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Lissabon

Es könnte so schön sein

Entscheidungsfindung at its best

Hey cool, da gibt es einen Job in Lissabon. War ich noch nicht. Bestimmt cool da. Ja gut, ein Job im Callcenter, klingt jetzt nicht so geil, aber hey, wenn dafür die Zeit neben der Arbeit geil ist, wird das schon.

Ja, so der Plan.

Schön mit Fahrrad Touren durchs Land machen. Mit Zug an weiter entfernte Orte fahren und diese dann mit Rad erkunden. Vielleicht auch mal rüber nach Spanien. Wir sind doch in Europa. Die Grenzen sind offen für alle.

Nach Nazaré, die Wellen sollen der Hammer sein. Bis zu 30 Meter hoch zur Saison. Das will ich sehen! Und wenn wir schon von Wellen sprechen: Surfen wäre doch eigentlich auch ganz geil. Das will ich bei der Gelegenheit doch auch glatt lernen.

Nicht zu vergessen, die Sprache natürlich. Wie geil ist es, wenn du direkt in dem fremden Land die Sprache lernst und direkt anwenden kannst.

Schön im Restaurant sitzen, einheimische Speisen auf Portugiesisch bestellen und schlemmen. Die Stadt und die Firma sind auch super International. Da lernt man bestimmt viele interessante Leute aus allen Teilen der Welt kennen.

Ja, müsste doch ganz geil werden. Da ist der Job doch eigentlich egal. Machen wir das.

So, oder so ähnlich ist die Entscheidungsfindung abgelaufen. Viel überlegen brauchte ich da nicht. Irgendwas muss ich ja machen.

Also beworben, angenommen, Ticket gebucht und ab geht’s.

Die ersten Tage

Ich hatte die Möglichkeit bis zu 6 Tagen vorher anzureisen. Klingt nach einem guten Zeitraum um sich einzuleben. Flug für Mittwoch gebucht, da habe ich noch ein paar Tage um mich an die Umgebung zu gewöhnen, eh es dann am Montag los geht.

Viel mitnehmen will ich nicht. Es geht doch Richtung Süden. Ich plane nur für schönes Wetter. Alles andere wird ignoriert. Ja OK, oder eben vor Ort besorgt. Hauptsache nicht zu viel Gepäck schleppen.

Am Tag der Abreise bringt mich der werte Vater zum Flughafen. Der letzte familiäre Kontakt für einen unbestimmten Zeitraum. Ich freue mich drauf. Schließlich habe ich nun lange genug im Elternhaus wie die Made im Speck abgegammelt. Beide Seiten brauchen nun wieder Abstand. Über 2200 Kilometer Luftlinie sollten ausreichen.

Am Flughafenparkplatz dann der letzte Abschied. Von nun an, werden alle Menschen nur noch begrüßt die ich treffe. Flughafenprozedere läuft ab, wie es eben abläuft.

Kaum im Flieger klebt mein Blick nur noch an der Scheibe. Kann los gehen! Zeig mir die Welt von oben.

Kaum über den Wolken ziehe ich mir die Sonnenbrille auf die Nase. Aus diesem Fehler, habe ich bei meinem ersten Flug gelernt. Wird sonst anstrengend auf Dauer. Diesmal fliege ich ja doch etwas länger. Während des gesamten geht mein Blick nach draußen. Einfach Atemberaubend. Selbst wenn es lange Zeit nur die Wolkendecke ist, welche sich zeigt.

Ein Wunsch während des Fluges hatte ich jedoch. Ich will unbedingt die Pyrenäen sehen.

Das Wetter ist gnädig mit mir. Genau rechtzeitig bricht die Wolkendecke auf und ich habe einen fantastischen Blick auf diese Gebirgskette.

Aus unerklärlichem Grund dachte ich während des Fluges die ganze Zeit, dass dieses Gebirge die Anden. Keine Ahnung wie das zu Stande gekommen ist. Falsches Land, falscher Kontinent.

Auch als mich meine Sitznachbarin nach dem Namen dieser Felsformationen frage, beantwortete ich ihre Frage selbstbewusst mit „Das sind die Anden.“ Ja, schon klar Andy, dein Glück, dass der einzige Mensch mit noch weniger Geografiekenntnissen neben dir sitzt.

Ich schiebe diesen Fauxpas mal einfach auf meine mangelnde Fähigkeit mir Namen zu merken. Meine Ausrede für meine nach außen wirkende Dummheit.

Genug von den And... äh, Pyrenäen. Von da an gab es auf dem Flug nur noch einen fantastischen Blick auf die Erdoberfläche. Die Hauptstadt Spaniens Barce... äh, Madrid konnte ich ebenso wunderbar von oben bestaunen. Sieht irgendwie langweilig aus von oben. Ist das eine coole Stadt, wirklich?

Wollen wir den Abschnitt über den Flug aber mal hier beenden. Beim Anflug über die Stadt, konnte ich schon einmal meinen zukünftigen Arbeitsweg und Arbeitsstätte bestaunen. Das werde ich mir in den kommenden Wochen, Monaten, what ever, alles mal genauer anschauen.

Wie bezeichnend die Anreise auch ist. Im grauen Deutschland bei Regen gestartet und in Lissabon komme ich bei strahlendem Sonnenschein unter Palmen an.

Vom Flughafen werde ich dann von einem netten Mitarbeiter abgeholt. Wir kommen gut ins Gespräch, über die Stadt, die Firma und persönliches. So gefällt mir das schon mal.

Wir fahren über die Brücke des 25. April, welche sich über den Tajo erstreckt und Lissabon mit Almada verbindet. Die Brücke ist Auto- und Bahnbrücke zugleich und damit die dritt längste Hängebrücke ihrer Art auf der Welt.

Für mich war dies bis dato das einzige mal, dass ich die Brücke mit dem Auto passiert habe. Danach nur noch ein paar wenige male mit der Bahn.

In der WG angekommen machen wir die Übergabe vom Zimmer. Kein Mitbewohner zu diesem Zeitpunkt in Sicht. Nach dem der Mitarbeiter dann weg ist, komme ich erst einmal in aller Ruhe an. Lage checken. Etwas Essen und dann bin ich doch irgendwie kaputt. Kopfschmerzen plagen mich und ich entschließe mich es ruhig anzugehen. Ich habe ja noch genug Zeit.

Am nächsten Morgen sah die Welt dann schon wieder ganz anders aus. Meinen französischen Mitbewohner habe ich noch in der Nacht kennen gelernt.

Mein Ziel war es nun, so viel wie möglich die Gegend erkunden. Almada, Lissabon, und natürlich auch zum Atlantik. Das sind die Punkte, welche ich vor Schulungsbeginn am Montag noch schaffen möchte. Dazu habe ich nun 4 Tage Zeit. Da sollte so einiges gehen.

Ganz wichtig dabei, ein Fahrrad besorgen!

Doch bevor ich die Möglichkeit habe die Stadt und die Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Muss ich erst einmal alles zu Fuß erledigen. So zog es mich am ersten Tag zu einer Tourirunde durch Lissabon selbst. Um auf die andere Seite des Tajos zu gelangen, habe ich dabei nicht die Brücke genutzt, sondern die Fähre. Diese wird noch eine tragende Rolle auf meinem täglichen Arbeitsweg einnehmen.

Keine sorge. Es folgt jetzt kein Reiseführer, was man in der Stadt alles sehen muss. Kauft euch einfach einen Guide oder stöbert im Internet. Da wird es sicherlich mehr Informationen zur Stadt geben und was man gesehen haben “muss“.

Am coolsten war für mich auf jeden Fall der musizierende Punk auf seinem Balkon. Wer meine Storys auf Instagram, Facebook oder WhatsApp verfolgt, wird sicher etwas davon mitbekommen haben. Dies hat zumindest meine Hoffnung geweckt, dass es auch in dieser Stadt eine entsprechende Szene gibt und ich eventuell in den Genuss komme, mir portugiesische Punkmusik anzuhören.

Am zweiten Tag habe ich mir ein Fahrrad klar gemacht. Es ist noch nicht fertig gewesen, aber ich kann es mir am Samstag abholen. So habe ich diesen Tag genutzt um meine Seite zu erkunden.

Samstag Morgen war es dann endlich soweit. Ein Fahrrad. Endlich können wieder vernünftige Strecken zurück gelegt werden. Tasche ist gepackt, auf geht’s bei blendendem Wetter. Endlich den Atlantik sehen und Portugal von mehr als seiner touristischen Seite erleben.

Auf dem Weg zum Atlantik, musste ich Bekanntschaft mit einem Viertel machen, welches stark an Favelas in Brasilien oder Slums in Afrika erinnert. Es liegt an einem kleinen Strand Namens Cova do Vapor. Alles wirkt sehr einfach und ärmlich. Hunde rennen zwischen den Häusern umher, Kinder spielen am Strand. Die Menschen denen ich begegne, sind freundlich.

Als ich dann jedoch von mehreren Hunden umzingelt werde, heißt es für mich ordentlich in die Pedale treten. Dies war meine erste Begegnung mit Straßenhunden, aber bei weitem nicht die Letzte.

Den kleinen Schock kann ich aber dann am Strand vergessen. Am Strand ist richtig was los. Die Wellen haben eine beachtliche Größe. Die einen oder anderen Menschen sehe ich mit ihren Surfbrettern im wogendem Wasser verschwinden.

Wenn ich jeden Tag diesen Anblick haben würde, wäre ich schon zufrieden.

Am letzten freien Tag bevor die Schulung los ging, bin ich noch einmal nach Lissabon gefahren. Den Arbeitsweg ausprobieren und die Stadt weiter erkunden.

Gibt genug unentdeckte Ecken. Aber ich brauche auch nichts überstürzen. Eigentlich habe ich noch viel Zeit dazu.

Wieder die Schulbank drücken

Ab dem heutigen Tage, sollte nun also langsam wieder eine Routine Einzug halten. Nach dem ich seit August letztes Jahr, mehr oder weniger frei in meinem Handeln und Tun war, muss ich mich von nun an wieder an Zeiten halten und Anweisungen von Vorgesetzten Folge leisten.

Da kommt es mir eigentlich ziemlich gelegen, dass der Start ruhig beginnt. Die ersten drei Wochen ist Schulung angesagt. Diese soll dazu dienen, das Wissen zu erlangen, welches für einen Kunden Support nötig ist. Ob das so klappt, das werden wir noch sehen.

Direkt nach dem ersten Tag wird klar. Damn, das ist ja echt wie damals in der Schule mit den Freiheiten einer Universität. Täglich werden uns neue Informationen um die Ohren geballert, welche wohl unerlässlich sind. OK. Wird alles so hin genommen.

Von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Drei Wochen lang. Das coolste an dieser Zeit ist eigentlich, die Leute kennen zu lernen. Wir als „Klasse“ sind eine coole Truppe, funktionieren gut und verstehen uns auch super. Mit den Trainern kommen wir auch sehr gut zurecht und so ist es allem in allem ein angenehme Zeit, welche uns hier verbindet. Im Nachhinein vergingen diese 3 Wochen echt schnell.

Und wie sich herausstellen wird, werden wir dieser Zeit noch hinterher trauern.

Über die gesamte Zeit des Trainings, ist es mir relativ leicht gefallen zeitig das Bett zu verlassen. Mal mehr, mal weniger leicht. Doch die geile Tour am Morgen und dann am Abend durch Lissabon, war einfach immer ein super Ausgleich zum herumsitzen den Rest des Tages. Auch diese Bewegung, wird sich rasch ändern.

Da passiert was auf der Welt und wir sind mittendrin

Hier habt ihr ein voll funktionstüchtiges U-Boot. Nun seht zu, wie ihr damit den Atlantik durchkreuzt.

So oder so ähnlich, hat sich jeder von unserer Truppe nach seinem ersten Tag im Office gefühlt. Plötzlich sollen wir einen Kickstart hinlegen und als Arbeitskraft funktionieren. Zur Zeit gibt es keine Kapazitäten um sich um Newbies entsprechend zu kümmern.

Wie auch in vielen anderen Regionen der Erde, haben Menschen, Unternehmen und Staat es nicht geglaubt, dass die Vorkommnisse in China die ganze Welt betreffen werden. Schlagartig musste nun also eine Lösung her.

Nach und nach hieß es also, alle Mitarbeiter ins Home Office zu verbannen.

Was das für Neulinge bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Einarbeitung und Unterstützung werden auf ein Minimum reduziert. Soll man da als Arbeitnehmer jetzt Verständnis zeigen?

Nein. Ganz und gar nicht. Habe ich nicht. Es hat sich über Monate und selbst für Spätchecker über Wochen angekündigt, dass die Ereignisse auf der Welt Auswirkung auf uns alle haben.

Wenn also ein Multimillionen Konzern Warnsignale Ignoriert, in der Hoffnung, einfach so weiter machen zu können wie bis her um möglichst wenig investieren zu müssen. Ist das schlicht fahrlässig und dumm. Beides kann sich ein Konzern in dieser Größenordnung nicht erlauben.

Nun könnte man fast meinen, das ich glücklich darüber sein kann, einen Job zu haben, welcher trotz der aktuellen Situation weiter im Home Office bestehen kann. Doch ist dies lediglich die wirtschaftliche Sicht.

Aus menschlicher Sicht ist dies eine enorm belastende und überfordernde Situation. Zusätzlich zu den eigentlichen Einschränkungen, welche das ganze Land betreffen.

Als Ausgleiche versuche ich jeden Tag meine Runden zu drehen. Frische Luft, Bewegung. All das braucht der Mensch für seine mentale Gesundheit. Trotz Ausgangssperre versuche ich wenigstens am Wochenende meine größeren Runde mit dem Fahrrad zu drehen.

Aber damit scheint nun auch vorerst Schluss zu sein. Die Stellschrauben der Ausgangssperre wurden angezogen und es wird schärfer kontrolliert. Ich bin mir selbst nicht einmal sicher darüber, was man zur Zeit darf und was nicht.

Ein fremdes Land und eine Situation, mit der alle Überfordert sind. Deal with it.

Klar ist nur, so hat sich wahrscheinlich niemand von uns, die hier im Unternehmen neu angefangen haben, seine Zeit vorgestellt. Wie es sich weiter entwickelt, werden wir sehen. Ich bin kein Freund von Spekulationen.

Genaueres zum Thema und zur Lage hier vor Ort, werde ich demnächst mal in einem Podcast wiedergeben.

Damit endet mein erster kleiner portugiesischer Einblick. Leider fällt er etwas kürzer aus, als das in meinem Kopf vorhandene Potential. Doch leider habe ich zur Zeit wenig Lust, mich nach der Arbeit noch mal an den PC zu setzen und Texte zu verfassen und Bilder zu bearbeiten. Ich hoffe, dass ich bald einen passenden Ausgleich finde um auch wieder Motivation dafür zu finden.

Abschließend kann ich nur sagen. Versucht das Beste aus eurer Situation zu machen. Wir sitzen alle im selben Boot und um uns weiter über Wasser halten zu können, braucht es viel Verständnis und Geduld. Aber niemals für Faschisten und Rassisten! Danke.

Baum Brandenburg

Alles nur Winterschlaf

Zeit aufzuwachen

„Der Weg ist breit und gerade,

doch die Menschen lieben Seitenwege

und verlieren das Ziel aus den Augen.“ - Liedfett – Der Weg ist breit

Gestern habe ich ordentlich ausgeschlafen. Selbst nach dem ich wach wurde, bin ich noch eine Weile liegen geblieben, bevor ich mich dazu durchgerungen habe aufzustehen. Dann gab es eine Kleinigkeit zu Essen. Natürlich in sitzender Position. Ich möchte mich ja nicht zu viel bewegen. Der Weg zwischen Zimmer und Küche beinhaltet ja schon eine Treppe und die muss ich ja auch wieder rauf. In der Küche habe ich meinen hohen Kalorienverbrauch durch den Abstieg wieder ausgeglichen und zusätzliche Energie für den Wiederaufstieg zu mir genommen.

Ab in die zweite Etage um unverhältnismäßig viel Zeit am Computer zu verbringen. Mein Fenster zur Welt und zurück ins Berufsleben. Pausenzeiten und generell die Arbeitszeit teile ich mir selbst ein. Geht es heute noch mal raus. Ach, es ist doch schon wieder dunkel, lassen wir das. Ist schon mal jemand an zu wenig Bewegung gestorben? Ich schau mal eine Folge Dr. House, vielleicht therapiert er ja einen solchen Fall.

„Schäme dich nicht zu schweigen, wenn du nichts zu sagen hast.“ - Russisches Sprichwort

Wer bis hier hin gelesen hat und sich dachte: Mensch, das ist ja spannend, erzähl mir mehr.

Nun, einen solchen Tagesablauf kann ich einfach Copy and Pasten für eine ganze Reihe von Tagen in den letzten 2 Monaten.

Und wer einen solchen Tagesrhythmus wirklich aufregend findet, sollte sich wirklich über seinen Lebensstil Gedanken machen. Viel Zeit bringt einen nichts, wenn man sie nicht auch nutzen kann.

Raus aus der Lethargie

Bei mir herrschte das Prinzip des „Genie in a bottle“. Dabei halte ich mich weder für eine Person mit überragender schöpferischer Geisteskraft (Props gehen raus an Wikipedia) noch für einen Homunkulus, welcher irgendwem Wünsche erfüllt, wenn er an meiner Lampe rubbelt.

Für kreative, produktive Arbeit brauche ich körperlichen und geistigen Freiraum. Diesen hatte ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland nur eingeschränkt. Das hat auf Körper und Geist geschlagen und es mir unmöglich gemacht mich zu entfalten. Außer körperlich vielleicht. Beeindruckend wie viel man in so kurzer Zeit zunehmen kann.

Ich will jedoch nicht undankbar erscheinen, dank dieser Einschränkung hatte ich ein Dach über dem Kopf.

Fazit ist jedoch: Ich und meine alte Heimat werden keine Freunde mehr.

Zu Besuch, ja gerne, ab und zu. Aber hier Leben, nein Danke. (Und wieder heimlich einen Song eingeschleust. Danke Tocotronic.)

Des öfteren packt mich der Drang, mich auf den Fahrradsattel zu schwingen und einfach los zu fahren. Diesen gelegentlichen Antrieb, habe ich dazu genutzt um meine alte Heimat neu zu erkunden. Das Gefühl von viel und wenig Strecke hat sich dabei ziemlich verschoben. Früher dachte ich, ins Nachbardorf zu fahren wäre schon eine ordentliche Leistung. Heute bin ich nach einer solchen Strecke noch nicht einmal warm.

Um diesen Bewegungs- und Freiheitsdrang zu befriedigen, habe ich das Umland von Luckenwalde großräumig erkundet und durfte zu meinem Überraschen feststellen: Brandenburg ist mehr als Kiefern hektarweise in Reih und Glied. Wenn man in den richtigen Ecken ist, findet man auch mal abwechslungsreiche Fauna.

Zudem kommen auch Urban Explorer auf ihre kosten. Bieten alte Übungsplätze und Kasernen der ehemaligen russischen Armee noch genug verfallene Exemplare von Bunkern und Gebäuden. Aber nicht vergessen: Betreten verboten.

