstaut. Es wird noch eine Kleinigkeit gegessen, ehe ich mich in den Schlafsack murmel.

In der Natur lebt man mit der Sonne. Sie geht unter und ich werde müde.

Zu meiner eigenen Überraschung schlafe ich erstaunlich gut. Ich werde zwei bis drei mal wach. Aber es dauert nie lange, bis ich wieder einschlafe.

Tag 17

Kurz vor sieben Uhr, werde ich mit der Dämmerung wach. Ich lasse mir etwas Zeit, um mich zu sammeln. Dann Morgenroutine-Light, ein wenig zusammenräumen, Frühstücken, Fahrad beladen und weiter. Da ich gestern 70 km gefahren bin, stehen mir heute nur noch knappe 50 Kilometer bevor.

Diese 50 Kilometer sollen es in sich haben. Nicht weil die Strecke so anstrengend ist, sondern weil mir beide Knie starke Probleme machen.

Bringt alles nichts, ich will in Zagreb ankommen. Dort habe ich mir eine Unterkunft für die nächsten Tage gebucht um mich auszukurieren.

Nach dem alles sicher verstaut ist, geht es durch den Morgentau zurück auf die Strecke. Mystisch werden die kleinen Berge von Wolken aus Tau bedeckt. Im Laufe des Vormittags setzt sich die Sonne immer mehr durch. Die Temperaturen steigen und ich nähre mich Zagreb.

Auf der Straße immer weiter. Nur das Ziel vor Augen. Wirklich genießen kann ich die Strecke nicht. Daher gibt es leider auch nicht viele Bilder.

Kurz vor 14 Uhr kann ich meine Unterkunft in der Hauptstadt Kroatiens beziehen.

Bevor ich mich jedoch zur Ruhe setze gehe ich noch zur Apotheke und hole mir eine Salbe um den Heilungsprozess zu unterstützen.

Im Supermarkt werden ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage organisiert und dann zurück in die Wohnung.

Endlich Füße hoch. Die Ruhe muss jetzt sein.

Tage 18 und 19

Auch die Folgetage nutze ich zur Genesung.

Ich arbeite an der Webseite und gehe ab und zu auf einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt. Aber nie lange, da ich noch zu große Probleme habe.

Ich hoffe aber, dass sich das bald ändert und ich mir Zagreb mal genauer anschauen und erleben kann.

Wieder habe ich genug Zeit um mir zu überlegen wie ich meine Reise fortsetzen soll.

Der Trick ist es, das Beste aus der Situation zu machen. Und genau darum kümmere ich mich jetzt.

Wie weiter?

Kapitel 3

"Wenn ein Drache steigen will, muss er gegen den Wind fliegen." - chinesisches Sprichwort

Tag 9

Nachdem ich gestern am Balaton angekommen bin, habe ich mir wieder eine bleibe gesucht. Einen Rest Day am Balaton möchte ich mir dann doch gestatten. Das Wetter heute ist eh nicht optimal und ich kann die Chance wieder nutzen um ein wenig am PC zu arbeiten bevor es morgen in aller frische entlang des Balatons geht. Lediglich um im lokalen Supermarkt die Vorräte aufzufüllen und für den Tag etwas zu besorgen, habe ich mein Anwesen verlassen.

Solche geplanten Ruhetage dienen nicht nur als Energiespender, sie sind auch sehr dienlich um das zuvor erlebte zu verarbeiten. Das ist der große Vorteil, wenn man mit Fahrrad unterwegs ist. Anhalten wo man will, seine Umgebung wahrnehmen. Ziel ist es nicht, möglichst schnell irgendwo anzukommen, sondern die Vielseitigkeit der Strecke wahrzunehmen.

Lediglich das Wandern stellt wohl eine noch intensivere Form der Umgebungswahrnehmung dar.

Tag 10

 

Bevor es heute weiter geht, heißt es wieder packen. Wie sehr man doch sein bisschen Kram an nur einem Tag zerstreuen kann. Am Ende findet jedoch alles wieder seinen vorgesehen Stauplatz. Ein System, welches sich nach und nach verfestigt.

Bevor das Fahrrad beladen wird noch ein stärkendes Haferbrei Frühstück und dann geht's wieder ans anbauen.