Eine Änderung, im Gegensatz zu meinen Fahrten rund um und in Leipzig, habe ich auch beibehalten. Ich bin wieder ohne Kopfhörer unterwegs. Auf meiner Radtour habe wiederentdeckt, wie schön es ist Umgebungsgeräusche wahrzunehmen. Ausnehmen tue ich dabei Routinefahrten und nervigen Stadtverkehr. Da präferiere ich auch weiterhin sich mit Musik oder einem guten Podcast abzuschotten. Aber bei Fahrten durchs unbekannte oder durch die Natur, gibt es kaum etwas beruhigenderes als einfach zuzuhören, was um einen herum passiert. Außerdem kommen mir dabei immer unzählige Ideen. Ein freier Kopf arbeitet besser.

Besonders bei meinen Streifzügen in der Dunkelheit, durch die Wälder, ist es unglaublich spannend zu hören und Geräuschen nachzugehen. Brandenburg ist Wild. Dies verraten mir immer wieder unzählige Spuren im Sand. Regelmäßig bekomme ich Rehe, Füchse und Hasen zu Gesicht. Selbst kleine Biber habe ich bei ihrem Abendsnack ungewollt gestört. Was ich immer und überall im Wald sehe, sind Wildschweinspuren. Doch nie habe ich auch nur eins gehört, geschweige denn gesehen, bei meinen Rundtouren.

Mein großes Ziel, auch mal einen wildlebenden Wolf beobachten zu können, muss ich wahrscheinlich an den Nagel hängen. Bei wilden Canidae scheine ich keinen Erfolg zu haben. Sie sind zu clever für mich. Noch.

Wozu dient denn nun eigentlich dieser Blogeintrag?

Der Alltag eines Arbeitslosen ist nun mal nicht sonderlich spannend und ich möchte nicht dem fleißigen Bürger ständig unter die Nase reiben, wie gut ich es doch habe, jeden Tag so lange schlafen zu können wie ich will.

Meine Webseite soll nicht dazu dienen, jedem Einblick in mein Privatleben zu geben. Mein langfristiges Ziel ist es einen Mehrwert zu schaffen und Content zu liefern bei welchem ich meine Kreativität ausleben kann. Aufgrund meiner Begeisterungsfähigkeit habe ich ein breitgefächertes Interessengebiet und muss mich erst noch auf einen Schwerpunkt festlegen. Bis es soweit ist, baller ich euch alles um die Ohren, was mir gerade in den Sinn kommt und worauf ich gerade Lust habe. Wer sich also gerne überraschen lässt, ist hier richtig. Wer immer genau wissen will, was er bekommt, sollte zu einem spätere Zeitpunkt noch mal vorbei schauen, vielleicht habe ich mich bis dahin ja endlich mal festgelegt.

Außerdem möchte ich mit diesem Blogeintrag anteasern, dass es bald wieder aufregend wird. Es hat sich etwas ergeben und wenn es soweit ist, werde ich hoffentlich auch bald wieder spannendes Erleben und daraus den ein oder anderen Beitrag formen oder sogar einen Podcast aufnehmen können. Für mich heißt es dann endlich wieder richtig aktiv werden und aus diesem lethargischen Winterschlaf erwachen. Die Rolle des passiv, zynischen Schnorrers gefällt mir absolut nicht.

Oder war es die deutsche Bürokratie?

Lemur - VIP Lounge

Immer wieder interessant zu sehen, wie dieses Land an seiner eigenen Bürokratie scheitert. Damals, bei meinem dritten Versuch ein studierter Schlaumeier zu werden, waren die Angestellten vom Amt bei meinem Antrag auf BAföG mal wieder Maßlos überfordert. Abteilungsübergreifend wussten die einen nicht, was die anderen tun. Ich musste unzählige male nachfragen und nachreichen bis mir nach über 4 Monaten endlich ein Ablehnungsbescheid vorlag. Warte, „endlich“? Das klingt als hätte ich das gewollt. Danke für Nichts.

Dieses Szenario scheint sich nun zu wiederholen. Die einen wissen nichts von der Arbeit des anderen und ich bin es, der während dieses Spielchens der Zuständigkeiten jeden Cent umdrehen darf. Deutsche Bürokratie, echt geil. Führt doch bitte noch mehr unnütze Zwischenschritte und Papierkram ein. Um so weniger Menschen durchblicken, desto mehr Möglichkeiten gibt es, Bürger zu verarschen.

Ich will mich jedoch nicht aufregen. Erachte ich Bürokratie doch in Angesicht der Vielzahl an Problemen welche diesen Planeten heimsuchen, für zu unwichtig.

Aber ich ziehe den Hut vor jedem, der einen Faible für solche Angelegenheit hat und auch gerne mal Vater Staat den Spiegel vor hält.

Da habe ich ja mal wieder eine perfekte Gelegenheit geschaffen um ein Song Zitat einzuwerfen.

„Und wenn du diesen Staat siehst, der sich mein Vater nennt, richte ihm aus,
dass er mich seit Jahren belügt und beraubt und,
dass wir nicht verwandt sind und es auch niemals warn und dann,
sag ihm von meiner Mutter, dass sie sich auch an nichts erinnern kann.“ - Alarmsignal – Vater Staat

Dieser Beitrag soll jetzt jedoch nicht in Deutschland Bashing ausarten. Ich bin keiner dieser Bürger, die dafür gesorgt haben, dass wenn ich „nicht meine...“ bei Google eingebe, an siebter Stelle „Kanzlerin“ erscheint. Wer jetzt nicht lachen muss, teilt eindeutig nicht meinen Humor, darf es jedoch gerne überprüfen.

Man, was wollte ich jetzt eigentlich? Die Info ist raus, es wird bald wieder mehr passieren und es wird spannender. Die ein oder anderen wissen es schon. Hier dazu äußern werde ich mich, wenn es dann so weit ist. Dann habt ihr einen Grund, ab und an vorbeizuschauen.

Berlin, Berlin, Ich fahre nach Berlin

Komplette Strecke bei Strava

Seit ich wieder hier bin, habe ich doch schon die ein oder andere Fahrt mit meinem Fahrrad hinter mich gebracht. Ein paar Kilometer kamen da auch schon zusammen. Nicht so viele wie bei meiner Radreise, aber das war ja auch nicht das Ziel.

Eine Tour hatte ich dabei stets auf dem Schirm und wollte ich unbedingt noch machen, bevor es mich wieder aus der alten Heimat vertreibt. Diese Woche hat nun endlich alles gepasst und ich habe mich auf die Reise von Luckenwalde nach Berlin begeben.

Für diejenigen, die es interessiert, habe ich die Hinfahrt mal in einer Bilderstrecke dokumentiert. Wenn ich keinen vergessen habe, sollten alle Orte enthalten sein, welche ich auf meinem Weg in die Hauptstadt passiert habe.

Der Schlenker zum Flughafen Schönefeld war dabei nicht in meiner ursprünglichen Route eingeplant. Doch schien es mir irgendwie witzig, da dieser Aerodrom bald schon eine Zentrale Rolle spielen wird. Dazu jedoch ein andermal mehr.

Als ich dann weiter Richtung Berlin gefahren bin und bemerkte worauf ich zusteuerte, war mir klar, wo es hingehen soll. Das Wahrzeichen Berlins. Der Core Tex Laden in Kreuzberg. Als Pokal habe ich mir ein Bierchen aus Eigenproduktion mitgenommen.

Anschließend gestärkt habe ich mich dann gleich nebenan bei Goldies. Hier gibt es einfach die besten Pommeskreationen. Empfehlung ist damit ausgesprochen.

Mein Weg führte noch ein wenig weiter durch die Stadt. Eigentlich wollte ich noch zum Fernsehturm. Einfach zum Posen. Aber F*ck, was solls. Ich war beim Core Tex, besser wird’s doch sowieso nicht und der Stadtverkehr nervt eigentlich nur.

Ursprünglich hatte ich geplant mit dem Zug zurück zu fahren. Aber mich hat der Ehrgeiz gepackt. Also habe ich kurzerhand beschlossen auch den Rückweg mit dem Fahrrad zu meistern.

Hier war ich dann auch nicht mehr ganz so genau bei der Dokumentation. Die Bilder wurden wegen eintretender Dunkelheit nicht wirklich besser und außerdem war irgendwann der Punkt erreicht, an dem ich nur noch ankommen wollte.

Am Ende habe ich es dann tatsächlich geschafft. Der Kilometerzähler zeigt über 130 Kilometer an und ich bin erschöpft. Erschöpft und verdammt, der Arsch tut weh. Aber ich habe es geschafft und das ist ein gutes Gefühl. Das reicht mir als Belohnung.

Es war nicht die schönste Strecke, aber mit Abstand die weiteste an einem Tag, der letzten Monate. Vielleicht sogar jemals. Ich weiß nicht genau, wie viele Kilometer ich damals gefahren bin, von Leipzig nach Luckenwalde, dies dürfte jedoch ähnlich aussehen.

Na ja, damit habe ich dann glaube ich auch alles erzählt. Dieser Blog Eintrag sollte auch lediglich dazu dienen anzuteasern und zu zeigen, dass diese Webseite noch da ist und bald auch wieder mehr vorzuweisen hat. Seid gespannt!

Wer bis hier hin tatsächlich alles gelesen hat. Ich bin beeindruckt. Danke dafür. Ich hoffe ich kann deine verschenkte Zeit bald mit besserem Inhalt wieder gut machen.

Bevor ich es vergesse:

Wir, also South Bird Design und ich sind stetig am verbessern und optimieren dieser Webseite. Sollten bei euch also mal Anzeigefehler auftreten oder sonstige Probleme im Zusammenhang mit dieser Webseite, würdet ihr mir unwahrscheinlich helfen, wenn ihr diese mir mitteilt. Die Optimierung für die verschiedensten Geräte ist eine Fingerspitzenarbeit und wir bemerken nicht immer alle Fehler. Es wäre jedoch Schade, wenn euer Komfort und Freude auf dieser Webseite zu stöbern darunter leidet. Eine WhatsApp Nachricht weniger schreiben und dafür mir helfen, diese Seite zu verbessern, das wäre doch großartig. Danke dafür schon mal.

Bis bald.

Zwei traenende Augen

Kapitel 9

"Am Ende einer Reise
Kommst du in deine Welt
Und lehnst dich ruhig zurück
Du hast ja noch ne zweite
In die du gehen kannst
Wenn es hier nicht weitergeht" - von Turbostaat - Am Ende einer Reise

Tag 49 (19.11.19)

Mein Aufenthalt auf der Insel sollte nur von kurzer Dauer sein. Daher war es wichtig heute den Tag noch mal zu nutzen und so viel wie möglich von der Umgebung rund um Vela Luka zu erkunden. Wie sollte es auch anders sein, geht das natürlich am besten auf dem treuen Drahtesel. Nach etwas planlosem umherfahren habe ich mir die Höhle Vela Spila zum Ziel gemacht.

Der Weg dorthin führte mich direkt hoch entlang des Berges wessen Hang hauptsächlich zum Olivenanbau genutzt wird. Anders als in Lovište, wo bereits alle Oliven abgeerntet wurden, war die Lese hier im vollen Gange. Überall wuselten Menschen zwischen dem Geäst und holten das Grüne und Schwarze Gold per Hand oder mit Hilfsmittel von den Bäumen.

Auffällig hier bei war, das überwiegend ältere Menschen sich dieser Arbeit angenommen haben. Das lässt vermuten, dass in Kroatien das gleiche Problem herrscht wie in Deutschland. Körperliche Arbeit entspricht nicht mehr den Vorstellungen der jungen Generation. Ist es die Arbeit oder die Bezahlung, welche hier als Hauptproblem aufzuführen ist?

Ich greife vorweg: zumindest bei der Fährfahrt nach Split habe ich mich mit einem Mann unterhalten, unwesentlich älter als ich, welcher regelmäßig von Split nach Vela Luka fährt um dort bei der Olivenernte zu helfen. Wenn man mich also noch zu einer jungen Generation zählt, gibt es doch noch den einen oder anderen, der bereit ist in den Hängen rumzuturnen und die Früchte zu ernten.

 

Übrigens habe ich natürlich auch während meines Aufenthalts in Kroatien mal die ein oder andere Olive direkt vom Baum probiert. Schließlich ist frisch doch immer am Besten. So aber nicht bei Oliven. Direkt vom Baum sind sie ungenießbar. Lediglich direkt zum Öl können sie so verarbeitet werden. Um sie als Frucht genießen zu können werden sie erst noch über einen längeren Zeitraum eingelegt um die Bitterstoffe aus ihr raus zu holen.

Neben den Oliven findet man zwischen drin auch überall an der Küste immer wieder kleine und größere Bäume mit roten Früchten daran. Sie wachsen hier völlig wild und sind im Gegensatz zu Mandarinen und Oliven tatsächlich eine heimische Pflanze. Doch scheinen sie an Popularität verloren zu haben und viele der Früchte gehen ungenutzt zu Boden. Wie ich in Lovište erfahren habe, handelt es sich hierbei um Baumerdbeeren. Immer wenn ich die Gelegenheit hatte, sind die ein oder andere in meinem Mund verschwunden. Den Geschmack kann ich nur schwer beschreiben. Eigen. Lecker. Sehr Lecker.

Immer wieder erstaunt es mich, wie groß doch der Unterschied ist, mit einem voll bepackten Fahrrad zu fahren oder einfach nur mit einem Rücksack auf dem Rücken. Dazwischen liegen Welten. Ein Anstieg fühlt sich da an wie eine gerade Strecke. So fällt es mir vergleichsweise leicht die zum Teil steilen Anstiege zu überwinden.

Als ich die Höhle Vela Spila erreiche werde ich leider enttäuscht. Der Nachteil außerhalb der Saison unterwegs zu sein. Der Eingang ist verschlossen. Statt dessen darf ich beobachten wie ein Falke, zumindest nehme ich an, dass es einer war, sich eine Taube als Beute gegriffen hat. Leider fühlt er sich durch meine Anwesenheit so gestört, dass er von dannen fliegt.

Auch ich mache kehrt und erkunde weiter die Gegend. Zum Abschluss zieht es mich wie immer ans Wasser wo ich mich ans Ufer setze und zur Ruhe komme, ehe ich wieder Richtung Unterkunft aufbreche.

Im Ort gibt es für mich nichts weiter zu erkunden und so lasse ich den Abend entspannt ausklingen.

Tag 50 (20.11.19)

Damit ist meine Zeit auf der Insel auch schon wieder vorbei. Die Fähre geht jedoch erst am Nachmittag und so habe ich alle Zeit der Welt langsam in den Tag zu starten, noch Mittag zu essen und mich dann langsam zum Hafen zu begeben.

Die Überfahrt von Vela Luka nach Split mit der normalen Autofähre dauert knapp über drei Stunden. Das Wetter ist etwas windig und ab und an kommt auch regen dazu.
Dennoch verbringe ich während der Überfahrt einen Großteil der Strecke an Deck. Nach etwa einer Stunde merke ich in mir die berüchtigte Seekrankheit aufkommen. Unter Deck schlimmer als im Freien.

Wie im Podcast beschrieben leidet ein anderer Passagier jedoch Höllenqualen. Die Geräusche sind bei meinem Zustand nicht gerade förderlich. Irgendwie schaffe ich es dennoch mich davon abzuhalten es ihm nicht gleich zu tun.

Als wir in Split anlegen und alle aussteigen läuft der Arme Mann wie ein Geist an mir vorbei. Die Freude über festen Boden unter den Füßen kann er erst später zeigen.

Ich begebe mich direkt zu meiner neuen Unterkunft. Der Weg dort hin ist mir vertraut. Habe ich in der einen Woche in Split die Altstadt doch ziemlich gut erkundet und finde mich nun problemlos zurecht. Fast zumindest. Ein wenig muss ich doch noch umher irren ehe ich die richtige Adresse finde. Google und Maps.Me kann man in den engen Gassen vergessen. Diese sind dort völlig überfordert und geben nur die Richtung an.

Als ich dort ankommen beginnt es auch mal wieder kräftig zu schütten. Bloß gut, dass ich wieder ein Dach über dem Kopf habe. Mal sehen, wie es die nächsten Tage so aussieht.

Tag 51 (21.11.19)

Einer dieser Arbeitstage, welche mich dazu verdonnern die meiste Zeit am Computer zu verbringen um Bilder zu bearbeiten und Text zu schreiben. Aber es macht Spaß und gehört daher einfach zum Trip dazu. Am späten Nachmittag konnte ich ja dennoch einen Ausflug ans Meer machen. Das lasse ich mir nicht entgehen so lange ich hier bin.

Tag 52 (22.11.19)

Der Tag beginnt etwas trüb und so nutze ich die Zeit um an der Webseite weiter zu arbeiten. Ein Podcast muss ja mal wieder her. Im laufe des Vormittags kommt die Sonne dann doch noch raus und so beschließe ich diese auch zu nutzen.

Eine Runde den Strand entlang und durch die Stadt. Am Meer lasse ich mich nieder und nehme den Podcast auf. Wer es noch nicht gehört hat. Nun aber schnell. The Sound of Lovište.

Das war eigentlich auch schon der ganze Tag. Viel Zeit am PC arbeiten und durch die Stadt tingeln. Alles ganz entspannt. Abends genieße ich immer die Zeit am Wasser.

Tag 53 (23.11.19)

Nach dem ich die letzten beiden Tagen doch viel Zeit in geschlossenen Räumen verbrachte, wollte ich heute unbedingt mal wieder raus und ein wenig was sehen. Da ich Split zum großen Teil nun schon erkundet habe, war es nun an der Zeit das Umland zu entdecken.

Beim Weg raus aus der Stadt habe ich die kleine, ja was ist das, Halbinsel? Vranjic entdeckt. Ein kleines Stück Festland mit ein paar Wohnhäusern Häusern welche in die Bucht zwischen Split und dem Festland ragt.
Von dort aus bin ich dann weiter Richtung Mravince, entlang vom Fluss Jadro immer weiter nach oben.

Die Bergstraße hat mich ordentlich ins schwitzen gebracht. Aber ohne Gepäck ist dann doch das alles in recht kurzer Zeit bewältigt. Aus der Ferne erblickt man schon Fortress Klis.
Immer wieder erwische ich einen traumhaften Blick übers Festland mit ihren Bergen, über die Stadt Split und das Meer. Die Wolkendecke bricht auf, als ich gerade am höchsten Punkt der Tour bin. Das gesamte Panorama badet im goldenen Schein der Abendsonne.

Ich genieße die Zeit und die Sicht von dort oben so lange ich kann. Doch sitzt mir auch etwas die Zeit im Nacken. Zu dieser Jahreszeit wird es zeitig dunkel und ich meide es stets im Dunkeln mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Die vielen Kreuze am Straßenrand erinnern mich regelmäßig daran, dass es die hiesige Bevölkerung es nicht allzu genau nimmt, mit der Sicherheit im Straßenverkehr.

Eine steile Abfahrt nach Solin bringt mich wieder auf Kurs in die Stadt. Als Radfahrer ist es dort immer etwas nervig zu fahren, da es keine Radwege gibt. Die meisten Leute sehe ich auf den Fußwegen fahren. Doch nerven dabei immer die Bordsteinkanten an den Kreuzungen. So ist es halt.