Ich freue mich richtig heute weiter zu fahren. Besonders da es den ganzen Tag die Balaton-Route entlang geht. Aber nun genug gekunkelt. Es ist ja schon wieder um 11. Los jetzt.

Kaum los habe ich die ersten Gelegenheit genutzt um ans Wasser zu gehen. Der Tag ist dabei sein Versprechen einzulösen. Vom gestrigen Regen ist nichts mehr übrig. Heute schwebt die Sonne als alleiniger Himmelsbesitzer über dem See.

Es dauert nur wenige Kilometer und mein Ersteindruck vom Balaton und der Region wandelt sich komplett. Als wäre ich hunderte Kilometer vom Nord-Östlichen Ende des Sees entfernt, tut sich rund um die Halbinsel Tihany ein komplett anderes Bild auf.

Hier wurde viel Geld in Sanierung, Modernisierung und Tourismus gesteckt. Es reihen sich Hotels und Ferienwohnungen sowie dazugehörige Restaurants und Shops aneinander. Freizeitmöglichkeiten gibt es zu Genüge. Ohne direkt nach ihnen gesucht zu haben komme ich an Spaßbädern, Seilgärten und GoKartBahnen vorbei. Ja, das hier ist ein Urlaubsgebiet.

Auf Tihany selbst gibt es einen kleinen Hügel auf welchen sich ein kleiner Ort erstreckt. Hier wurde auch versucht das traditionelle noch beizubehalten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass hier zur Hochsaison andere Zustände herrschen. So war es für mich ein sehr angenehmes Vorankommen mit ständigen Halts um die Aussicht auf den riesigen Balaton zu genießen.

Desto mehr ich mich von der Halbinsel entfernte änderte sich auch wieder das Bild. Nicht mehr ganz so modern und zugebaut.

Ab Badacsonytomaj führte die Route etwas weg vom See durch ein Weinanbaugebiet. Offensichtlich auch ein sehr beliebtes Ziel unter Wanderern. Der sonnige Tag hat sie alle herausgelockt. Scharen von Menschen, bestückt mit Sonnenhüten, Wanderschuhen und Trekkingstöcken, wuselten durch die Weinebenen.

Ein Weinkeller nach dem anderen lud mit frischen Brot, fabelhaften Ausblick und natürlich Wein, die Leute zum verweilen ein.

Mist, jetzt klinge ich schon wie so ein Touristenguide den es an jeder Tankstelle zu kaufen gibt. Dabei habe ich nicht mal, auch nur eines, der Angebote genutzt. Mir hat es gereicht beim langsam Fahren die Aussicht zu genießen und in den Sonnenuntergang zu radeln.

Apropos Sonnenuntergang. Ich muss mir mal wieder Gedanken machen wo ich verbleibe. Zelten mache ich wieder nicht. Jetzt bin ich auch wieder Abseits genug von den touristischen Ballungsgebiet, dass sich schnell eine passable Unterkunft für die Nacht findet.

Die Akkus der Technik laden und am nächsten Morgen wieder zeitig los. 80 Kilometer habe ich heute geschafft. Hätte ich gar nicht gedacht, nach dem ich so viel angehalten habe um einfach zu beobachten.

Zum Abschluss von diesem Tag, möchte ich an dieser Stelle noch mal auf einen anderen genannten Punkt von mir zu Sprechen kommen.

Der Umgang mit den Tieren. Ich möchte da nämlich kein Schubladendenken oder eine einseitige Sicht über ungarische Menschen unterstützen.

Nachdem ich auf meinem Weg bis hier her, viele Tiere gesehen habe, bei denen die Haltungsbedingungen nicht meinen Vorstellungen entsprechen. Hat es mich umso mehr gefreut wenn es Menschen gibt, welche sich um ihre Tiere sorgen. Auch wenn es nur ein Gesuche nach einer entlaufenen Katze ist. Dies zeigt, dass die Samtpfote eben nicht nur ein Mäusefänger für den Besitzer ist.

Auch wenn mir persönlich so etwas zu selten auffällt, darf man solche Aspekte nicht aus den Augen verlieren.

Tag 11

Noch vor 9 Uhr saß ich wieder auf dem Fahrrad. Heute will ich die 90 Kilometer bis zur kroatischen Grenze schaffen.