Die letzten Sonnenstrahlen nutze ich beim Rückweg noch einmal um durch den Marjan Waldpark zu fahren. Dort gibt es keinen Straßenverkehr und einen sehr gut ausgebauten Radweg und stets einen tollen Blick aufs Meer und den Sonnenuntergang. Fast jeden Tag den ich in Split war, habe ich stets einen Abstecher in diesen Bereich der Stadt gemacht.

Tag 54 (24.11.19)

Es bleiben nur noch zwei Tage in Split. Hin und her gerissen zwischen – ich muss noch etwas erleben bevor ich fahre – und – die letzten Tage will ich einfach nur entspannen – versuche ich den Tag zu planen.

Mein Kompromiss ist es den Telegrin Aussichtspunkt im Marjan Waldpark aufzusuchen. Bei meinem ersten Besuch in Split war ich auch schon einmal hier oben. Link - Mehr Rehaurlaub als Abenteuerreise.
Der Ausblick, welchen man von dort oben hat ist jedoch stets einen Besuch wert. Sportlich kommt man dabei auch voll auf seine Kosten.

Der Tag wird in Ruhe angegangen. Nichts hetzt und triebt mich. Und das genieße ich.

Tag 55 (25.11.19)

Heute ist es soweit. Mein letzter Tag in Split. Heute Nacht fährt mein Zug Richtung Norden. Kroatien will es mir mit dem Abschied auch noch einmal richtig schwer machen und spielt noch mal alle Asse aus.

Strahlender Sonnenschein und Wolkenloser Himmel laden zu einem Besuch am Strand ein. Wir haben Ende November und ich kann am Meer sitzen als wäre Hochsommer. Lediglich der Gang ins Wasser weißt darauf hin, dass die Badesaison vorbei. Egal. Auch wenn die Stürme der letzten Tage das Wasser gut durchgewühlt haben. Die Chance noch einmal ins Wasser zu gehen und mit den Fischen zu schwimmen, lasse ich mir nicht entgehen.

Nach dem Bad in der salzigen Kälte verbleibt noch genug Zeit, um den Körper in der Sonne wieder auf angenehme Temperaturen zu heizen.

Zum Sonnenuntergang begebe ich mich langsam zur Unterkunft um all mein Zeug zusammen zu packen. Diesmal hat das Packen ein faden Beigeschmack. Denn ich packe nicht um weiter Richtung Süden zu ziehen, sondern führt mich meine Reise nun wieder langsam zurück Richtung Deutschland.

Nach dem ich das Apartment verlassen habe hole ich mir noch etwas zu Essen und setze mich an den Hafen bis ich mich zum Bahnhof begebe. Der Nachtzug von Split nach Zagreb fährt pünktlich kurz vor 22 Uhr ab.

Tag 56 (26.11.19)

Die Zug zu besteigen und einen Platz einzunehmen fühlt sich vertraut an. Im Vergleich zu herfahrt hat sich nichts geändert. Das Fahrrad wird sicher im Abteil verstaut und dann eine Kabine aufgesucht.

Wie schon bei der Herfahrt habe ich Glück. Nur ein weiter Fahrgast setzt sich mit in mein Abteil. So hat jeder wieder 3 Sitze für sich auf denen er sich lang machen kann. Es ist kein Erholsamer Schlaf und ich wieder immer wieder wach, positioniere mich neu, schaue aus dem Fenster. Dennoch geht die Strecke zwischen Split und Zagreb gefühlt schnell vorbei.

Kurz vor Sechs Uhr erreichen wir die Hauptstadt Kroatiens. Die knappe Stunde Aufenthalt nutze ich um mir beim Bäcker eine Kleinigkeit zum Frühstück zu holen. Dann geht es auch schon wieder in den nächsten Zug, welcher mich nach München bringen soll.

„Soll“ ist hierbei das Stichwort. Ich nutze ein wenig der Zeit im Zug um direkt schon wieder etwas Text für die Webseite zu verfassen. Doch die Müdigkeit hinterlässt ihre Spuren und ich komme in keinen Schreibflow.

Bei der Überfahrt nach Slowenien gibt es eine ausführliche Grenzkrontrolle aller Fahrgäste. Eine Auswirkung davon, dass Kroatien nicht zum Schengenraum gehört. Erst kommt ein kroatischer Polizeibeamter und kontrolliert meinen Ausweis. Es folgt eine zweite Welle Staatsbeamter um die Landespapiere zu prüfen. Der Blick im Gesicht des Beamten ist schon etwas kritischer. „Andreas?“ - „Yes.“ OK, reicht.

Als die Fahrt dann weiter geht, versuche ich etwas zu schlafen. Dies gelingt mir jedoch überhaupt nicht und so bewundere ich einfach die Landschaft Sloweniens durch die Zugscheibe. Wäre das Wetter nicht so kalt-nass, hätte ich hier auch noch ein paar Tage verbracht. Der Ausblick verspricht, dass man hier auch eine gute Zeit verbringen kann.

Bei der Grenze zu Österreich laufen auch noch mal Polizeibeamte durch den Zug. Diesmal werden jedoch keine Ausweise kontrolliert und es geht vergleichsweise schnell weiter.
Eine durchsage im Zug verheißt dann jedoch nichts gutes. In Villach müssen alle den Zug verlassen um einen Alternativstrecke zu nehmen.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie stressig umsteigen mit Fahrrad ist. Jedes mal die Taschen an und abbauen und von Gleis zu Gleis hetzten. Aber auch das wird bewältigt.
So geht es von Villach mit dem Zug bis Spittal, dort gibt es dann Schienenersatzverkehr nach Bischofshofen. Es gab beim Umstieg in den Bus eine kleine Diskussion, da Fahrradmitnahme eigentlich nicht zur Aufgabe des Ersatzverkehres gehöre. Sorry Leute, ich will trotz dem mit.

Irgendwie schaffen wir das Problem zu lösen und es folgt eine Stunde Busfahrt.
In Bischofshofen muss ich wieder das Fahrrad neu bepacken und zum Bahnsteig hetzen. Ich bin immer der Letzte welcher das Gleis erreicht. Diesmal will der Zug sogar schon los fahren. Empört winke ich mit meiner Signalfarbenden Jacke und der Lokführer lässt den Zug noch einmal anhalten. Glück gehabt.

In Salzburg dann schon wieder aussteigen und in einen neuen Zug steigen. Diesmal aber das letzte mal. Bis nach München darf ich endlich an einem Platz sitzen bleiben. Diese Zugfahrt ist fast anstrengender als einen ganzen Tag mit voll bepackten Fahrrad durch ein Gebirge zu radeln.

Ich bin froh als ich München erreiche und endlich den Zug das letzte mal verlassen kann. Diesmal wird das Gepäck sicher verstaut und nicht nur provisorisch. Denn ein paar Kilometer muss ich nun noch durch und aus München radeln bevor dieser Reiseabschnitt endlich beendet ist.

Tag 57 (27.11.19)

Eigentlich hatte ich Gedacht, dass ich nach einem Tag wie gestern es heute ruhig angehen lasse. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Das ganze Sitzen gestern hat nach Ausgleich geschrien. Wann habe ich denn auch schon noch mal die Gelegenheit diese Umgebung hier mit dem Fahrrad zu erkunden.

So beschließe ich nach dem Frühstück, trotz des Regenwetters, mich aufs Fahrrad zu setzten und die Gegend zu erkunden. Als Ziel habe ich mir den Starnberger See gesetzt.

Ja, hier in Deutschland ist der Herbst einkehrt. Es ist deutlich kühler und die Sonne lässt sich auch nicht blicken. Doch auch dieser Jahreszeit kann ich etwas abgewinnen. So manches buntes Laub hält fest am Geäst der Bäume. Reißender Wind und drückende Regentropfen haben es noch nicht geschafft das Holzgewächs völlig nackt dastehen zu lassen.

Ich freue mich darüber die Wälder noch in ihrem herbstlichen Gewand bewundern zu können. Als ich den Starnberger See erreiche ist es wieder wie am Meer sein. Wasser hat immer eine beruhigende, magische Wirkung.
So lasse ich mich nieder, schließe die Augen und tue einfach so als wären wieder 25 Grad und Sonnenschein.

Ich fahre den gesamten Starnberger See entlang. Dabei erfreue ich mich immer am meisten über jene Abschnitte, welche nicht mit Häusern bebaut wurden. Viele schwarze Entenvögel, welche ich nicht zuordnen kann, bedecken das Wasser am Uferreich.

Regelmäßig treffe ich auch ganze Schwanfamilien an, welche von dem reichen Futtervorkommen in den lokalen Gewässern zehren.
Mein Rückweg führt mich entlang des Loisach-Isar- und des Isar-Kanals.
Ein seltsamer Anblick ist es, wenn der Kanal auf Höhe der Baumwipfel verläuft. Beeindruckend wie der Mensch es doch hier geschafft hat, den natürlichen Verlauf des Flusses hier zu beeinflussen.

Am Ende des Tages stehen 84 Kilometer auf dem Tacho. Das war eine ordentlich Runde. Ein guter Abschluss für diese Reise.

Was gibt es noch zu sagen?

Mein kleines Abenteuer ist hiermit beendet. Ein Endgültiges Fazit möchte ich erst ziehen, wenn ich die Reise ein wenig habe sacken lassen.

Vorweg möchte ich jedoch klarstellen, dass ich es nicht als Misserfolg verstehe, nicht Athen erreicht zu haben. Mir war von Anfang an klar, dass die Möglichkeit besteht, dass ich es nicht schaffe. Doch um es herauszufinden, musste ich einfach los.

Die Erfahrungen und Eindrücke, welche ich auf der Reise gesammelt habe, waren jeden Augenblick wert und machen es daher unmöglich auch nur einen schlechten Punkt aufzuführen.

Das sollen aber nicht meine letzten Worte zur Reise gewesen sein. Gebt mir etwas Zeit bevor ich abschließende Gedanken verfasse.

Die Berichterstattung dieser Reise endet hier. Wohlgemerkt. DIESER Reise.

Ganz normaler Alltag in Kroatien

Kapitel 8

„What does the coyote say?“

Hä!? Das verstehe ich jetzt nicht? Wer hat dich da denn erwartet?

Da gibt es wohl etwas Klärungsbedarf. Zu Beginn meiner Reise hatte ich es durchaus eingeplant, mir die Option offen zu halten an einem Ort länger zu verweilen, wenn ich meine ein besonders schönes Plätzchen entdeckt zu haben. Ich möchte ja auch Land und Kultur kennen lernen.

Dazu gibt es zahlreiche Portale im Internet, welche genau das Anbieten. Es wird zwischen Locals und Helfern vermittelt. Ob auf einer Farm, in einem Hostel, als Haushaltshilfe, in Unterkünften und so weiter. Es gibt Zahlreiche Angebote für Reisende Ihre Arbeitskraft im Austausch für Kost und Logis anzubieten.

Ein Gewinn für alle Beteiligten. Man kommt in Kontakt mit den Menschen, bietet seine Hilfe an, kann seine Arbeitserfahrung ausbauen und die Kultur deutlich genauer kennen lernen.

Klingt genau richtig für meine derzeitige Situation. Kroatien gefällt mir und ich komme zur Zeit eh nicht sonderlich gut voran. Meine Knie brauchen noch immer Schonfrist und es ziehen die Novemberstürme auf. Aus dem Norden die kühlen Bora-Winde und aus dem Süden die warmen Jugo-Winde.

In diesem Augenblick, wo ich diesen Text schreibe, tobt draußen ein kräftiger Jugo-Sturm. In den Nachrichten habe ich heute Abend viele Bilder aus den Küstenregionen Kroatiens gesehen, unter anderem Split, wo mit den Folgen der Stürme gekämpft wird. Es herrschen Temperaturen zwischen 18 und 21 Grad, aber es Regnet stark, Gewittert und vor allem Stürmt es. Wer nicht unbedingt raus gehen muss, bleibt an solchen Tagen lieber in seinen sicheren vier Wänden.

Ich schweife ab. In Lovište habe ich einen Host gefunden, welcher vielseitige Helfer suchte. Das klang interessant für mich um diesen aufzusuchen. Ohne genau zu klären, was auf mich zu kommt, habe ich zugesagt und meine Route an die nördlichste Spitze der Halbinsel Pelješac geplant.

Und da hat mein letzter Bericht aufgehört.

Diese Form von Arbeit bewegt sich in einer Grauzone. Ich kenne die gesetzliche Lage in Kroatien nicht, vermute aber, dass es sich diesbezüglich nicht stark von der Situation in Deutschland unterscheidet. Zum Schutz meines Gastgebers werde ich ihn nach Absprache nur beim Vornamen nennen.

Robert betreibt eines der diversen Restaurants in Lovište und bietet einige Unterkünfte und Apartments an. Innerhalb der Saison helfen die Volunteers bei der Gästebetreuung.

Ich bin außerhalb der Saison da. Arbeit gibt es trotz dem genug. Robert und seine Familie sind im Besitzer einer Farm und benötigt Hilfe beim Pflücken diverser Früchte, Beschaffung von Holz für den Grill, welcher im Sommer jeden Tag zum Einsatz kommt und diversen anderen Tätigkeiten auf dem Hof.

Nach dem ich nach meiner Tour über die Berge erschöpft angekommen bin, hat mich Robert kurz ein wenig herumgeführt. Ich sah aber scheinbar so erschöpft aus, dass wir dann doch recht zügig die Küche aufgesucht haben, in welcher seine Mutter bereits ein großes, köstliches Festmal vorbereitet hat. Ich werde seinen Eltern vorgestellt und beim Abendbrot lernt man sich langsam kennen.

Nach dem Essen drehen wir noch eine kurze Runde durch den Ort. Da es jedoch bereits dunkel ist, sieht man nicht viel. Am meisten herausgestochen haben dabei die Kojoten, welche immer wieder ihre Jaul-Gesänge angestimmt haben. Ich bin fasziniert. Das muss ich unbedingt mal aufnehmen.

Wir beide sind geschafft von unseren Tagen und beschließen alles weitere morgen zu besprechen.

Das war also meine Ankunft. Mindestens eine Woche werde ich hier bleiben und einfach das Leben an der Küste erleben.

Tag 40 (10.11.19)

Um 7 Uhr klingelt mein Wecker. Stört mich nicht, da ich schon ein paar Minuten vorher wach war. Acht Uhr sind wir zum Frühstück verabredet.

Alle gemeinsam Essen wir in der Küche zu Frühstück und Robert erläutert mir seinen Plan für den heutigen Tag. Es soll raus zur Farm gehen. Holz für den Grill sammeln.

Klingt ein wenig vertraut. Nur, dass wir dazu keine Bäume fällen müssen.

Nach dem Frühstück werden Hänger und Auto beladen und los geht es. Eine Schotterpiste führt einen Berg hoch.

Wow.

Da ist einer. Nach einer Biegung steht plötzlich ein Kojote mitten auf dem Weg. Gestern Abend noch gehört und heute sehe ich direkt einen. Er ist genauso überrascht wie wir. Robert fährt langsamer und der Kojote beobachtet uns noch kurz, ehe er wieder im dichten Gestrüpp verschwindet. Zu kurz ist der Augenblick, als das ich ihn auf einem Bild festhalten konnte. Wenigstens kann ich es in meinem Kopf abspeichern.

Es geht weiter zur Farm. Ehemaliges Nutzland wird wieder erschlossen und so fällt immer etwas dichtes Geäst an. Handschuhe an und los. Im Hänger landet alles was Brennbar ist. Holz Sammeln mit Ausblick aufs Meer. Das ist doch mal was. Bis zum Mittag haben wir den Hänger voll mit Holz und fahren wieder zurück.

Wieder in der Küche wartet schon ein üppiges Mittagessen auf uns. Mehr als ich essen kann. Doch, es schmeckt mir. Ich habe doch schon drei Teller voll gegessen. Ich kann einfach nicht mehr. Im Laufe meines Aufenthalts werde ich immer wieder zum Essen genötigt. Es ist einfach so viel. So lecker, aber wenn der Bauch voll ist, geht einfach nichts mehr rein.

Nach dem Mittag Essen geht es wieder zurück zum Holz. Robert steht an der Kreissäge und ich reiche ihm das Holz direkt vom Hänger. Die kleingeschnittenen Holzstücke stapeln wir ordentlich an einer Wand. Hey , wie lange hält denn so eine Ladung? Ach, vielleicht eineinhalb Tage.

OK, also müssen wir noch gut was holen.

Drei Uhr Nachmittags ist aber Feierabend für mich. Zu viel muss ich dann doch nicht arbeiten. Gut, dass das Meer direkt vor der Tür ist. Der Dreck und Schweiß von der Arbeit wird direkt im Meer abgespült.

Anschließend laufe ich noch eine kleine Runde durch den Ort so lange es noch hell ist. Es reicht wirklich nur für eine kleine Runde. Dann ist schon wieder Zeit zum Essen. Und wieder wartet ein reich gedeckter Tisch auf uns. Gefühlt könnte das ganze Dorf an diesem satt werden.

Wir unterhalten uns noch eine Weile nach dem Essen, bis ich dann doch noch mal raus will. Ich möchte unbedingt die Geräusche der Kojoten aufnehmen. So laufe ich durch den Ort in der Hoffnung, dass diese noch einmal mit ihrem Gesang aufwarten.

Vergebens. Sie halten sich zurück. Enttäuscht kehre ich zurück in mein Zimmer.

War ja klar. Kaum bin ich drin und habe meine Sachen abgelegt, höre ich sie draußen los legen. Na wartet ihr frechen Biester, ich erwische euch schon noch. Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 41 (11.11.19)

Die Lauscher aufgespannt, klingt ungemütlich draußen. Dennoch wird pünktlich um 8 am Frühstückstisch gesessen. Was Essenszeiten angeht ist Mama sehr penibel. Mit über 80 jährigen braucht man darüber auch nicht diskutieren.

Das Wetter schränkt die Möglichkeiten heute erheblich ein. Aber treu dem Motto: Es gibt immer was zu tun. Finden wir natürlich auch heute etwas. So gehen wir in den Weinkeller und sorgen dafür, dass der Rebensaft seinen guten Geschmack behält und nicht zu Weinessig mutiert.

Ich selber bin ja kein Weintrinker, freue mich trotz dem über den Einblick in das Handwerk. Auch wenn ich letztlich nur dabei helfe, das bereits fertige Produkt zu verwalten.

Zum Mittag Essen gibt es wieder reichlich, lecker und eigentlich zu viel. Nach getanem Werk am Nachmittag fahren wir noch mit dem Boot raus um die Fischfallen zu kontrollieren. Vielleicht findet sich ja ein Abendbrot. Nicht ganz. Es ist kaum nennenswert was zusammenkommt.

Am Abend drehe ich wie üblich meine Runde durchs Dorf. Immer in der Hoffnung die Kojoten mit meinem Mikrofon aufzunehmen. Vielleicht habe ich sogar Glück und einer rennt mir vor die Linse.

Nein, leider nicht. Es bleibt dabei. Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 42 (12.11.19)

Jugo will heute mal so richtig zeigen was er kann. Sich draußen Aufzuhalten ist äußerst ungemütlich. Der Vormittag wird also für ein wenig unangenehmen Papierkram genutzt. Nicht für mich, aber Robert hat da ein bisschen was schleifen lassen.

Die Regenpausen nutze ich, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Später am Nachmittag geht es aber noch mal richtig los. Regen und Sturm. Im Vergleich zum Rest von Kroatien, kommen wir hier aber scheinbar noch gut weg.

In den Nachrichten flimmern Bilder von verschiedenen Küstenregionen in denen mit den Wassermassen gekämpft wird. In Dubrovnik wurde gar eine Welle von 11 Metern gemessen. Elf Meter! Wie misst man eigentlich die Höhe von Wellen? Wahnsinn.

Hatten wir ja noch richtig Glück hier in unserer Bucht. Am Abend und über die Nacht tobt sich Jugo auch noch mal richtig aus. Keine Chance für mich, die Kojoten zu erwischen. Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 43 (13.11.19)

Die letzten Ausläufe vom Sturm ziehen dahin. Wir nutzen die Zeit noch für ein paar Indoortätigkeiten. Später am Vormittag sind vom Wind dann aber auch die letzten Wolken vertrieben und die Sonne lässt die Bucht im sommerlichen Gewand erstrahlen.

Nun heißt es Schäden beseitigen. Zum Glück ist nichts schlimmes passiert. Nur ein paar Planen hat es davon geweht und Sachen, die darunter eigentlich geschützt sein sollten, nass werden lassen. Die Gelegenheit für eine gnadenlose Entrümpelung. Robert tut sich damit jedoch etwas schwer. Es hat sich so einiges über die Jahre bei ihm angesammelt.

Aber mit ausmisten kenne ich mich doch jetzt auch. Leider kann ich ihn jedoch nicht völlig von meinen Künsten überzeugen und so wird trotz dem versucht zu retten, was auch schon vor dem Wasserschaden für den Müll bestimmt war. Ich habe mein bestes gegeben.

Am Nachmittag fahren wir noch einmal auf die Farm um neues Holz zu sammeln. Davon kann nicht genug eingelagert werden.

Den angesammelten salzigen Schweiß spüle ich mir nach der Arbeit direkt im Meer vom Leib. Ich kann doch die große Badewanne vor der Tür nicht ignorieren. Das frische Wasser bringt den Kreislauf wieder richtig in Schwung.

Heute ist auch ein weiterer Helfer namens Stefan eingetroffen. Robert begrüßt ihn schon seit 4 Jahren bei sich. Alte Bekannte also.

Das Wetter lässt es am Abend nach dem Abendbrot wieder zu, dass ich meine Streifzüge durch den Ort und Umgebung mache. Alles nur um Kojoten aufzunehmen und vielleicht zu sehen.

Eine ordentliche Tonaufnahme habe ich auch heute nicht bekommen. Aber immerhin eine Begegnung mit einem dieser scheuen Vierbeiner. Sag deinen Kollegen ruhig Bescheid: Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 44 (14.11.19)

Wetter gut, alles gut. Ein Arbeitsreicher Tag. Wieder ging es in erster Linie um Holz. Da gab es wieder eine ganze Hängerladung, welche zu Kleinholz verarbeitet werden möchte.

Neben dieser Tätigkeit wurde noch für etwas Ordnung auf dem Hof gesorgt.

Am Nachmittag ging es wieder raus zur Farm. Na? Genau, Holz holen.

Während Robert und Stefan eine Runde zum Bolzplatz sind um sich mit der Dorftruppe anzulegen, habe ich die Gelegenheit und das ruhige Wetter genutzt, um mal mit dem Kanu auf dem Meer eine Runde zu drehen.

Einfach entlang der Küste in den Sonnenuntergang. Wie gerne würde ich das einfach mal einen ganzen Tag machen. Einfach so weit ich kann und das Wetter mich lässt. Na vielleicht habe ich ja noch mal Gelegenheit dazu. Nach meiner Runde auf dem Wasser, musste ich mich natürlich auch noch in die salzigen Tiefen stürzen. Brrr.

Nach dem Abendbrot war ich voll motiviert. Heute erwische ich euch! Ich setzte mich auf meinen Hügel, welchen ich immer wieder mal während meines Aufenthalts aufgesucht habe. Ich habe Zeit. Jede Menge Zeit. Also Jungs, singt mir euer Lied.

Und tatsächlich. Heute schaffe ich es tatsächlich die Kojoten bei ihrer Abendkommunikation aufzunehmen. Was sie sich, erzählen, keine Ahnung. Aber ich habe nun Aufnahmen, welche ich gerne einem Übersetze zukommen lasse. Ob ich das noch mal schaffe? Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 45 (15.11.19)

Langsam schleicht sich Routine ein. Ein Tag der sich mal wieder voll und ganz über das brennbare Naturprodukt drehte. Schier unendlich scheint das Vorkommen auf der Farm zu sein und noch größer der Bedarf. Die kroatische Küche ist kreativ beim Umgang mit dem offenen Feuer. Zahlreiche Gerichten lassen sich schmackhaft über der Glut zubereiten. Da ist man doch gerne behilflich, dass diese Tradition bewahrt werden kann.

Während wir zur Arbeit schreiten, kann Kätzchen natürlich noch gemütlich im Körbchen schlummern.

Als wir auf der Farm sind gibt es noch einen kleinen Exkurs in die Familienhistorie. Überall in Kroatien, anderen mediterranen Ländern und darüber hinaus findet man sie: die Trockenmauern. Im Mittelmeerraum gehören sie zur Kulturlandschaft. Sie erfüllen diverse Zwecke beim Anbau von Oliven, Reisfeldern oder Weinbergen. Sie speichern die Wärme über den Tag und geben sie Nachts zurück in den Boden, sie erweitern Anbaugebiete in Steillagen. Steine gibt es an vielen Küsten im Überfluss und so haben sie Menschen diese zum Nutzen gemacht.

Die Geschichte, welche uns Robert erzählt betrifft genau so eine Steinmauer. Als Kroatien im Zweiten Weltkrieg von den Achsenmächten eingenommen wurden, musste die Bevölkerung einen Großteil ihrer Ressourcen und Nahrung zur Unterstützung der Front abgeben. Oftmals auch mehr als verträglich. Um nicht unter Hunger leiden zu müssen, hat Roberts Vater eine Höhle in der Steinmauer geschaffen und dort Nahrung versteckt. Auf dem Foto sticht sie mittlerweile durch ihre Erhabenheit hervor. Doch damals war die Mauer auf einer Ebene und zog sie wie viele andere über das Land.

Sie war damals bei weitem nicht so gut zu entdecken wie heute. Lebensmittel wurden in ihr gelagert und der Eingang wieder mit Steinen verschlossen. Es gab also zweierlei Gefahren bei diesem Vorhaben. Würde man herausfinden, dass sie Nahrung vor den Truppen verstecken, hätte das schwerwiegende Konsequenzen für die Familie gehabt. Die Angst hunger leiden zu müssen, lies den Menschen jedoch keine andere Wahl.

Unweit von dem Platz an welchem wir uns befinden, ist ein Flugzeug eines Alliierten abgestürzt. Der Pilot überlebt den Absturz und flüchtet von der Absturzstelle. Er befindet sich mitten in feindlichem Gebiet und rennt um sein Leben. Dabei begegnet der dem Vater von Robert. Dieser zögert nicht lang. Dem Vater ist egal, auf welcher Seite der Mann kämpft der vor ihm steht. Er möchte einfach nur sein Leben retten.

Der Eingang zum Versteck in der Mauer wird geöffnet und der Pilot versteckt sich in der steinernen Vorratskammer. Wieder versiegelt mit den Steinen ist die Mauer unscheinbar wie zuvor. Die Familie setzt sich nun einer noch größeren Gefahr aus. Sie halten nicht nur Nahrung zurück, sondern verstecken auch einen Mann der anderen Seite.

Soldaten durchsuchen das Gebiet nach dem Piloten. Befragen auch den Vater, doch dieser hält inne. Selbst unter dem Einsatz von Suchhunden, wird der Pilot in dem Versteck nicht ausfindig gemacht. Als es Nacht wird öffnet der Vater wieder den Zugang zum Versteck. Im Schutze der Dunkelheit setzt der Pilot seine Flucht fort. Was aus ihm geworden ist, bleibt unbekannt.

Diese Geschichte hat mich noch den ganzen Tag und darüber hinaus beschäftigt. Sie zeigt auf so vielen Ebenen den Wahnsinn von Krieg. Krieg schafft Situationen, in denen Menschen auf Befehl töten und andere wiederum sich selbst in Gefahr bringen, um anderen zu helfen. Gibt es einen Krieg, der jemals gutes bewirkt hat? Der der Gemeinschaft zu nutzen kam und nicht nur einzelnen Kriegstreibern? Aus meiner Sicht, gibt es kein Argument welches töten unter Menschen rechtfertigt. Krieg ist das Krebsgeschwür der Menschheit, gegen das es noch kein Heilmittel gibt.

Gedanken wie dieser kreisen mir durch den Kopf, während wir unser Arbeit auf der Farm und später nachgehen.

Am Ende des Arbeitstages gibt es wieder den gang in die offenen Wellen. Zumindest in jene, welches bis in die Bucht schaffen.

Den ganzen Tag hat sich Jugo immer mal wieder mit kleinen Schauern angekündigt. Am Abend kehren auch wieder die ersten stärkeren Winde ein. Für mich die Gelegenheit endlich mal wieder etwas am Computer zu arbeiten, ehe ich das Erlebte alles wieder vergesse. Will ich doch für genug Lesestoff sorgen.

Kann ich doch gleich noch mal die Aufnahmen der Kojoten von gestern anhören. Bin ich damit zufrieden? Hm... vielleicht nehme ich sie doch noch mal auf. Ein paar Tage bin ich ja noch hier.

Tag 46 (16.11.19)

Nach dem ich die letzten Tage bei jeder Arbeit geholfen habe die mir Robert aufgetragen hat, war heute mal Zeit für einen freien Tag. Es fühlt sich seltsam an. Während Robert und Stefan nach dem Frühstück wieder los ziehen um sich an die vielen Aufgaben zu machen welche hier anfallen, kümmere ich mich um meine Freizeitgestaltung.

Bis jetzt habe ich noch nicht so viel von der Umgebung von Lovište gesehen. Also beschließe ich mich aufs Fahrrad zu setzten und einen Runde zu drehen. Vielleicht habe ich ja Glück wie am ersten Tag und begegne wieder einem Kojoten.

Die Hügel und Berge rund um Lovište sind übersät mit Farmen auf welchen vorwiegend Oliven, aber auch Wein angebaut wird. Immer wieder erhasche ich einen guten Ausblick, welcher mir einen schönen Blick auf die See oder Lovište verschafft. Ich finde Spuren von Kojoten und Wildschweinen, treffe aber leider keines der Tiere an. Dazu bin ich dann wohl doch zu laut. Oder stinke zu sehr.

Bei meinem umherstreifen vergesse ich etwas die Zeit, Oh verdammt, gleich Zwölf Uhr, schnell zurück. Das Mittagessen steht schon bereit und Verspätung beim Essen wird nicht gern gesehen.

Zurück steht mal wieder ein deftiges Essen bereit. Roberts Mutter zaubert jeden Tag zwei großartige, warme Mahlzeiten aus dem Hut. Falls ich die letzten Wochen an Gewicht durch die Reise verloren haben sollte, gibt es hier genug zu Essen um die Knochen wieder unter einem sicheren Speckpolster zu verstecken. Vielleicht nicht so schlecht, wenn doch der kalte Winter in Deutschland bei bei meiner Rückkehr auf mich wartet.

Nach dem Mittag wird kurz in Ruhe verdaut. Robert und Stefan sind wieder am Ackern und ich überlege kurz, was ich am Nachmittag mache. Es ist wieder etwas stürmisch. Aber ich habe schon Lust, noch einmal die Küste mit dem Kanu zu erkunden. Ich wäge kurz ab, wie gefährlich das sein könnte.

Ach was solls. Badehose an und rein ins Boot. Entlang der Küste wird es schon gehen. So ist es auch. In den Buchten kann ich mich recht entspannt fortbewegen und an den Spitzen muss ich ordentlich gegen Wind und Wellen paddeln. Bei einer Welle hatte ich kurz das Gefühl mich würde es umkippen, aber letztlich ging doch alles gut und ich konnte mich immer weit genug von den Felsen entfernt halten.

An diese Art der Fortbewegung könnte ich mich gewöhnen. Kann ich nicht gleich weiter paddeln bis Griechenland?

Nach meiner Tour sind auch Robert und Stefan fertig mit ihrer Arbeit. Heute lasse ich mich auch dazu breit schlagen mit zum Fußballplatz zu kommen. Ich habe zwar kein passendes Schuhwerk, aber irgendwie wird es schon gehen.

Über den Tag hat Robert zwar versucht die Dorfjugend zu mobilisieren, aber diesmal ist niemand gekommen. Nur ein paar Kinder und später auch ein Freund von Robert, welcher auch der Bürgermeister von Lovište ist, kommen noch dazu und wir machen eine kleine spaßige Partie. Meine unnachahmlichen Fußballskills sorgen natürlich für offene Kinnladen auf dem Platz. Als würde man einem Produkt zweier Fußballikonen und einem Stein zusehen. Zum Glück gibt es keine Aufnahmen, welche jemals das Gegenteil beweisen können. Es wird immer nur Aussage gegen Aussagen geben.

Nach dem Fußballchaos wird eine Abkühlung im Meer gesucht. Der Luxus das Meer vor der Haustür zu haben ist einfach unbezahlbar. Das Geräusch der Brandung, die gute Luft und stetige dieser leichte Geschmack von Salz auf den Lippen. Einfach Großartig.

Natürlich wartet nach der ganzen Anstrengung wieder ein üppiges Abendmahl auf uns. So viel, so lecker.

Nach dem Essen ziehen Stefan und ich noch eine Runde durch den Ort. Holen uns beim Dorfladen von je zwei Biere und laufen einfach herum und quasseln über alles mögliche. Am Abend wird dann im Wohnzimmer der Eltern von Robert gemeinsam das Spiel Kroatien gegen die Slowakei geschaut. Nach einem Sieg von 3 zu 1 bleibt die Stimmung zum Glück gut.

Danach bin ich aber so müde, dass ich im Bett direkt einschlafe.

Tag 47 (17.11.19)

Über Nacht hat es noch mal ordentlich geregnet. Am Morgen kommt dann aber doch endlich mal wieder etwas Sonne durch. Meine Gelegenheit mal ein paar meiner Sachen zu waschen. Durch die Arbeit hat sich doch gut Dreck in den Fasern angesammelt. Einfach verbrennen geht auch nicht, da ich nicht so viele Kleidungsstücke dabei haben. Was da ist, muss gepflegt werden.

Da heute Sonntag ist und Robert auch mal ein wenig Erholung benötigt, ist für alle heute ein freier Tag. Ich nutze den Vormittag um meine weitere Reise zu planen. Da das Wetter aber so gut ist, mache ich wenigstens eine kleine Runde in die Umgebung.

Irgendwie ist der Vormittag dann auch wieder um und alle sitzen pünktlich um 12 am Mittagstisch. Zur Verdauung schaue ich wieder etwas rum, wie es bei mir weiter gehen soll. Ganz die Füße still halten kann ich aber auch nicht und so beschließen Stefan und ich noch einmal gemeinsam die Gegend zu erkunden.

Blickt man aufs Meer, scheint dort ein straffer Wind zu peitschen. Lass uns doch mal auf eine Ausbuchtung gehen und diesen bei eigenem Leibe spüren. Durch die Hügel und Olivengärten zwängt sich ein kleiner Weg welcher uns bis ans Meer führt.

Tatsächlich, der Wind ist hier deutlich straffer als bei uns in der Bucht. Die Wellen peitschen gegen die Felsen und verflüchtigen sich als feiner Nebel in der Luft. Wir bleiben dort eine ganze Weile und genießen einfach dieses Naturschauspiel.

Später streifen wir noch umher. Dabei immer die Uhr im Blick. Mama Robert darf nicht verärgert werden, wenn sie schon extra für uns alle auftischt.

So geht dann auch ein schöner letzter Tag in Lovište zu Ende. Morgen soll noch mal so gutes Wetter werden. Da muss ich einfach weiter. Am Abend plane ich den morgigen Tag und das Ziel, räume ein paar Sachen zusammen und gehe zeitig schlafen.

Tag 48 (18.11.19)

Wie versprochen strahlt heute die Sonne an einem blauen Himmel. Trotz dem ist dies ein schwerer Morgen. Ich war zwar nur eine Woche hier, hatte aber eine so gute Zeit, dass ich es schon traurig finde, heute wieder zu gehen.

Obwohl ich alle Zeit der Welt habe und eigentlich noch bleiben könnte, will ich aber irgendwie auch weiter. Wer weiß, vielleicht komme ich ja irgendwann wieder.

Ich bin extra zeitig aufgestanden um meine Fähre von Orebić aus zu bekommen. Auch Robert und Stefan sind sehr Früh schon aktiv, da sie aufs Meer raus fahren um die Netze einzuholen, welche Robert gestern Abend noch ausgelegt hat.

Kurz nach um Acht treffen wir uns alle am Frühstückstisch. Noch einmal gemeinsam Essen. Der Fang am Morgen scheint reichlich zu sein. Möchte ich nicht doch noch länger bleiben? Nein, der Entschluss steht fest. Heute geht es weiter.

So packe ich nach dem Frühstück noch den Rest zusammen und belade das Fahrrad. Während dessen schallert fetzige, laute Musik durch die Boxen am aus dem Restaurant und Robert und Stefan sammeln die Fische aus den Netzen. Die Arbeit sieht meditativ aus, doch die Musik aus dem Radio sagt eher: Schwing die Hüften BayBay. Dann noch bei diesem tollen Wetter.

Der Abschied lässt sich trotz dem nicht verhindern. Ein letztes gemeinsames Gruppenbild, um die Erinnerung an die schöne Zeit, an diesem wunderbaren Ort, mit diesen wundervollen Menschen festzuhalten. Danke für Alles.

Dann ist es an der Zeit für mich mal wieder in die Pedale zu treten. Der kleine Ort ist schnell verlassen und ich...

...oh nein, dieser abartige, wahnsinnige Anstieg. Da ist er wieder. Bei der Anreise hatte ich schon Angst, diesen wieder hoch zu müssen und jetzt ist es so weit. In eineinhalb Stunden kommt die Fähre von Orebić nach Korčula Stadt. Die ersten Meter quäle ich mich noch so hoch. Dann wird der Anstieg aber zu steil und ich muss schieben. Schon fließt mir wieder das salzige Wasser in strömen von der Stirn. Als hätte ich schon 30 km vollster Anstrengung hinter mir. Dabei sind es noch nicht mal 2 Kilometer und ich keuche schon wieder. Schleppend geht es immer weiter nach oben und die Zeit rennt. Das wird echt knapp.