Das bedeutet für mich, Abschied nehmen vom Balaton. Dies dann doch etwas unspektakulär an einem noch grauen Tag.

Mit der Entfernung vom Balaton, musste ich auch wieder mit den Straßen vorliebnehmen. Doch auch dies ist kein Problem, da es genug kleinere Nebenstraßen gibt, welche nicht so befahren sind.

Vorbei an Feldern und vielen Dörfern schlängelten sich die Straßen durchs Land. Erst kurz vor 12 Uhr habe ich an einem kleinen Supermarkt Stopp gemacht und mir etwas zum Frühstück geholt.

Ich komme außergewöhnlich gut voran, so dass das 90 Kilometer Ziel heute kein Problem sein sollte.

Es ging immer weiter. Das Knie fing ein wenig an zu zwicken. Aber ich habe es ignoriert und bin weiter gefahren.

Irgendwann wurde es immer schlimmer und ich musste versuchen irgendwie das Knie zu entlasten. Doch keine Chance. Wie soll man beim Treten das Knie entlasten?

Als ich Nagykanizsa erreichte, war es dann so schlimm, dass es für mich keine Möglichkeit gab weiter zu fahren. Selbst laufen hat mittlerweile Schmerzen verursacht.

Verdammt. Ich lag perfekt in der Zeit. Enttäuscht und genervt habe ich mir eine Unterkunft gesucht. Dies hat sich als schwieriger als erwartet herausgestellt, so dass ich in ein Hotel gegangen bin.

Dann alles aufs Zimmer gebracht und Beine lang gemacht.

Scheiße, hoffentlich ist das morgen wieder weg.

Tag 12

 

Nein ist es nicht. Das Knie schmerzt noch genauso wie gestern. Also zur Hotellobby und mein Zimmer um einen weiteren Tag verlängert.

Weiter schonen. Es ist Sonntag, doch zum Glück haben in Ungarn trotz dem einige Geschäfte geöffnet. So habe ich mir einen Drogeriemarkt rausgesucht um zu schauen, ob ich da etwas finde, was mir weiter helfen kann.

Auf dem Weg dahin, habe ich das Fahrrad genommen. Nur nach wenigen Metern musste ich aber wieder schieben und konnte immer durch zwischendurch mal rollen.

So ein Mist. Mit so einem Rückschlag habe ich nicht gerechnet.

Im Drogeriemarkt fündig geworden und im Zimmer versucht das Knie zu behandel und Dr. Google befragt, was ich alles machen kann um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

In erster Linie Ruhe.

Am Abend ging es dem Knie zumindest so gut, dass ich laufen konnte.

So habe ich einen kleinen Spaziergang durch die Stadt gemacht und in einem netten kleinen Lokal am Marktplatz die ungarische Küche genossen.

Tatsächlich ist es mir bisher nicht schwer gefallen, vegetarische Gerichte zu finden. Ich muss zugeben, das hätte ich so nicht erwartet.

Tag 13

 

Heute scheint mir das Knie wieder besser zu sein. Also ausgecheckt und rauf aufs Fahrrad.

Ja OK, etwas zwickt es noch. Aber ich halte es auch im Hotel nicht mehr aus. Ich will einfach weiter.

Auf dem Weg aus der Stadt, noch einen Zwischenstopp bei einer Apotheke. Doch leider konnte mir da nicht weiter geholfen werden.

Ein weiterer Halt bei einem Drogeriemarkt. Hier habe ich wenigstens einen Knieschoner gefunden. Vielleicht bringt dieser ja etwas.

Dann endlich wieder rauf aufs Fahrrad. Nach dem ich nun schon einige Tage Unterwegs bin, merke ich wie sehr es mich jeden Tag antreibt weiter zu fahren. Ich beginne diese ganzen Langstreckenenthusiasten zu verstehen. Wenn man einmal mitten drin ist, will man, dass es immer weiter geht.

Doch das bleibt mir heute verwehrt. Nichts mit immer weiter. Nach nur wenigen Kilometern ist der Schmerz wieder komplett da. Umkehren will ich trotz dem nicht.

So quäle ich mich die paar Kilometer noch nach Letenye an der kroatischen Grenze und nehme mir hier wieder ein Zimmer.