Es dauert eine Stunde bis ich den Anstieg endlich geschafft habe. Noch 30 Minuten bis die Fähre kommt. Das wird knapp. Trotz dem möchte ich unbedingt noch einen kurzen Stopp in dem Dorf Nakovanj einlegen. Ein kleiner Ort in den auf dem Berg hinter Lovište. Robert hatte von diesem erzählt. Auf der herfahrt bin ich einfach dran vorbei.

Dabei handelt es sich hierbei um ein typisch altertümliches Dorf, in der klassischen mediterranen Steinoptik. Heute lebt hier keiner mehr. Nur im Sommer finden hier ab und an Festspiele statt.

Das will ich mir doch wenigstens mal kurz ansehen.

Ganz unbewohnt scheint es jedoch nicht zu sein. Aus einem der Häuser steigt Rauch von einem Ofen auf. Von außen wirkt das Haus nicht bewohnt und die anderem Ort noch weniger. Ein stolper ein wenig auf den Mauern umher.

Bei meinem Streifzug entdecke ich mal wieder eine kleine Katze. Eine elendige Seele, welche wieder beweist, dass Kastrationen von Streunern dringend notwendig sind.

Ihr Zustand ist so schlecht, dass ich überlege wie ich sie mitnehmen kann. Aber was dann? Wo finde ich hier einen Tierarzt? Oder nehme ich sie dann mit nach Deutschland? Wie soll ich sie auf meinem Fahrrad transportieren. Ihr Zustand ist so schlecht, dass ich daran zweifel, dass sie einen Transport auf meinem Fahrrad überlebt.

So leid es mir um diese Seele auch tut, ich beschließe meinen Weg fortzusetzen und sie zurückzulassen. Moralisch stelle ich mein Handeln dabei selbst in Frage und denke auch noch Tage danach über diese Situation nach.

Am Aussichtspunkt von dem Weg, welcher wieder die Abfahrt einleitet, treffe ich einen deutschen Urlauber. Dies war leicht für mich zu erkennen an seinem deutschen Kennzeichen. Wir kommen kurz ins Gespräch. Er ist Rentner und kommt jedes Jahr mindestens 2 mal hier her. Selbst ist er auch Radreisender und unternimmt regelmäßig Touren mit einem Freund. Er legt mir den Brennerpass ans Herz. Er schwärmt von dem wunderbar ausgebauten Radweg, welcher auf einer alten Bahnstrecke gebaut wurde. Das merke ich mir doch mal vor.

Die Fähre kann ich nun endgültig vergessen. Ich muss also wieder eineinhalb Stunden warten bis die nächste kommt. Ich gehe zu einem Supermarkt, hole mir eine Kleinigkeit zum Essen und zu trinken und setze mich ans Ufer am Hafen.

Die Auswirkung vom Sturm der letzten Tage sind hier deutlicher zu beobachten als in der abgeschirmten Bucht in Lovište. Entspannt genieße ich die Sonnenstrahlen bis die Fähre 13 Uhr kommt.

Die Überfahrt nach Korčula dauert kaum 30 Minuten. Trotz dem ist der Tag schon recht fortgeschritten und bis zu meinem Ziel in Vela Luka sind es noch 45 Kilometer und die Strecke ist äußerst anspruchsvoll.

Nach wenigen Kilometern beschließe ich mein Glück am Busbahnhof von Korčula Stadt zu versuchen. Ich hatte mich eigentlich auf die Radfahrt über die Insel gefreut. Aber zeitlich habe ich keine Chance noch bei Tageslicht Vela Luka zu erreichen.

Ich habe Glück, ein Bus kommt in nur 15 Minuten. Nun muss ich nur noch klären, ob ich auch mein Fahrrad in diesem mitnehmen kann. Eine Horde Schulkinder steht auch schon breit um den Bus zu nehmen.

Als dieser vorfährt spreche ich den Busfahrer an. Glück gehabt. Kein Problem. In der Lagerfläche vom Bus ist genug Platz für mein Gepäck und das Fahrrad. Also setzte ich mich in den vollen Bus. Alles Schulkinder und eine Handvoll ältere Menschen.

Etwas über eine Stunde dauert die Fahrt mit dem Bus über die gesamte Insel bis Vela Luka. Während der Fahrt kann ich nicht aufhören aus dem Fenster zu starren. Die Strecke eröffnet immer wieder faszinierende Ausblicke über das offene Meer und die Insellandschaft. Wirklich schade, dass ich diese Strecke nicht selbst fahren kann.

Doch die Anstiege, welche der Bus zurücklegt, sind wirklich extrem. Es geht die ganze Zeit immer wieder auf und ab. Ich kann gar nicht einschätzen, wie viele Stunden ich für diese Strecke benötigt hätte. Wahrscheinlich hätte ich bis 21 Uhr gebraucht um in Vela Luka anzukommen.

Auf diese Weise bin ich schon 15 Uhr dort und kann auch direkt meine Unterkunft beziehen. Ohne groß meine Sachen auszupacken schwinge ich mich wieder aufs Rad um die wenigen verbleibenden Minuten bei Tageslicht zu nutzen um den Ort zu erkunden.

Bis es dunkel ist bin ich noch unterwegs. Unterwegs auf einer richtigen Insel. Wieder halte ich mich größtenteils an der Küste. Immer den Blick aufs Meer.

Was habe ich mir da nur all die Jahre entgehen lassen. So ein Leben auf Reise, ich hätte nicht geglaubt, dass es so gut tut. Ich habe mich in den paar Wochen schon so daran gewöhnt, dass all meine Sache, welche in der Heimat eingelagert sind überhaupt nicht vermisse. Alles was ich brauche habe ich bei mir. Wahrscheinlich sogar mehr.

Ich bin so unendlich froh diesen Schritt gewagt zu haben, alles aufzulösen und einfach loszuziehen.

Es ist nie zu spät, bis du tot bist.

Meer sehen

Kapitel 7

„Gemächlich kommt auch weit.“

Tag 33 (03.11.2019)

Ich müsste mich wohl noch ein ganzes Stück dem Äquator nähren, um keine Regentage mehr zu haben. Die Erde braucht ihr Wasser um den Pflanzen wieder Kraft zu geben und ich kann die Zeit wieder produktiv nutzen um das Internet mit meinem Quatsch vollzumüllen. Daher sehe ich das nicht als Problem.

Nach getaner Arbeit bleibt immer noch genug Zeit für meinen Weg zum Strand um wenigstens so zu tun als würde ich schwimmen. Eigentlich treibe ich nur an der Wasseroberfläche und schaue den Fischen zu wie sie ebenso beim Wellengang hin und her wabern.

Am Abend habe ich mich noch mit meinem Vermieter zusammen gesetzt. Er hatte viel zu erzählen über die durchwachsene Zeit im Balkan, seine Zeit auf See und als Gastarbeiter in Deutschland. Es ist erstaunlich, wie wenig man doch über den Balkan und seine Geschichte weiß. Dabei liegen diese Kriege keine 20 Jahre zurück. Zum Abschluss gab es noch selbst gebrannten Walnusslikör.

Živjeli

Tag 34 (04.11.2019)

Durch einen lauten Geräuschpegel von draußen, verursacht durch starken Regen und Wind, werde ich geweckt. Ich beobachte das Schauspiel bis ich wach genug bin um den anstehenden Aufgaben nachzugehen. Es wird Zeit die Sachen zusammenzupacken. Eine ordentliche Portion Haferbrei mit Obst soll mir als Stärkung für die heutige Etappe dienen.

Bis ich fertig bin und los kann, hat es auch aufgehört zu regnen und ich kann meine Regenschutzkleidung im Rucksack lassen.

Die heutige Tour soll mich entlang der adriatischen Küste nach Makarska führen. Eine entspannte Strecke von ein wenig mehr als dreißig Kilometer. Ich möchte mich lieber weiter schonen ehe ich wieder unnötige Probleme bekommen.

Als ich das Fahrrad bepacke, merke ich, dass mein Hinterrad nicht ganz rund läuft. Ich versuche es nachzujustieren, dabei schaffe ich es doch tatsächlich mit meiner bärenstarken, unermesslichen Kraft, mein kleines Multitool zu zerbersten. Gehen wir aber wohl besser von minderer Qualität des Werkzeuges aus. Aber gut, bleibt mir nichts übrig als mit dem schleifenden Rad bis nach Makarska zu fahren und mir dort einen Baumarkt oder Fahrradladen zu suchen. Wird schon gehen.

Voll bepackt rolle ich auch schon wieder los. Das Problem mit dem Fahrrad ist vergessen als ich einfach den Blick aufs Meer genießen kann, während sich die Strecke an der Küste entlang windet. Hier macht sich auch wieder bemerkbar, wie angenehm es ist, außerhalb der Saison unterwegs zu sein. Die Straße ist durch wenig befahren. Lediglich der ein oder andere LKW Fahrer nimmt es nicht so genau mit dem Sicherheitsabstand beim Überholvorgang. Kurz geflucht und wieder die Aussicht genossen. „Und jetzt hinsetzten und niesen, Natur genießen.“

Am frühen Nachmittag erreiche in Makarska. Ich bringe meine Sachen in die Unterkunft und begebe mich direkt wieder los einen Baumarkt suchen. Ein wenig Google, ein paar Leute befragen und schon bin ich an dem Ort, welcher alles bereit hält, was ich brauche um mein Rad wieder rund laufen zu lassen. Na gut, fast alles. Neue Bremsbeläge haben sie nicht.

Mit meinem nigelnagelneuen Werkzeug begebe ich mich zum Strand um dort meine Skills bei der Fahrradreparatur zur Show zu stellen. Ach verdammt, stimmt ja. Außerhalb der Saison. Es ist niemand da, der mich bei meinem handwerklichen Geschick beobachtet und aus zweiter Reihe zujubelt. Dann bleiben also nur der Sonnenuntergang, das Meeresrauschen, mein Fahrrad und ich. Klingt eigentlich ganz OK.

Es dauert auch nicht lang und ich kann das Fahrrad endlich mal zur Seite stellen und die Gegend erkunden. Bevor ich dies jedoch mache, muss ich natürlich noch etwas wichtiges tun.

Der Gang ins kühle Nass. Wenn das Meer schon vor der Türe ist, fühle ich mich einfach dazu genötigt und verpflichtet dieses auch zu nutzen.

Ausgerüstet mit Badehose, Badeschuhe, Taucherbrille und Handtuch stolziere ich zum Strand um mich in die wilde Brandung zu werfen. Die Wellen peitschen Kopfhoch an meine Knie. Brrr kalt. Rein da, ich will mich nicht blamieren. Vor mir selbst. So ziehe ich meine Runden in den Weiten des Meeres.

Nachdem ich mich wieder umgezogen habe ziehe ich noch eine Runde durch die Stadt Makarska. Morgen bin ich ja noch einen ganzen Tag hier. Also nehme ich mir nicht zu viel vorweg und beschränke meinen Rundgang auf den Hafenbereich, ehe ich wieder zur Unterkunft zurück kehre.

Tag 35 (05.11.19)

Der Wetterbericht hat für den Nachmittag Sturm und Regen angesagt. Also habe ich beschlossen schon zeitig los zu ziehen um mir einen Eindruck von der Umgebung zu machen. Makarska liegt in einer Bucht umgeben von einer wunderschönen Naturlandschaft. Ins Landesinnere zieht sich der Biokovo Naturpark, am nördlichen Teil der Bucht der kleine St. Peter Waldpark und vom Südlichen Teil der Bucht zieht sich der Osejava Waldpark. Klingt, als gäbe es so einige schöne Spots zu sehen. So drehe ich den ganzen Tag meine Runde am Meer entlang und bestaune immer wieder die schönen Aussichten, welche sich auf der Strecke hervortun.

Auf einem kleinen Hügel im St. Peter Waldpark kommen plötzlich aus allen Ecken und Büschen Katzen hervor und stürmen auf mich zu. Ich erschrecke kurz und sie bleiben stehen. Beobachten mich. Ich beobachte sie, zücke meine Kamera: Knips.

OK, dieser Hügel gehört euch und offensichtlich denkt ihr, dass ich euch Futter bringe. Sorry Leute, ich habe nichts für euch. Immer diese Katze hier überall. ÜBERALL.

Bei meiner Wanderung behalte ich immer den Wetterprognose im Auge. In erster Linie beobachte ich aber einfach, was über mir geschieht. Es ist stark windig, aber regen bleibt aus. Kein Grund meinen Rundgang abzubrechen und in sichere Gemäuer zu fliehen. So streife ich umher bis es dunkel wird ehe ich mich wieder langsam zurück ziehe und den Tag ausklingen lasse.

Tag 36 (06.11.19)

Nach dem kurzen Ruhetag gestern, geht es heute auch schon weiter. Wieder ist nur eine kurze Route angesetzt. Einfach weiter entlang Küstenstraße. An einer Stelle ist die Straße den Hang herabgesackt. Nicht auszumalen was passiert, wenn man sich genau zu einem solchen Zeitpunkt auf einem solchen Abschnitt befindet.

Nicht einmal 30 Kilometer beträgt die geplante Strecke. Schon 13 Uhr erreiche ich mein Ziel in Drvenik.

Glücklicherweise kann ich mein Zeug schon in der Unterkunft abladen. Da ich so zeitig da bin, bleibt noch genügend Zeit um das kleine Dorf bei Tageslicht zu erkunden. Wieder ziehe ich meinen Weg entlang am Meer. Und na klar. Überall verstecken sich immer Katzen. Mal scheu, mal zutraulich.

Tag 37 (07.11.19)

Diesmal verzichte ich auf einen Ruhetag und setzte meine Tour Richtung Süden fort. Heute stehen mir noch weniger Kilometer bevor als gestern. Um nicht wieder zu früh an meinem Ziel anzukommen, beschließe ich mir mehr Zeit auf der Strecke zu lassen und kleinere Hotspots am Wegesrand mitzunehmen. Ich weiche immer mal wieder von der Landstraße D8 ab, um einen kleinen Umweg durch die Ortschaften zu nehmen.

Was mir die gesamte Strecke schon auffällt, sind die Vielzahl an Zeichen der Trauer am Straßenrand. Sie Mahnen mich immer wieder, stets Aufmerksam und Vorsichtig auf meinem Weg zu sein.

Das besondere an der heutigen Strecke ist, dass sie nicht komplett an der Küste entlang führt, sondern einen kleinen Abstecher ins Innenland macht, bevor sie Ploče erreicht.

Gegen den beginnenden Regen schütze ich mich mit meiner Wasserdichten Kleidung und kann mich so auf die Abwechslungsreiche Landschaft konzentrieren.

An einem Rastplatz mit Blick auf die Bacina-Seen mache ich einen längeren Stopp. Die Aussicht ist trotz starken Regen einfach zu schön um einfach dran vorbei zu fahren. Es gibt einen kleinen Stand, an welchem eine Frau eigen produzierte Waren verkauft welche aus eigenen Früchten herrgestellt wurden. Liköre, Marmeladen, Honig, Früchte selbst und wahrscheinlich noch mehr.

Ich frische meinen Vorrat an Obst auf und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt mir etwas über ihre Familie und der allgemeinen Lage in Kroatien. In der Zwischenzeit kommt ein Schwall Starkregen auf die Erde niedergestürzt. Gut, dass ich im trockenen stehe.

Als neue Kundschaft kommt und der Regen aufhört setzte ich meinen Weg vor. Es sind nur noch wenige Kilometer bis zur Unterkunft und so erreiche ich sie nur wenige Minuten später.

Ich werde äußerst freundlich empfangen mit Kuchen und frischen Obst. Hätte ich gar nichts kaufen brauchen.

Wie immer erkunde ich nach meiner Ankunft noch kurz die Gegend in Laufnähe und hole mir dann etwas zum Abendbrot. Ploče selbst erkundige ich morgen, da habe ich wieder einen Ruhetag.

Tag 38 (08.11.19)

Was ist das denn? Ich habe diesen Ruhetag eingeplant, da mir zu Beginn der Planung gesagt wurde, heute soll schlechtes Wetter werden. Was bekomme ich, strahlenden Sonnenschein.

Damit kann ich leben. Ploče ist eine Hafenstadt welche sehr industriell wirkt. Ein kleiner Ort welcher besonders durch seine geografische Lage hervorsticht.

Ich drehe meine Runde durch Stadt und Hafen. Am Port fällt mir sofort wieder die Vielzahl an Katzen auf, welche in den Büschen herumstreunern. Wenn ich so etwas sehe, stellt sich mir auch nicht die Frage, ob eine Kastration von Streunern Tierquälerei ist oder nicht. Denn ich bin mir sicher, dass die Anzahl verhungernder Katzenbabys in den Büschen enorm hoch ist. Das ist wirklich Qual. Dann doch lieber kastrieren.

Mein Weg führt mich nun raus aus der Stadt, in Richtung der Seen, welche ich gestern schon überblicken konnte. Nach dem mich die letzte Tage das Meer begleitet hat, will ich nun auch mal den Süßwasservorkommen des Landes meine Aufmerksamkeit schenken.

Wie sich das wieder lohnt. Alle paar Meter finde ich Plätze, welche zum verweilen einladen.

Ich möchte meine Runde heute jedoch nicht zu sehr ausdehnen und beende sie am Nachmittag um mich für morgen zu schonen. Dort erwartet mich eine etwas längere Etappe, welche besonders mal wieder durch ihre Höhenmeter heraussticht. Der Plan für die Fahrzeiten der Fähre ist beschafft. Ich bin bereit.

Tag 39 (09.11.19)

Die größte Besonderheit, welche mich heute erwartet, ist die Fahrt mit der Fähre. 11 Uhr am Morgen soll sie starten. 10 Uhr verlasse ich meine Unterkunft und begebe mich zum Hafen. Der Weg ist kurz und ich habe noch genug Zeit meinen Wasservorrat für die Fahrt aufzustocken. Mein Gefühl sagt mir, dass ich es brauchen werde.

Die Beschilderung am Hafen ist selbsterklärend. Ein Ticket für die Fähre ist schnell besorgt. Ein paar Minuten muss ich noch warten, ehe das Fährschiff frei gegeben wird.

Ich bin der einzige Fahrradfahrer. Wie immer. Viele der Passagiere suchen direkt das innere des Schiffes auf. Ich bleibe natürlich an Deck. Die kurze Überfahrt will ich in vollen Zügen genießen und die stürmische Seeluft am eigenen Leib spüren.

Pünktlich legen wir ab und stechen in See. Ahoi!

Auf offener See peitscht mir der Wind ordentlich um die Ohren und bringt mich das ein oder andere mal ins Wanken. Auf der Häfte der Strecke von Ploče nach Trpanj sieht man in der Ferne ein Gewitter ziehen. Genau dort, wo ich hin will. Zum Glück zieht es weiter.

Auf der Halbinsel Pelješac sehe ich wie sich die Berge auf tun. Diese sind verantwortlich für die Höhenmeter, welche ich heute passieren muss. Na hoffentlich bleibt wenigstens das Wetter stabil.

Es dauert keine Stunde und wir legen in Trpanj an. Nun bin ich also wieder gefragt. Rauf aufs Fahrrad und los. Ziel: Lovište.