Diesmal direkt bis Donnerstag. So bringt es leider einfach nichts. Ich muss dem Knie mehr Zeit geben.

Tage 14 und 15

Diese beiden Tage fasse ich einfach mal zusammen. Denn passiert ist nichts. Es dreht sich alles um Ruhe fürs Knie.

Ich mache leichte Übungen und gehe auf Spaziergänge durch den Ort.

Viel Zeit um sich Gedanken zu machen. Gedanken darüber, was das alles für mich jetzt bedeutet.

An dieser Stelle kann ich wohl froh sein, dass ich mir nie einen Festen Plan gemacht habe wie diese Reise aussehen soll und wo ich wann sein möchte. Gerade mal seit Bratislava weiß ich, dass ich an die adriatische Küste möchte um meinen Weg nach Athen fortzusetzen.

Doch durch mein aktuelles Problem, steht nun alles auf der Kippe. Ich hätte nie gedacht, dass mein Körper mal solche Probleme machen würde. Daher bin ich auch absolut nicht auf so eine Situation vorbereitet. Ein Unfall, OK. Das bekomme ich hin. Den lässt man ausheilen und dann geht es weiter.

Aber so. So weiß ich nicht, wo das hinführt. Ist das Problem in ein paar Tagen weg? Dauert die Genesung länger? Wenn sie dann weg ist, kommt das Problem dann irgendwann wieder?

Das sind die Gedanken, mit denen ich mich dieser Tage auseinandersetzen muss.

An den schlimmsten Fall wag ich gar nicht zu denken.

Ich werde am Donnerstag weiter fahren, wenn das Knie einigermaßen in Ordnung ist. Von Letenye bis Zagreb sind es ungefähr 120 Kilometer. Das heißt 2 Tage fahrt für mich. In dieser Zeit werde ich merken, wie es meinem Knie ergeht.

In Zagreb selbst, werde ich dann wieder weiter sehen müssen, wie es weiter geht.

Ich habe vorher nicht groß geplant und mache es jetzt auch nicht. In der Hauptstadt von Kroatien werde ich weiter sehen und neue Entscheidungen treffen. So jetzt der Plan, wer weiß ob dieser so bestehen bleibt.

Da ich gerade so viel Zeit habe mir Gedanken zu machen, möchte ich auch ein weiteres Thema ansprechen.

Das Zelten und die Fremde

Bei meiner Planung und Vorbereitung war dieses Thema ein essenzieller Bestandteil. Ich dachte ich würde alle 3 – 4 Tage einen Schlafplatz unter einem festen Dach aufsuchen um etwaige technische Geräte zu laden und selbst etwas ausführlichere Körperhygiene betreiben zu können und Sachen zu waschen.

Daraus wurde bisher nichts. Jede Nacht habe ich Unterkünfte aus den verschiedensten Gründen aufgesucht. Das geht ganz schön ins Geld und entspricht nicht ganz dem Freiluftabenteuer in meiner romantisierten Vorstellung.

Ich bin dabei diese Gründe für mich zu erörtern und daran zu arbeiten.

Mein Gefühl von Abenteuer wurde bisher dadurch erfüllt, jeden Tag unterwegs zu sein und mit dem Fahrrad fremde Länder und Regionen zu entdecken. Hinzu die sportliche Herausforderung jeden Tag ein bisschen weiter als am Tag zuvor zu fahren.

Reisen hat in meinem bisherigen Lebenslauf keinen großen Platz eingenommen. Der Reiz liegt für mich darin, es einfach zu machen und selber herauszufinden wohin es führt. Die persönliche Komfortzone zu verlassen.

Na klar habe ich mich vorher im Internet ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Es gibt so viele Menschen welche ihre Erfahrungen mit der Welt teilen. Es ist leicht an Informationen zu kommen. Doch wie es am Ende für einen selber ist, das kann man auch nur selbst detektieren.

Und genau das mache ich. Ich lasse die Eindrücke in der Fremde auf mich wirken, um lang indoktriniertes Halbwissen aus meinem Kopf zu überschreiben. Als typischer Mitteleuropäer hört man immer nur, wie gefährlich es auf der Welt ist. Die meisten haben ihr vermeintliches Wissen auch nur von anderen oder aus dem Internet.

Es gab auch auf meiner Reise Situationen in denen ich mich eingangs unwohl oder sogar unsicher gefühlt habe. Zum Beispiel als ich mitten in der Nacht am Bahnhof in Bratislava angekommen bin und noch ein paar Kilometer durch die Stadt radeln musste, um zu meiner Unterkunft zu kommen. Ohne irgendwas über diese Stadt zu wissen, war mir unbehaglich. Warum? Weil sie in Osteuropa ist? Ich weiß es nicht.

Ich komme dort an, bepacke mein Fahrrad und fahre los. Es stellt sich raus, es ist eine ganz normale Fahrt durch eine Großstadt wie ich es schon hunderte male in Leipzig gemacht habe.

Auch hier wieder eine Empfindung welche sich im Nachgang nicht bestätigt hat.

Vorsicht und gesunder Menschenverstand sind ein guter Begleiter. Vor allem anderen kann man sich eh nicht schützen.

Man darf nicht die Idioten, welche es in jedem Land gibt, über das Gesamtbild entscheiden lassen. Das mag jetzt plakativ klingen und irgendwie ist es auch jedem Bewusst. Doch es dann selbst auch anzugehen, ist noch mal etwas anderes.

So auch beim Zelten. Wildcamping ist in so gut wie jedem Land verboten.

Aus irgend einem Grund habe ich in einem fremden Land mehr Respekt davor diese Grenze zu überschreiten, als im Heimatland. Doch ich bin mir sicher, dass auch diese Blockade im Kopf bald fallen wird und wenn sich der nächste gute Platz oder die nächste gute Gelegenheit ergibt, ich diese nutzen werde und dann nicht mehr davon los komme.

Ploetzlich ist alles anders

Kapitel 2

"Die schlechte Nachricht ist, dass die Zeit vergeht. Die gute Nachricht ist, du bist der Pilot." von Michael Althsuler

Da sind wir wieder. Nach dem Ruhetag hatte ich echt wieder richtig Bock aufs Fahrrad zu steigen und weiter zu fahren. Einfach wieder sehen was kommt und wie weit die Füße tragen.

Noch ein gemütliches Frühstück in der Unterkunft gegönnt und dann ging es wieder ans zusammenpacken.

Mittlerweile hat sich da auch eine Routine eingeschlichen, dass dies deutlich schneller von der Hand geht als noch die ersten male. Vielleicht sollte ich daraus auch eine Challenge für mich selber machen?

Tag 6

 

Nach dem das Fahrrad gepackt war, noch ein kurzer Plausch mit dem Besitzer der Unterkunft. Dann aber los. Schon wieder 10 Uhr. Bin wohl doch nicht so schnell wie ich dachte.

Durch die Vorstadt von Bratislava war es noch etwas verwirrend, aber irgendwann war ich dann auf einem rettenden Radweg der mich aus der Stadt, direkt auf den Donauradweg geführt hat.

Ab hier wurde es eine super entspannte fahrt. Es war nicht viel los, der Weg gut ausgebaut und eben. Perfekt um einfach nur Kilometer zu machen. Dabei aber auch nicht vergessen den Blick für die Umgebung zu haben.

Dieser war wirklich wichtig. Denn ganz unscheinbar befand ich mich auf einmal in Ungarn. So richtig hatte ich die Grenzüberschreitung gar nicht mitbekommen, so dass ich noch mal umkehren musste für ein obligatorisches Foto.

Kaum ein paar Meter ins Land gefahren Blicke ich in einen kreuzenden Waldweg und sehe dort einen großen Hirsch stehen. Dieser war leider zu schnell weg um ihn auf Kamera festzuhalten. Eine nette Begrüßung war es dennoch.

Den Donauradweg hatte ich nun auch verlassen und befand mich auf einem Radweg in Richtung Györ.

Entlang vieler Felder und kleiner Dörfer merkte ich auf dem gut ausgebauten Radweg kaum, wie die Kilometerzahl stieg und stieg. Aufgefallen sind mir in den kleineren Orten die kleinen Fähnchen für die Schülerlotzen an den Zebrastreifen. Ich hoffe sowas irgendwann auch mal live zu sehen.

Essen? Ja, stimmt. Das müsste ich ja auch noch. Den ganzen Tag unterwegs. Da gönne ich mir doch was warmes. Also an einem Restaurant halt gemacht.