Kaum bin ich aus dem Ort raus, beginnt auch schon die Steigung. Sie ist in sofern akzeptabel, dass sie nicht zu steil ist und ich mich langsam, vor mich hin fluchend, hinauf kämpfen kann.

Gefühlt zieht sich das wieder ewig. Ich brauche über eine Stunde, bis ich endlich am Scheitelpunkt ankomme. Dafür soll es das auch gewesen sein. Ich glaube es stehen mir keine weiteren großen Steigungen bevor.

Die Abfahrt beginnt und es tut sich nach nur wenigen Metern ein atemberaubender Blick über das Adriatische Meer auf. Die großen und kleinen Insel liegen wie schlafende Riesen auf der Meeresoberfläche. Am weit entfernten Horizont meine ich auch schon die Küste von Italien zu erkennen. Bei einem späteren Gespräch mit einem Kroaten den ich treffe, wird dies jedoch angezweifelt. An guten Tagen, ist dies möglich, doch heute ist nicht so ein guter Tag.

Ich nehme das fürs Erste so hin. Ändert ja nichts daran, dass die Aussicht einfach grandios ist.

Nach einer langen Abfahrt mit fantastischen Panoramen führt mich die Straße entlang der Westküste durch Orebić. Der größte Ort der Halbinsel. Von Gewittern ist nur etwas in der ferne zu hören. Da wo ich bin, ist jedoch nur Sonne. Denkt euch euren Teil.

Nur noch 8 Kilometer. Gleich geschafft. Ha Ha, denkst du! Was ist das? Wieder eine Steigung? Und

was für eine! Ich denke es kommt heute keine mehr. Wie sehr ich doch so etwas hasse, am Ende eine Tour.

Langsam, sehr langsam. Schieben. weiter fahren, schieben, Pause, trinken, schieben, fahren. Ich bin völlig am Ende. In der Ferne sehe ich einen Aussichtspunkt, welchen ich mir als Endpunkt dieser ganzen Qual erhoffe.

Ein Auto steht dort oben. Als ich ihn erreiche springt ein großer Schäferhund ähnlicher Hund aus dem Kofferraum um stürmt auf mich zu. Ruhig Brauner. Zum Glück nur große Klappe. Nicht wirklich. Der Besitzer pfeift ihn zurück und wir kommen ins Gespräch.

Ein Filmproduzent, geboren in Kroatien, lebt aber auch in Kanada und wechselt immer wieder zwischen den Ländern. Es ist Wahnsinn, welche spannenden Menschen man auf einer solchen Reise immer wieder trifft.

Er erzählt mir, dass die Engstelle zwischen der Halbinsel Pelješac und der Insel Korcula eine der bekannteste Spots der Welt für Windsurfer ist. Der Engpass zwischen den Inseln wirken wie ein Kanal für die Winde, so dass diese hier besonders gut für entsprechende Sportarten geeignet sind. Im Sommer ist hier alles voll mit Segeln. Wie kleine Schmetterlinge tummeln diese sich dann auf dem Meer.

Da es langsam dunkel wird muss ich meinen Weg jedoch fortsetzen. Das ich für die paar Kilometer so lange brauchen würde, hätte ich wahrlich nicht gedacht. Selbst nach diesem Aussichtspunkt setzt sich der Anstieg fort. Ernüchterung.

Zum Glück ist es aber ein Naturgesetz, dass es wenn es hoch geht, es auch wieder runter gehen muss. Ist es ein Naturgesetz? Zumindest trifft es bis jetzt auf meiner Reise immer zu.

Und so auch hier. Es geht endlich wieder runter. Aber verdammt, sehr steil. Die Bremsen werden auf den letzten 2 Kilometern noch einmal einem absoluten Härtetest unterzogen.

Die Abfahrt endet genau im Dort. Endlich. Lovište. Hier werde ich nun also mindestens eine Woche verbleiben.

Ich fahre langsam den Hafen entlang auf der Suche nach der richtigen Adresse.

Da kommt auch schon ein Mann um die Ecke:

„Andreas. Du hast es geschafft! Ich habe mir schon sorgen gemacht...“

Ja. Da bin ich. Fix und fertig.

Endlich geht es wieder bergab

Kapitel 6

„Die Welt ist schön und der Mensch ist überall gleich dumm.“

Tag 28 (29.10.2019)

Tage wie diesen, gibt es seit Beginn meiner Reise immer mal wieder. Die meiste Zeit des Tages sitze ich einfach nur am Laptop, schreibe Texte wie diesen und bearbeite die Fotos, welche ich in den letzten Tagen geschossen habe.

Ich mag diese Tage, da ich sie dazu nutzen kann die vergangen Erlebnisse noch einmal zu rekapitulieren und diese Reise besser in meiner Erinnerung abspeichern kann. Es passieren jeden Tag kleine Dinge, welche man im Vorbeigehen noch keine Richtige Beachtung geschenkt hat, sie später aber wieder ins Gedächtnis ruft und sie so an Bedeutung gewinnen.

Wie heißt es doch so schön?

Es sind die kleinen Dinge im Leben...

… die das Leben lebenswert machen.

… auf die es ankommt.

… die zählen.

… die Freude machen.

Unzählige Sprüche und Metaphern weisen darauf hin, unscheinbares mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Kleinvieh macht auch Mist.

Damit nun aber genug der Pseudoweisheiten.

Erst als es schon dunkel wurde habe ich die Zeit gefunden, meinen allabendlichen Rundgang durch die Altstadt von Split zu machen. Eine Runde am Hafen und am Ufer entlang, tröstete darüber hinweg, dass ich heute nicht einmal im Meer baden war.

Tag 29 (30.10.2019)

Heute ist mein letzter Tag in Split bevor es morgen weiter geht. Zur Abwechslung mal ein grauer, regnerischer Tag. Das sei jedoch verziehen Ende Oktober. Außerdem kann ich Tage wie diesen, seit meiner Ankunft in Bratislava an einer Hand abzählen. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet, als ich mich Anfang Oktober aufs Rad gesetzt habe um diese Reise anzutreten.

Auch bei solchem Wetter lasse ich es mir nicht nehmen, am Hafen und am Ufer entlangzulaufen um den Blick aufs Meer und die herein wehende Brise zu genießen.

Den weiteren Tag habe ich genutzt um noch mal, bis her unerforschte Ecken der Altstadt zu erkunden. Obwohl der historische Stadtkern von Split eigentlich recht überschaubar ist, finde ich dennoch immer mal wieder Gassen und Winkel, in denen ich bis her noch nicht entlang geschlendert bin. Rund um die Kathedrale und den alten Klostergemäuern bin ich heute fündig geworden. Bevor ich mir aber wieder lyrisch wertvolle Beschreibungen für das Gesehene einfallen lasse, mache ich es mir einfach und lasse die Bilder sprechen, welche auch gleich den Abschied von Split darstellen.

Warum sehen Katzen eigentlich immer aus, als würden sie gleich etwas fieses machen?

Tag 30 (31.10.2019)

Reformationstag. Halloween. Alles Papperlapapp. Vom Feiertag ist hier nichts zu spüren. Meine Verkleidung sind einzig heute meine Fahrradsachen und mein schwer bepackter Drahtesel. Irgendwie hat sich während meiner Woche in Split ganz schön was angesammelt. Die Taschen wirken schwerer als sonst. Darum kümmer ich mich dann, wenn ich in meiner nächsten Unterkunft bin.

Die Tour heute ist als kleiner Test geplant, um herauszufinden wie weit ich mittlerweile wieder mit meinem Knie gehen kann. Daher habe ich nur eine kurze Strecke gewählt und werde dann wieder eine Ruhepause über das Wochenende einlegen um dann zu entscheiden, wie ich weiter machen kann.

Genug gequatscht, los jetzt.

Ich habe mich die gesamte Zeit in Split nur im Bereich der Altstadt und im Marjam Waldpark aufgehalten. Dabei erschien mir die Stadt recht überschaubar und ich war doch etwas verwundert, dass dies die zweitgrößte Stadt in Kroatien sein soll.

Dieser Eindruck wurde beim verlassen der Stadt völlig über den Haufen geworfen. Abgesehen davon, dass es direkt wieder mit fiesen Steigungen los ging, hat sich der Verlauf der Stadt gefühlt ewig gezogen. Ich habe gute zwei Stunden gebraucht, bis ich endlich das Gefühl hatte Split tatsächlich hinter mir gelassen zu haben und noch länger, bis ich dann wirklich mal keine Häuser mehr um mich hatte.

Die Navigation führte mich nicht an der Küstenstraße entlang, sondern über eine kleinere Straße durch das Gebirge von Dalmatien. Ich hatte mir noch nicht viel dabei Gedacht, als ich dieser Route vertraut hatte. Wie hoch kann es hier schon gehen? Ich bin doch am Meer.

Außerdem sind es nur knapp 35 km, welche ich heute eingeplant habe. Gelenkschonend und gemütlich.

So viel dazu. Wie so oft, stellt sich heraus, dass meine Vorstellungen doch etwas von der Realität abweichen. Als sich der Weg teilt, überlege ich noch kurz, ob ich weiter der Küstenstraße folge oder wie vorgeschlagen, die kleinere Straße parallel dazu durch das Gebirge nehme.

Die Route der EuroVelo 8, welche von Cadiz in Spanien über Athen bis nach Zypern führt, empfiehlt auch den Weg durchs Gebirge. OK, die Menschen die das geplant haben, werden sich ja irgendwas dabei gedacht haben. Also schlage ich auch diesen Weg ein.

Die Steigerung ist deutlich sanfter als einige der Passagen in der Stadt von Split. Es geht hoch. Langsam immer weiter hoch. Die Zahl auf dem Höhenmeter steigt langsam an. Anfänglich nur etwas anstrengend, wird es immer mehr zur Belastungsprobe. Denn es hört einfach nicht auf. Leider muss ich auch erwähnen, dass sich das Knie wieder bemerkbar macht. Mehr Worte will ich dazu aber nicht verlieren.

Kein Ende ist in Sicht. Ich gebe zu, ich habe meine Entscheidung von der Küstenstraße abzuweichen doch etwas verflucht. Immer mal wieder war die Steigung zu groß und ich musste absteigen und schieben. Hier rächt sich wieder, dass das Fahrrad deutlich schwerer als vor meinen Aufenthalt in Split ist.

Merke: Immer fleißig den Proviant dezimieren, bevor du dich auf bergige Abschnitte begibst.

Irgendwann bin ich auf über 300 Höhenmeter und das scheint es auch gewesen zu sein. Es sind nur noch 10 Kilometer bis zu meinem Ziel und dieses liegt am Meer. Also muss doch jetzt langsam mal eine ordentliche Abfahrt folgen.

In einem Dorf entdecke ich einen Garten, in welchem Bäume mit Granatäpfeln stehen. Granatäpfel! Ich habe noch nie einen Granatapfelbaum gesehen. Cool. Ich bin im Süden. Olivenbäume, Orangenbäume und Granatapfelbäume. Der Wahnsinn. Nur mir einfach über den Zaun einen zu pflücken, wage ich mich nicht.

Die Navigation schickt mich nicht über die ausgeschilderte Serpentine nach Omiš, sondern wieder einmal über eine kleinere Nebenstraße. Wieder ein Scheidepunkt an welchem ich kurz überlege ob ich der Beschilderung folgen soll oder der Technik vertraue. Ich vertraue der Technik.

Spoiler: Fehler!

Es geht also endlich abwärts hinein in ein kleines Dorf. Am Ende dieses entdecke ich eine schöne Aussicht, auf die Serpentine, welche ich alternativ hätte nehmen können. Ein schöner Anblick. Aber ich bleibe mal auf meinem Weg.

Nur wenige Meter weiter: Wo ist mein Weg?

OK. Laut Navigation, sollte es hier hinunter zum Meer gehen. Das ist aber nur ein kleiner steiniger Trampelpfad. Da soll ich mit meinem schwer beladenen Fahrrad runter?

An einem Haus höre ich wie jemand gerade den Hof mit Wasser aus spritzt. Ich gehe zu dieser Person um mich nach diesem Weg zu erkunden. Die Teenagerin ist dem Englisch nicht so mächtig und holt ihren Vater. Dieser spricht Englisch und Deutsch. Glückstreffer.

Ich frage ihn, ob dieser Weg tatsächlich nach Omiš führt und man diesen mit Fahrrad fahren kann. Er meint es geht, man muss aber aufpassen.

Ich zeige ihm mein Fahrrad und erläutere, wie verdammt schwer es ist. Unter diesen Voraussetzungen sollte ich diesen Weg dann wohl eher doch meiden und die Serpentine benutzen. Vielen Dank für diese Information.

Was bedeutet das jetzt für mich? Genau, die Strecke, die ich eben schon schön nach unten gerollt bin wieder nach oben. Ich hatte heute ja noch nicht genug Steigerungen und bin eh schon ziemlich erschöpft. Ich schiebe das Fahrrad Meter für Meter wieder nach oben. Irgendwann erreiche ich auch wieder schnaufend die Kreuzung, an der ich mich narrenhaft dazu entschlossen habe, der Technik zu vertrauen.

Ich Atme kurz durch. Ein paar Gehirnzellen scheinen noch zu arbeiten. Geistesgegenwertgig entscheide ich mich dazu meinen Helm aufzusetzen. Erst das zweite mal auf dieser Reise. Doch ich bin noch nie eine Serpentine mit Fahrrad herabgefahren und kann mir gut vorstellen, dass ich mit dem schweren Fahrrad ein recht hohes Tempo erreichen werde. Ob mir der Helm dann noch was nützt, sei mal dahingestellt.

Es geht los. Zum Glück ist gerade keine Saison und sehr wenig verkehr. Die kurvenreiche Bergstraße schlängelt sich den Hang hinunter und ich werde immer schneller und schneller. Hätte ich Flügel, würde ich jetzt abheben. Ach nein, das Fahrrad ist viel zu schwer. Bremsen, lasst mich jetzt bloß nicht im Stich!

Mir stellt sich die Frage, ob sie dafür die ganze Plackerei der letzten Stunden in den Bergen gelohnt hat. Fazit: Nein.

Aber es ist trotz dem schön und macht riesigen Spaß den Weg herunter zu fegen. Ich bleibe hin und wieder stehen, um mich an der Aussicht zu ergötzen.

Letztlich ist es ein flüchtiges Vergnügen. Langes Vorspiel, kurzes Finale. Wie so oft. Zwischen zwei gewaltigen Felsformationen führt die Straße hindurch und man ist in Omiš und wieder auf der Küstenstraße.

Jetzt bleibe ich auch auf dieser bis ich an meiner Unterkunft ankomme. OK, ich bin noch mal auf einem kleineren Weg, welcher wirklich direkt am Meer entlang führt.

Dabei entdecke ich auch einen Zwinger, welches abgeschieden zwischen Bäumen und zum Meer mit einem Fels abgegrenzt steht. Eine arme Hundeseele bellt mich hinter den Gitterstäben an. Ich stelle mein Fahrrad ab und versuche Vertrauen zu meinem kleinen Freund aufzubauen. Es dauert tatsächlich nicht lang und wir verstehen uns.

Der Anblick diesen Hund in diesem abgeschiedenen, verwahrlosten Zwinger zu sehen ist erdrückend. Auf der Hundehütte befinden sich etliche geöffnete Hosen Hundefutter. Es lässt sich nicht erkennen, wozu dieser Zwinger gehört. Egal, der Hund freut sich gerade einfach nur über etwas Gesellschaft und Zuneigung.

Ich bleibe eine Weile und muss dann leider noch ein paar Kilometer weiter in meine Unterkunft.

Als ich dort ankomme, merke ich auch wieder, wie erschöpft ich bin. Also schnell alle Taschen rein und ausruhen.

Nach dem ich wieder halbwegs bei Kräften bin entscheide ich los zu ziehen und zu schauen, ob ich etwas zu Essen finde.

Außerhalb der Saison haben alle Restaurant weit und breit geschlossen und ich muss mir etwas in einem kleinen Markt holen und zu Hause zubereiten. Zum Glück habe ich wenigstens eine Küche mit allem wichtigsten was ich brauche.

Auf dem Balkon mit Blick aufs Meer lasse ich diesen anstrengenden Tag ausklingen.

Tag 31 (01.11.2019)

Überraschenderweise ist heute noch mal richtig schönes Wetter. Damit hatte ich nicht gerechnet. Um an die Adria zu gelangen muss ich nur einige Stufen nach unten. An der Steilküste zieht sich ein kleiner Strand entlang mit mehreren Anlegestellen für die kleinen Boote.

Man merkt, das die Saison vorbei ist. Ich bin ganz alleine hier und kann mir in alle Ruhe einen Platz suchen, an dem ich noch mal die Sonne nutzen und im Meer mit den Fischen schwimmen kann.

Das ist eigentlich auch schon fast der ganze Tag. Eben auch Urlaub. Meine Lektüre für die Reise neigt sich auch dem Ende. An dieser Stelle mache ich einfach mal eine Empfehlung für das Buch: Der Ruf der Stille von Michael Finkel. In dem Buch geht es um einen Mann, welcher wie ein Eremit über zwei Jahrzehnte in den USA im Wald gelebt hat. Es handelt sich um eine wahre Geschichte und in dem Buch werden zusätzlich viele Informationen rund um das Thema selbst gegeben. Sehr interessant.

Nach dem Aufenthalt am Wasser, habe ich mich wieder zu dem kleinen Markt begeben um etwas zum Abendbrot zu besorgen. Doch der Laden hat geschlossen. Verdammt. Dann muss ich morgen wohl mit dem Fahrrad nach Omiš fahren um Wasser und Lebensmittel zu besorgen. Das war nicht eingeplant.

Tag 32 (02.11.2019)

Der Herbst ist nun auch in Kroatien eingekehrt. Frisch und mit Starkregen beginnt der Tag. Erst gegen Mittag lockert es sich etwas auf und ich nutze die Chance um nach Omiš zu radeln. Dabei komme ich an dem kleinen Markt vorbei. Heute hat er wieder geöffnet.

OK, Planänderung. Ich fahre nicht extra bis nach Omiš und decke mich hier mit dem überschaubaren Angebot ein. Das erspart mir eine unnötige Fahrt.

Da es zumindest gerade nicht regnet und halbwegs angenehm ist, beschließe ich wieder zum Wasser zu gehen. So schnell kann das Meer ja nicht abkühlen. Nutze ich die Chance doch noch einmal um im Adriatischen Meer zu schwimmen.

Die Wasseroberfläche ist heute etwas rauer und die Brandung ist deutlich lauter, als die letzten Tage. Die raue See hat etwas magisches. Ich verweile, bis die Kälte zu tief in den Knochen sitzt und ich mich nach einer warmen Dusche sehne. Der Abend wird wieder auf dem Balkon verbracht. Die Aussicht ist einfach zu schön, als dass ich sie ignorieren könnte.

Kroatien, ich bleibe wohl noch etwas länger

Nun bin ich einen Monat Unterwegs. Ungefähr 770 km mit dem Fahrrad und ca. 800 km mit dem Zug. Auch wenn die Reise bis her völlig anders verläuft, als ich es mir vorgestellt habe, bereue ich nicht, sie angetreten zu haben.

Was ich in diesen wenigen Wochen gesehen habe, über Länder, Menschen und mich gelernt habe, macht diese Reise zu einem absoluten Gewinn für mich.

Ich bin jetzt über 30 Jahre alt und zum ersten mal für einen so langen Zeitraum nicht in Deutschland und alleine Unterwegs. Obwohl ich mich als Weltoffenen Menschen bezeichne, habe ich selbst bis her so wenig von dieser gesehen. Der Großteil meiner Erfahrungen beliefen sich bis her auf Informationen aus Funk, Fernsehen, Internet und Erzählungen von Freunden.

Jetzt endlich alles einmal selbst zu erleben, nicht eingekerkert in einer Hotelanlage. Jeden Tag aufs neue treffe ich neue Entscheidungen über den weiteren Verlauf meiner Expedition. Nichts ist vorhersehbar. Einen Tag denke ich, ich werde diesen Weg einschlagen und lande dann doch wieder wo anders. Ich brauche nicht versuchen Geschehnisse zu beeinflussen, sondern muss einfach nur reagieren. Ich empfinde das als befreiend und als Luxus.

Klar mache ich mir auch Gedanken darüber, wie es nach dem Ganzen in Deutschland, oder wo auch immer, mit mir weiter gehen soll. Altlasten und Pflichten versuchen sich immer wieder in meinen derzeitigen Tagesrhythmus einzuschleichen. Aber genauso ist mein Kopf zur Zeit so frei, dass ich auch einfach nur da sitzen kann und an nichts denke. Ich weiß nicht, wann ich das das letzte mal hatte. Ein Zustand, den ich gefangen im normalen Alltag nie erreichen konnte.

Ich will das Wort Freiheit nicht definieren, aber ich denke, dass ich diesem gerade zumindest sehr nah bin.

Für die nächsten Tage und vielleicht auch längeren Zeitraum gibt es nun tatsächlich einen Plan. Nach wie vor muss ich auf meinen Körper hören und derzeit alles etwas gemächlicher angehen. Ich hatte zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt meine Reise abzubrechen. Da die Schmerzen beim Fahrrad fahren einfach auch in die Psyche gehen und den Spaß daran zerstören. Warum also nicht abbrechen und wenn ich irgendwann wieder fit bin noch einmal aufs neue Starten?

Die Antwort ist einfach: Ich will einfach nicht, dass es so und jetzt schon endet. Also geht es weiter.

Da ich einen Cliffhanger brauche um euch bei der Stange zu halten, verrate ich jedoch noch nicht, was mein derzeitiges gesetztes Ziel ist. Ich sollte es jedoch, Ende nächste Woche erreichen.

Nase in den Wind und weiter...

Mehr Rehaurlaub als Abenteuerreise

Kapitel 5

„Nur weil's mir nicht gut geht, heißt nicht mir geht es schlecht.“

Tage 20 bis 22 (21. - 23.10.2019)

Die weiteren Tage in Zagreb waren nicht sonderlich spannend für mich. Mein Bewegungsradius noch eingeschränkt und eher gelangweilt von Großstädten habe ich meine Tage damit verbracht die Gegend zu erkunden, aber in erster Linie mein Knie Ruhe zu gönnen. Schließlich wurde es auch von Tag zu Tag langsam besser und ich konnte bald wieder normal laufen. Aber nicht Schmerzfrei.

Am 22. Oktober habe ich einen kleinen Abstecher zur Universität von Zagreb gemacht in der Hoffnung ein paar Studenten für ein Interview zu gewinnen. Dies hat sich als unerwartet schwierig herausgestellt. Die meisten waren sehr scheu und wollten gar nicht groß mit mir reden.

Nur ein Jura Student hat sich eine weile mit mir unterhalten. Jedoch durfte ich unser Gespräch nicht aufzeichnen. Er war ein Student aus Bosnien und Herzegowina und hat mir ein wenig was zur politischen Situation in Bosnien und Herzegowina und Kroatien erzählt.

Ein schwieriges Thema, welches ich nicht so einfach anschneiden möchte. Da ich mir weder Notizen während unseres Gespräches noch Aufnahmematerial habe, kann ich jetzt auch nicht mehr alles wiedergeben, was er zu sagen hatte.

So bin ich weiter gezogen. Auf einer Bank gegenüber der Uni sah ich dann einen jungen Studenten sitzen, mit einem T-Shirt von Feine Sahne Fischfilet. Dies hat mich so überrascht, dass ich ihn angesprochen habe.

Und welch Überraschung, er ist Deutscher. Als ERASMUS Student aus Berlin verbringt er die nächsten neun Monate seines Jura Studiums in Zagreb. Dies scheint auch ein populärer Trend zu sein. Allein in seinem Jahrgang meinte er, dass 20 % Deutsche in den Vorlesungen sitzen.

Wenn man die Stadt so sieht, warum auch nicht? Hier lässt es sich gut aushalten und die Stadt hat alles, was man als Student braucht. Nehme ich mal an. Zumindest gibt es viele Bars. Braucht man noch was?

Das verrückteste kristallisiert sich jedoch erst im Laufe unseres Gespräches raus. Er kommt nicht nur aus dem selben Bundesland wie ich, sondern tatsächlich ist er auch aus Luckenwalde.

Das geht jetzt wohl an alle Mathematiker da draußen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit jemanden aus meiner Heimatstadt Tausend Kilometer entfernt zu treffen?

Dadurch hatte man direkt weiteren Gesprächsstoff. Die Pflicht der Uni lies unsere Unterhaltung dann aber Enden und ich habe meinen Weg fortgesetzt.

Die Interviews hatten sich für mich erledigt und ich bin weiter gezogen um mich am Bahnhof zu erkundigen, wo ich überall von Zagreb aus hin fahren kann.

Der Dame am Informationsschalter habe ich klar gemacht, dass ich so weit wie Möglich Richtung Süden möchte.

Ich hatte mich vorher schon Informiert und es schien Split zu sein. Sie hat mir auch bestätigt, dass dies die letzte erreichbare Station mit dem Zug ist. Es gibt einen Nachtzug, welcher auch die Mitnahme von Fahrrädern ermöglicht. Prima. Dann weiß ich doch Bescheid, damit lässt sich planen.

Für mich ist nach wie vor die Frage, wie es mit meiner Reise weitergehen soll. An weiterfahren ist nach wie vor nicht zu denken. Diese unglückliche Situation verschafft mir viel Kopfzerbrechen. Dabei in einer Großstadt wie Zagreb festzusitzen erheitert nicht gerade meine Stimmung.

Wollte ich doch eigentlich auf diesem Trip viel Zeit auf dem Land und in der Natur verbringen. So Enden lassen, kann ich mein kleines Abenteuer aber auch nicht.

Split. Das soll es sein. Dort gebe ich mir noch mal eine ganze Woche Zeit um meinen Knien die nötige Ruhe zu gönnen. So ein kleiner Rehaurlaub am Meer, klingt doch eigentlich nicht verkehrt.

Also habe ich mir online eine günstige Unterkunft gebucht. Damit ist das Fest.

Am nächsten Morgen hieß es dann für mich zusammenpacken und meine schöne Wohnung in Zagreb verlassen.

Aufsteigen war leider nicht drin. Das Fahrrad musste zum Bahnhof geschoben werden. Am Ticketschalter hatte ich etwas Pech mit der Dahme hinter der Scheibe. Scheinbar hatte sie heute keinen guten Tag. Auch wenn etwas unfreundlich, haben wir es dann irgendwann geschafft mein Ticket so zu buchen, wie ich es brauche.

Der Nachtzug von Zagreb nach Split soll es werden. Gibt es nur ein kleines Problem. Was mache ich den ganzen Tag bis halb 11 heute Nacht?

Da findet sich schon was. Die Stadt ist ja groß. Also mein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof verstaut und das Fahrrad in der Nähe festgekettet.

Wollen wir doch mal sehen was Zagreb noch so zu bieten hat. Meine Runde führte mich raus aus der Altstadt. Ich will doch auch mal sehen, ob die Stadt auch außerhalb der Tourismuszonen sehenswert ist.

Da muss ich jedoch schon sagen, dass die Stadt in erster Linie von ihrer Altstadt lebt.

Nach einer Runde durch den Bundek City Park habe ich wieder die Innenstadt aufgesucht.

Dort angekommen habe ich durch Zufall noch mal meine Vermieterin getroffen. Ein kurzer Plausch und weiter geht es. An dieser Stelle mache ich einfach mal unbezahlte Werbung für die Cookies Apartments in Zagreb. Mehr im Zentrum geht halt nicht.

Ich habe mich dann ins Kino begeben. Das Gute in Kroatien ist nämlich, dass Filme nicht nachsynchronisiert werden. Somit kann man sich Filme in Originalton mit kroatischem Untertiel anschauen. Meine Chance den neuen Joker Film zu sehen.

Ein schönes Kino, gemütliche Sitze. Was will ich mehr? Ach ja, ein guter Film wäre fein. Dieses Kriterium wurde zum Glück auch zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.

Als ich aus dem Kino kam, war es auch schon dunkel. Nicht mehr lang bis mein Zug geht. Ich nutze die letzten zwei Stunden um noch mal chinesisch Essen zu gehen. Dann sammel ich mein Fahrrad ein und gehe zu den Schließfächern am Bahnhof.

Ich habe genug Zeit um mein Zeug wieder zu verstauen bevor ich mich zum Gleis begebe.

Am Gleis wartet bereits der Zug auf seine Gäste. Er wird noch kurz vorbereitet ehe wir den Zug betreten können. Ich bin der Einzige der sein Fahrrad im dafür vorgesehen Abteil verstauen muss. Das macht das Einsteigen und verstauen des Fahrrads um so einfacher. Danach bringe ich meine Taschen in ein freies Abteil.
Hier bin ich nun also die nächsten 8 Stunden. Das lässt sich aushalten.

Nach ein paar Minuten gesellt sich noch ein älterer Herr in mein Abteil. So soll es auch den Rest der fahrt bleiben. Es ist eben keine Urlaubssaison. In den Berichten habe ich andere zustände gelesen.

Der nette Herr und ich kommen ins Gespräch. Er arbeitet für die UEFA und ist daher viel Unterwegs. Er erzählt mir ein wenig über seine Arbeit und lässt mich so ein wenig hinter die Kulissen der des Fußball verrückten Europas blicken.

 

Irgendwann kommen wir zur Ruhe. Er muss auch direkt vom Zug zur Arbeit. Arbeit? Was ist das? Jeder von uns hat seine 3 Sitze auf denen er sich lang machen kann. Ich habe zwar keinen durchgängigen Schlaf, aber erholsam genug um etwas Energie nachzutanken.

Tag 23 (24.10.2019)

Gegen 6 Uhr beschließe ich wach zu bleiben um zu beobachten, wie wir uns dem Adriatischen Meer nähren. Da wir schon ziemlich weit am Ende des Jahres sind, bleibt es jedoch fast die komplette Strecke dunkel. Erst kurz vor Split kann ich das Meer in der Morgenröte sehen. Doch auch im dunkeln war es ein faszinierender Anblick, die Lichter entlang der Küste zu sehen, wie sie sich in der glatten Meeresoberfläche spiegeln.

Ich habe auch zwei Reiseberichte aus der Sommerzeit im Internet zu dieser Zugstrecke gefunden. Wer Interesse hat, kann sie gerne Nachlesen.

Nachtzug von Zagreb nach Split: Ein muss für Interrailer

Auf der Likabahn von Zagreb nach Split: Eine Bahnreise von der kroatischen Hauptstadt nach Dalmatien und an die Adria

So schön der Anblick auch war. Es hat mich dann auch ein wenig traurig gestimmt, diese Strecke nicht selbst mit Fahrrad gefahren zu sein. Sich die Serpentinen auf dem Fahrrad entlangzuschlängeln mit Blick aufs Meer wäre mit Sicherheit eine fabelhafte Tour gewesen. Ich mache aber das Beste draus.

Als wir den Bahnhof in Split erreichen ist es gegen 7 Uhr. Endstation. Genug Zeit für die schlafenden Fahrgäste wach zu werden und den Zug zu verlassen. Mein Abteilgenosse und ich verabschieden uns und ich Bringe mein Sack und Pack vor den Zug. Das Fahrrad wird aus seiner Hängeposition befreit.

Die Türen sind schmal und der Einstieg hoch. Es ist wirklich ein Balanceakt den Zug unbeschadet zu verlassen. Ich schaffe es nicht. Ich stolper etwas mit dem Fahrrad die Treppe hinunter und schabe mir an den Pedalen mein Bein auf.

Willkommen in Split.

Man riecht schon das Meer. Ich habe noch etwas Zeit bevor ich meine Unterkunft beziehen kann. Zeit um schon mal einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Das Fahrrad wird bepackt und der Bahnsteig verlassen.

Kaum raus, da ist es. Das Meer. Der Bahnhof liegt tatsächlich direkt am Hafen. Wow. Schon weiß ich, es war die richtige Entscheidung den Trip fortzusetzen und nicht abzubrechen.

Die Stadt schläft noch und so kann ich in aller Ruhe die Hafenpromenade entlangschlendern und den Blick auf den ruhigen Hafen genießen. Zufriedenheit kehrt ein. Schmerz und Frust der letzten Tage sind vergessen. Hier verbringe ich nun die nächsten 7 Tage. Meeresluft und Salzwasser als Rehabilitationsmaßnahme.

Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus und schlender einfach am Meer entlang so weit es geht. Bleibe immer mal wieder stehen, setze mich und genieße den Blick.

Auf einer Anhöhe treffe ich zwei andere Radreisende.

Das musste ich auch im Laufe meiner Reise feststellen. Reisende mit Rad grüßen sich immer und wenn man nicht nur aneinander vorbeifährt, kommt man so gut wie immer ins Gespräch.

Es ist immer super interessant zu hören, was andere so Erleben und wie diese ihre Expedition gestalten.

Diese beiden sind Brüder im Ruhestand von der Nordspitze der Insel Yeongheungdo, in Südkorea. Wir unterhalten uns glaube ich über eine Stunde. Sie trocknen in der Morgensonne ihre Schlafsäcke und Zelt. Nutzen diese Zeit um ihr Frühstück zu sich zu nehmen.

Die Art wie sie Reisen, habe ich so vorher auch noch nicht gehört. Mit ihren bepackten Klapprädern sind sie von Südkorea nach Frankfurt am Main geflogen. Von diesem Startpunkt fahren sie immer mit dem Bus von Ort zu Ort, bleiben an diesem 2 Tage und fahren mit ihren Fahrrädern dort umher und erkunden die Gegend ehe sie wieder mit dem Bus zum nächsten Ort fahren. Durch Deutschland, Frankreich, Schweiz, Östereich und so weiter haben wir uns also in Split getroffen.

Sie sind auf dem Weg nach Istanbul von wo aus sie dann wieder zurück in die Heimat fliegen.

Sie erzählen mir, dass sie bis jetzt jede Nacht unter freiem Himmel verbracht haben. Diese zwei Herren sind deutlich härter im nehmen als ich. Gerade in Deutschland hatten sie die ersten Tage nur schlechtes Wetter. Einmal sogar mit Schnee. Trotz dem haben sie durchgezogen. Jetzt fühle ich mich schon etwas lächerlich.

Und warum sind sie mit Klapprädern unterwegs? Sie lassen sich eben besser Transportieren. Der Trick liegt auch darin, das Klappräder bei Bussen nicht als Fahrrad gelten, sondern als Gepäck und somit nicht extra für diese gezahlt werden muss. Ausgefuchste Schlingel!

Nicht alle Busfahrer machen dieses Spiel mit, aber meistens kommen sie damit durch.

Einfach zwei wirklich super nette, interessante Menschen. Wir tauschen unsere E-Mail Adressen aus um auch weiter in Kontakt bleiben zu können. Schließlich haben sie mir wärmstens empfohlen mal nach Südkorea zu kommen. Wer weiß, vielleicht mache ich das.

Wir verabschieden uns und ich mache mich auf zu meiner Unterkunft. Ja, kein Zelten für mich. Aber hey, ich bin krank. Habt Mitleid mit mir!

Braucht ihr nicht. Ich hab Meer und geiles Wetter.

Auf dem Weg zur Unterkunft komme ich mit der Altstadt Splits in Berührung. Und verdammt: Was ist das?

Kleinste Gassen schlängeln sich entlang der Steinhäuser. Meine Navigationsgeräte schicken mich immer wieder auf Wege, die über Treppen führen. Ich habe doch ein Fahrrad. Ein super schweres Fahrrad! Gibt es echt keinen anderen Weg? Ach verdammt.

Ich hieve mit aller Kraft mein Fahrrad die Treppen hoch. Immer wieder sind Navi und ich verwirrt auf der Suche nach der Unterkunft.

Dann da. Da steht ein wartender Mann. Ja, ich bin später als ich gesagt habe. Sorry, ich hab nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert ist hier her zu kommen.

Er zeigt mir die Unterkunft. Klein und hat alles was ich brauche. Schon ist er wieder weg und ich kann in Ruhe ankommen.

Sachen werden verstaut. Doch hinsetzen und Ruhe ist nicht. Das Wetter ist super und das Meer nicht weit. Also alles zusammen gepackt um ins Wasser zu gehen und auf zum Strand.

Dort verbringe ich den Rest des Tages. Beine lang machen oder im Wasser kühlen. Ja, so lässt es sich aushalten.

Am Abend dann wieder der Weg zurück zu Unterkunft. Verdammt. Wo muss ich noch mal lang?

Als wäre ich im Brettspiel Das verrückte Labyrinth gefangen. Die Wege scheinen sich ständig zu verändern. Es dauert wieder eine Weile bis ich meine Unterkunft finde.

Zum Glück habe ich ja noch ein paar Tage um mich hier zurechtzufinden.

Tag 24 (25.10.2019)

Am nächsten Tag mache ich im Internet einen Arzt ausfindig. Jetzt soll doch langsam mal jemand über mein Knie schauen und mir sagen, was da genau los ist. Schließlich will ich am Ende der sieben Tage meine Reise nach Athen fortsetzen. Nach aktuellem Stand ist daran jedoch nicht zu denken.

Ein kleines Frühstück und los. Beim ersten Arzt werde ich weiter geschickt. Ich komme zu einer Poliklinik, werde hier aber auch nur zur nächsten geschickt. Die dritte Klinik nimmt mich dann endlich dran. Ich habe sogar das Glück, dass ausgerechnet heute der Orthopäde vor Ort ist.

Es ist nicht ganz billig, dass der Arzt sich Zeit für mich nimmt, aber es muss ja was passieren.

Ich muss nicht lange warten bis ich an der Reihe bin. Wobei ich nicht glaube, dass ich an der Reihe war, sondern einfach nur vorgeschoben wurde. Mir soll es recht sein.

Im Behandlungsraum erzähle ich ihm meine Geschichte und mein elendiges, bitteres, trauriges Leid. Wir unterhalten uns ein wenig. Dann muss ich auf die Behandlungsliege und er tastet mein Knie hab, macht ein paar Bewegungen und kommt zu dem Entschluss. Er denkt nicht, dass etwas am Knie kaputt ist. Es ist einfach überlastet und ich soll es schonen. So wenig wie möglich Bewegung. Am besten Beine lang machen und kühlen.