Vor diesem ein kleiner Teich mit Wohnwagen an der Seite. Leider wurde es mir nicht gestattet dort mein Zelt aufzuschlagen, statt dessen wurde mir wieder ein günstiges Zimmer angeboten.

Ach was soll's? Kann ich wieder alle Batterien aufladen und gemütlich schlafen.

Tag 7

 

Am nächsten Morgen zeitig aufgestanden, kein Frühstück, einfach los.

Kurz nach 8 Uhr saß ich schon wieder auf dem Fahrrad Richtung Györ. Erst als ich dieses kleine Städtchen erreicht hatte, habe ich mir eine Pause an dem Flüsschen Mosoni-Duna gegönnt.

Dann weiter immer Richtung Balaton. Mal sehen wie weit ich es schaffe mich diesen heute zu nähren. Erreichen werde ich ihn nicht, dazu ist es dann doch zu weit.

 

Hinzu kommt eine beachtliche Steigung, welche zum Ende hin immer mehr angezogen hat.

Als es immer später wurde habe ich angefangen Ausschau zu halten um einen geeigneten Platz für mein Zelt zu finden.

Da merke ich immer wieder, dass ich noch ein Frischling bin, was dieses Thema angeht. Aber darauf möchte ich mal gesondert eingehen.

Als es immer später wurde habe ich beschlossen wieder eine Unterkunft aufzusuchen. Es sind zwar noch einige Kilometer, aber bis Zirc schaffe ich es nun auch noch. Dort wird mir eine gute Schlafmöglichkeit angezeigt.

Also weiter gekämpft. Immer weiter nach oben, bis ich dann endlich dort angekommen bin.

Eine nette Frau nimmt mich in Empfang. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Dafür plötzlich mit Deutsch. Sie führt mich zum Zimmer und Boom, hab ich wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Schade, dass ich nur eine Nacht bleibe.

Erst als ich alles ins Zimmer gebracht habe, stelle ich fest, dass die heutige Strecke die längste war und eine beachtliche Zahl an Höhenmeter aufwies.

Tag 8

 

Am nächsten Morgen saß ich gegen 10 Uhr wieder auf dem Fahrrad. Heute habe ich mir nur den Balaton als Ziel gesetzt um ein wenig mehr Zeit für die Region abseits der Strecke zu haben.

Da es gestern lange Zeit Berg auf ging, wurde ich heute mit einer langen Abfahrt entschädigt.

Am beeindruckendsten war dann jedoch der plötzliche Wechsel der Landschaft. Bis hier hat die Natur und Fauna doch sehr der gewohnten in Deutschland geglichen. Schlagartig wurden daraus jedoch Bäumchen und Büsche. Weitläufige Wiesen mit gelegentlichen Steinformationen. Jetzt wird mir erst richtig bewusst, dass es Richtung Süden geht.

Auch der Anblick der Ortschaften änderte sich. Es wirkte nicht mehr so modernisiert. Alles etwas einfacher und ländlicher. Der Norden von Ungarn scheint hier der Kornspeicher des Landes zu sein. Wovon die Region lebt, welche ich nun durchfahre, lässt sich noch nicht erkennen.

Besonders in Erinnerung auf diesem Weg, bleibt mir der kleine Ort Hajmáskér. Beim durchqueren fällt mir eine Turmspitze zwischen den Bäumen auf Ich bin neugierig und möchte dies aus der Nähe betrachten.

Ein wohl ehemals prachtvolles Gebäude ist hier zu einer Ruine verkommen und sich selbst überlassen. Ein trauriger und zu gleich schöner Anblick.

Über eine kleine Seitenstraße fahre ich weiter durch den Ort und sehe Kinder auf einem Steinplatz Fußballspielen. Beim genaueren betrachten bemerke ich, dass es sich scheinbar um einen Sportunterricht handelt.

Ich steige vom Fahrrad und begebe mich zum Lehrer. Doch verdammt. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Auch Deutsch versteht er nicht. Das ist sehr schade, da ich gerne etwas mit ihm gequatscht hätte.

Wenigstens konnte er mir die Erlaubnis geben, die Kinder bei ihrem Fußballspiel zu fotografieren. Diese hatten auch sichtlich Freude daran für einen kurzen Moment im Rampenlicht zu stehen und das Spiel hat für den Zeitpunkt meiner Anwesenheit deutlich an Fahrt aufgenommen.

Alles war sehr einfach. Im Hintergrund ein deutlich sanierungsbedürftiges Gebäude, welches offensichtlich auch nicht mehr genutzt wird und davor die Kinder, welche Spaß an ihrer Bewegungsstunde haben.

Dies ist ein Augenblick, der mir in Erinnerung bleibt. Auch jetzt wo ich diesen Text schreibe, freue ich mich, wenn ich daran denke. Ich hoffe ich habe noch einmal Gelegenheit Kinder beim Unterricht einen Besuch abzustatten. Das behalte ich im Hinterkopf.

Es ging weiter durch kleinere Ortschaften, an welchen ich auch gerne mal die kleineren Nebenstraße durchstöberte.

An einer Stelle ist mir eine Katze aufgefallen, welche scheinbar die Sonne genossen hat. Doch bei genauerem hinsehen, war doch zu erkennen, dass die Katze nicht aus Spaß an der Sonne dort gelegen hat, sondern aus Kraftlosigkeit. Mehr als Wasser konnte ich ihr jedoch nicht anbieten. Das arme Geschöpf war übersät von Blessuren und Hautveränderungen. Ein trauriger Anblick.

Beim durchqueren der Ortschaften, wurde mir auch klar, dass die Leute hier, einen ganz andere Beziehung zu ihren Tieren haben. Viele Hunde habe ich gesehen, welche einfach nur an der Kette gehalten wurden. Auch der allgmeine Zustand von vielen Vierbeinern in den Höfen, entsprach nicht dem mir gewohnten und gewünschten Bilde. Doch auch dies, ist noch mal ein Thema für sich.

So nährte ich mich dem Balaton. Zuletzt war ich hier gewesen zu Abschlussfahrt in der 10. Klasse. An Erinnerung ist mir jedoch nicht viel geblieben.

Es fällt sofort auf, dass die Zeit hier stehen geblieben scheint. Viele Gebäude scheinen noch im Zustand wie vor 30 Jahren zu sein. In Stand gehalten und funktional. Immer mal wieder auch verfallene Gebäude. Etwas Schade ist der Anblick schon.

Dies wird besonders klar, wenn man den Balaton selbst erreicht. Ich hatte nun besonderes Glück mit dem Wetter. Die Sonne lies den See im schönsten Blau erstrahlen. Auch wenn keine Badegäste mehr vor Ort sind, kann man sich sehr gut vorstellen, wie es hier zur Sommersaison aussehen muss.

Ich habe mich über eine Stunde einfach nur an den See gesetzt, etwas gegessen und die Windsurfer beim gleiten über die Seefläche beobachtet.

Ich konnte mich ein wenig mit einem Mann mit einem mix aus Englisch und Deutsch unterhalten. Er erzählte mir, dass im Sommer hier noch immer viel los ist und im Winter zwischen Januar und März der See auch zufriert und man die Eisfläche super für Wintersport nutzen kann.

An warmen, sonnigen Tagen wie diesen, fällt es mir schwer vorzustellen, wie diese Region und der See in Eis und Schnee gehüllt aussehen. Das würde ich auch gerne mal sehen. Aber nicht diesmal.

Ein Stück bin ich dann noch auf Balaton entlang gefahren bevor ich mit eine Unterkunft für die nächsten 2 Nächte gesucht habe.

Ich habe mal wieder einen Rest Day geplant. Morgen soll das Wetter eh nicht sonderlich attraktiv werden und ich möchte noch ein wenig meiner Route, meinem Verbleib planen und an der Webseite arbeiten.

Fazit bis hier her. Der Trip läuft anders, als ich es geplant habe. Aber ich wachse noch. Es ist meine erste große Reise. Dann noch mit dem Fahrrad. Ich habe mich viel mit dem Thema in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt. Doch erst wenn man es selbst erlebt, weiß man, wie man die Sache mit sich regelt. Ich lerne von Tag zu Tag dazu und fange jetzt erst richtig an, mich an das Leben Unterwegs zu gewöhnen.

Ich bin gespannt was noch kommt und wie sich diese Reise entwickeln wird.