Ja das sollte ich hier hinbekommen.

Er erzählt mir, dass eben jeder Mensch anders ist. Jeder hat eine eigene Belastungsgrenze. Manche können viele tausende Kilometer fahren, ohne dadurch Probleme zu bekommen und andere eben weniger. Ich habe diese Grenze überschritten und muss nun auf mein Knie hören und diesem Ruhe gönnen.

Mir scheint als habe ich da nicht sonderlich viel Mitspracherecht.

Abschweifend hat er mir erzählt, dass er auch schon mit dem Auto und seiner Familie nach Athen gefahren sei. Montenegro ist wunderschön und die Straßen in Albanien eine Katastrophe. Ich bin gespannt. Das will ich unbedingt alles selbst noch erleben.

Zurück in der Unterkunft packe ich meine Badesachen zusammen und begebe mich zum Wasser.

Dabei kann ich es aber auch einfach nicht lassen. Ich entdecke einen tollen weg, der um die Halbinsel im Marjan Waldpark führt und wander diesen entlang.

Ich werde mit besten Ausblicken belohnt. Immer wieder gibt es nette kleine Badebuchten zwischen den Steinen. Immer mal wieder gehe ich ins Wasser und setze dann meine Wanderung fort.

Am Strand, wo ich auch die beiden Südkoreaner getroffen habe verweile ich dann den Rest des Abends bis es dunkel ist.

Dann begebe ich mich wieder zur Altstadt, suche mir dort ein Lokal um etwas zu Essen bevor ich mich wieder durch die Gassen zurück zur Unterkunft irre.

Langsam werde ich besser. Morgen verstehe ich das System endgültig. Ihr werdet sehen.

Tag 25 (26.10.2019)

Heute ist nicht viel passiert.

Die Strecke, welche ich gestern gelaufen bin, habe ich heute mit dem Fahrrad abgefahren. Dabei stelle ich leider immer wieder fest, dass es dem Knie bei weitem noch nicht gut genug geht um meine Reise nach Athen fortzusetzen. Ein paar Tage habe ich ja noch. Ich hoffe sie helfen. Mit Fahrrad bin ich aber einfach schneller an den Plätzen, wo ich ins Wasser gehen kann. Vom Arzt verschrieben natürlich. Also wieder Beine lang und entspannen.

Am Abend schlender ich noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt. Wirklich Sehenswert.

Dabei entdecke ich ein Lokal, welches ausschließlich Vegetarische und Vegane Speisen anbietet. Ist doch genau das Richtige für mich. Rein da.

Während ich dort sitze mache ich auch zwei äußerst amüsante Beobachtungen, welche auch den Kellner zum Schmunzeln bringen. Wahrscheinlich kommt es nicht so selten vor.

Die erste Beobachtung sind ein Mann und ein Kind. Sie kommen aus der Gasse ins Lokal und blicken auf die Speisetafel. Der Vater flüstert seinem Kind etwas zu er geleitet es langsam, möglichst unauffällig wieder aus dem Lokal. Kein Fleisch? Das darf er seinem Kind natürlich nicht antun.

Die zweite Beobachtung stellt eine noch typischere Szenerie dar. Ein paar kommt am Lokal entlang. Die Frau kommt interessiert herein um das Angebot zu betrachten. Als wäre ein Schutzschild an der Eingangstür, kommt der Mann jedoch der Tür keinen Schritt zu nah. Gestikulierend gibt er seiner Dame zu verstehen, dass er hier definitiv nicht essen wird. Es gibt eine kurze Diskussion vor der Tür bis diese weiter ziehen.

In der kurzen Zeit, amüsant zu beobachten. Meine Empfehlung bekommt Marta's Veggie Fusion allemal. Wer von euch mal in Split ist, sollte diesem Lokal definitiv eine Chance geben. Das ein oder andere mal, werde ich während meines Aufenthaltes sicher noch mal her kommen. Auch der Familie aus Großbritianien am anderen Tisch hat es offensichtlich geschmeckt. Sie unterhalten sich noch erheitert mit dem Kellner, kaufen etwas von den Hauseigenen Soßen und ziehen auch weiter.

Auch ich ziehe mich mit vollgefressenem Bauch in die Unterkunft zurück.

Tag 26 (27.10.2019)

Bevor ich mich heute wieder auf zum Meer mache, wasche ich ein paar meiner Klamotten im Waschbecken. Auch sowas muss regelmäßig sein. Schließlich habe ich nicht viele Klamotten dabei. Ich habe in der Unterkunft einen kleinen Wäscheständer und eine Terrasse. Bei dem Wetter sollte alles schnell wieder trocken sein.

Wie gestern, wollte ich heute auch nur wieder ans Wasser. Auf dem Weg dorthin beschließe ich aber kurzerhand den Berg im Marjan Waldpark zu erklimmen um einfach mal einen schönen Blick über die Region genießen zu können.

Bergauf schiebe ich das Fahrrad um das Knie zu schonen. Da es ein sanfter Anstieg ist, fühlt es sich auch nicht belastend an.

Es gibt immer mal wieder Ausblicke die einen wunderschönen Blick über die Stadt, die Bucht, auf das Adriatische Meer und die Berge liefern. Wahnsinn.

Wirklich meine beste Entscheidung von Zagreb aus hier her zu kommen.

Nach meiner kleinen Bergtour rolle ich wieder zurück zum Strand und verbringe dort den Rest des Tages bis es dunkel wird.

Zum Abschluss schlender ich wieder durch die Altstadt. Es gibt immer wieder neue Winkel zu entdecken. So lasse ich den Abend ausklingen.

Tag 27 (28.10.2019)

Jetzt ist schon Montag. Mein Knie macht leider immer noch Probleme. Langsam mache ich mir sorgen, ob das bis Donnerstag noch was wird.

Wie dem auch sei. Heute soll noch mal schönes Wetter werden, bevor es die kommenden Tage dann auch mal wieder unter die 20 Grad Marke fällt. Also rauf aufs Fahrrad und durch den Marjana Waldpark ab ans Wasser.

Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich bei einen meiner Streifzüge durch die Stadt mir eine Taucherbrille gegönnt habe. Meine eigene aus Deutschland habe ich nicht mitgenommen, da ich nicht damit gerechnet hatte, im Meer baden gehen zu können. Fehler. Um Frauen kennen zu lernen, ist die Apparatur auf meinem Gesicht sicher nicht geeignet, dafür aber um so mehr um den Meeresbewohnern zuzuschauen.

Ich verbringe Stunden jeden Tag einfach durch Wasser zu paddeln und zu beobachten, was sich in der Tiefe alles so tut. Am schönsten ist es dabei auch einfach mal durch einen Schwarm Fische zu tauchen. Diese sind immer super entspannt. Sie lassen mich zum greifen Nah heran kommen um dann im letzten Moment davon zu flitzen. Sie wissen, dass dieser große, dicke, weiße Mann einfach viel zu behäbig ist, als dass er ihnen gefährlich werden könnte.

Es ist ein so meditativer Anblick, dass ich manchmal fast schon vergesse zum Atmen aufzutauchen. Lediglich der Überlebensinstinkt treibt mich dann immer wieder an die Oberfläche.

Ich bleibe wieder, bis die Sonne am Horizont verschwindet. Ein Anblick, dem ich einfach nicht überdrüssig werde.

Weißt du schon wie es weiter gehen soll?

Ja meine Lieben. Zum Abschluss dann mal wieder ein paar Gedanken. Es läuft ja nun alles ziemlich anders, als ich es zu Beginn meiner Reise gedacht habe.

Aber so ist das nun mal.

Die einen mögen sagen, der fährt zu wenig Fahrrad. Andere denken sich, mit Natur und Abenteuer hat das nicht viel zu tun. Eigentlich macht der doch nur Urlaub.

Ich nehme solche Kommentare nicht als Kritik war und verübel sie auch niemanden. Letztlich ist und bleibt es jedoch meine Reise und ich mache sowieso was mir gefällt. Ich zwinge mich nicht dazu nur etwas zu tun, weil man es von mir erwartet. Wenn ich etwas tue, dann nur weil ich es will, oder weil ich mich selbst aus meiner Komfortzone zwinge.

Derzeit muss ich einfach auf meinen Körper hören. Ich finde es super Schade, was ich dadurch vielleicht schon alles verpasst haben mag. Aber ich habe dadurch auch andere Erfahrungen gesammelt. Ich war noch nie solange Unterwegs, geschweige denn außerhalb von Deutschland.

Meine schönsten Erfahrungen habe ich bis her immer außerhalb von Urlaubsregionen gemacht. Mit dem Fahrrad dort entlang zu kommen, wo das Alltägliche Leben der Bewohner des jeweiligen Landes statt findet. Dörfer, Felder, Wälder, Flüsse, Seen, Berge. Dort entlang zu radeln ist einfach super entspannend und vielseitig. Auch wenn ich mir manchmal weniger Felder gewünscht hätte. Aber hey, von irgendwas müssen wir ja alle Leben.

Andererseits muss man aber auch einfach sagen, dass Tourismusgebiete immer dort sind, wo besondere Hotspots sind. Es ist verständlich, dass eine Stadt wie Split sich weltoffen präsentiert um Profit daraus zu ziehen. Die Menschen hier leben davon. Klar gibt es hier und dort Plantagen mit Orangen und Oliven, das ein oder andere Schiff welches zum Fischen aufs Meer raus fährt, aber Dreh- und Angelpunkt ist der Tourismus.

Während meines Aufenthalts hier, habe ich mich auch mehr mit dem Thema Low-Impact-Tourism, also Sanfter oder Nachhaltiger Tourismus auseinander gesetzt und hoffe euch bald mehr zu dem Thema präsentieren zu können.

Das soll es jetzt aber auch erst mal gewesen sein. Schreibt gerne hier in die Kommentare, was ihr so denkt. Was ihr anders machen würdet. Vielleicht habt ihr euch auch schon mal mit dem Thema Nachhaltiger Tourismus beschäftigt, dann lasst es mich wissen.

In diesem Sinne: Immer die Nase in den Wind!

Hauptstadt auf Rezept

Kapitel 4

Na ja, dann ist es halt so.

Auch wenn wir nicht ändern können, was geschehen ist, bleibt uns ja immer noch die Wahl, wie wir damit umgehen.

Wenn meine 2 Tage Pause etwas gutes hatten, dann das ich endlich genug Zeit hatte um an der Webseite zu arbeiten, so dass diese endlich online gehen konnte.

Ich hoffe sie gefällt. Kommentare und Feedback sind immer erwünscht. Ich mache auch meine Fehler und freue mich, wenn ich wenigstens aus diesen lernen kann.

Tag 16

 

Das war es also mit der Ruhe. Heute endlich wieder Sachen zusammen packen und weiter. Nach dem Aufstehen noch mal Flexion und Extension vom Knie prüfen. Klappt. Nicht perfekt, aber wird schon gehen.

Irgendwie muss ich nach Zagreb kommen. 120 Kilometer, die das Knie noch mal richtig auf die Probe stellen. Bevor es aber endgültig los gehen kann, gönne ich mir noch mal ein ausgiebiges Frühstück. Die letzten 2 Tage habe ich kaum Energie verbraucht. Aber heute soll mal wieder an den Reserven gezerrt werden.

Alles in Ruhe zusammen gepackt. Soll ja alles an seinem Platz sein. Das Fahrrad ist schnell beladen. Kurz vor 11 Uhr sitze ich endlich wieder auf dem Sattel. In Letenye noch ein kurzer Stopp um neue Wasserflaschen zu kaufen. Dann immer weiter Richtung Grenze.

Leider bin ich noch nicht mal richtig an der Grenze, da fängt das Knie wieder an sich zu melden. Aber egal, weiter jetzt.

An der Grenze nach Kroatien werde ich zum ersten mal richtig kontrolliert. Wo normalerweise Autos ein und ausreisen, fahre ich mit meinem Fahrrad an die Schranke und werde zum Schalter gewunken. Personalausweis. Griffbereit. Grund und Ziel der Reise? Urlaub und fürs erste Zagreb. Kurzer Blick aufs Fahrrad. Alles klar weiter.

Schon trete ich wieder in die Pedalen. Diesmal nur in einem anderen Land. Hallo Kroatien. Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite. So geht es immer vorwärts.

Ja, das Knie ist wieder voll da. Ich Fluche jetzt nicht. Ich fahre einfach weiter und akzeptiere den Fakt, das es so ist.

Auf meinem Weg komme ich an diversen Beschilderungen vorbei, welche auf irgendwelche Radwege hinweisen. Nach Überprüfung der Streckenführung muss ich leider jedes mal feststellen, dass diese mich nicht zur Hauptstadt führen. Also vertraue ich weiter meinem Navigationsgerät und fahre treu den Anweisungen der Technik nach.

Es geht über Landstraßen, mal mit Seitenstreifen für Fahrrad, meistens aber ohne, über Ortschaften und an vielen Feldern vorbei. Offensichtlich ist gerade Erntezeit für den Mais. Die Pflanzen sehen vertrocknet aus und trotz dem ziehen die riesigen Landmaschinen ihre Bahnen um den Ertrag für den Winter zu sichern.

Die Straßen auf denen ich geführt werde, werden immer größer, die Schmerzen im Knie immer schlimmer und zu allem übel fängt das linke Knie nun auch mit der selben Symptomatik an. So macht Fahrradfahren leider keinen Spaß. Dennoch lasse ich immer wieder meine Blicke über die von Bäumen bedeckten Hügel und Berge streifen. Die vielen Farben der Chlorophylllosen Blätter gepaart mit der strahlenden Sonne lassen die Landschaft Kroatiens wahrlich in einem goldenen Herbst erscheinen.

Als ich mich der 60 Kilometer Marke nähre fange an ich mir Gedanken um einen möglichen Schlafplatz zu machen.

Schnell fasse ich den Entschluss, diese Nacht im Zelt zu verbringen.

Erst habe ich noch darüber philosophiert, warum ich bis her nicht bereit war im Freien zu schlafen und jetzt bietet es sich einfach zu gut an.

Es dauert eine Weile bis ich eine potentielle Stelle zum Bleiben finde. Ich fahre eine Nebenstraße meines eigentlichen Weges rein. Ein paar Meter Anstieg und dann in einen Waldweg.

Hier sieht es doch gut aus. In der Ferne höre ich Traktoren und Kettensäge Geräusche. Aber fern genug, dass ich mir keine Gedanken machen brauch. Frische Fuß- oder Reifenspuren sehe ich hier auch keine.

Das Zelt ist schnell aufgeschlagen. In Vorbereitung habe ich das oft genug geübt. Da es für zwei Personen ausgerichtet ist, passen all meine Taschen neben meinen Schlafplatz. Alles sicher verstaut. Es wird noch eine Kleinigkeit gegessen, ehe ich mich in den Schlafsack murmel.

In der Natur lebt man mit der Sonne. Sie geht unter und ich werde müde.

Zu meiner eigenen Überraschung schlafe ich erstaunlich gut. Ich werde zwei bis drei mal wach. Aber es dauert nie lange, bis ich wieder einschlafe.

Tag 17

Kurz vor sieben Uhr, werde ich mit der Dämmerung wach. Ich lasse mir etwas Zeit, um mich zu sammeln. Dann Morgenroutine-Light, ein wenig zusammenräumen, Frühstücken, Fahrad beladen und weiter. Da ich gestern 70 km gefahren bin, stehen mir heute nur noch knappe 50 Kilometer bevor.

Diese 50 Kilometer sollen es in sich haben. Nicht weil die Strecke so anstrengend ist, sondern weil mir beide Knie starke Probleme machen.

Bringt alles nichts, ich will in Zagreb ankommen. Dort habe ich mir eine Unterkunft für die nächsten Tage gebucht um mich auszukurieren.

Nach dem alles sicher verstaut ist, geht es durch den Morgentau zurück auf die Strecke. Mystisch werden die kleinen Berge von Wolken aus Tau bedeckt. Im Laufe des Vormittags setzt sich die Sonne immer mehr durch. Die Temperaturen steigen und ich nähre mich Zagreb.

Auf der Straße immer weiter. Nur das Ziel vor Augen. Wirklich genießen kann ich die Strecke nicht. Daher gibt es leider auch nicht viele Bilder.

Kurz vor 14 Uhr kann ich meine Unterkunft in der Hauptstadt Kroatiens beziehen.

Bevor ich mich jedoch zur Ruhe setze gehe ich noch zur Apotheke und hole mir eine Salbe um den Heilungsprozess zu unterstützen.

Im Supermarkt werden ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage organisiert und dann zurück in die Wohnung.

Endlich Füße hoch. Die Ruhe muss jetzt sein.

Tage 18 und 19

Auch die Folgetage nutze ich zur Genesung.

Ich arbeite an der Webseite und gehe ab und zu auf einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt. Aber nie lange, da ich noch zu große Probleme habe.

Ich hoffe aber, dass sich das bald ändert und ich mir Zagreb mal genauer anschauen und erleben kann.

Wieder habe ich genug Zeit um mir zu überlegen wie ich meine Reise fortsetzen soll.

Der Trick ist es, das Beste aus der Situation zu machen. Und genau darum kümmere ich mich jetzt.

Wie weiter?

Kapitel 3

"Wenn ein Drache steigen will, muss er gegen den Wind fliegen." - chinesisches Sprichwort

Tag 9

Nachdem ich gestern am Balaton angekommen bin, habe ich mir wieder eine bleibe gesucht. Einen Rest Day am Balaton möchte ich mir dann doch gestatten. Das Wetter heute ist eh nicht optimal und ich kann die Chance wieder nutzen um ein wenig am PC zu arbeiten bevor es morgen in aller frische entlang des Balatons geht. Lediglich um im lokalen Supermarkt die Vorräte aufzufüllen und für den Tag etwas zu besorgen, habe ich mein Anwesen verlassen.

Solche geplanten Ruhetage dienen nicht nur als Energiespender, sie sind auch sehr dienlich um das zuvor erlebte zu verarbeiten. Das ist der große Vorteil, wenn man mit Fahrrad unterwegs ist. Anhalten wo man will, seine Umgebung wahrnehmen. Ziel ist es nicht, möglichst schnell irgendwo anzukommen, sondern die Vielseitigkeit der Strecke wahrzunehmen.

Lediglich das Wandern stellt wohl eine noch intensivere Form der Umgebungswahrnehmung dar.

Tag 10

 

Bevor es heute weiter geht, heißt es wieder packen. Wie sehr man doch sein bisschen Kram an nur einem Tag zerstreuen kann. Am Ende findet jedoch alles wieder seinen vorgesehen Stauplatz. Ein System, welches sich nach und nach verfestigt.

Bevor das Fahrrad beladen wird noch ein stärkendes Haferbrei Frühstück und dann geht's wieder ans anbauen.

Ich freue mich richtig heute weiter zu fahren. Besonders da es den ganzen Tag die Balaton-Route entlang geht. Aber nun genug gekunkelt. Es ist ja schon wieder um 11. Los jetzt.

Kaum los habe ich die ersten Gelegenheit genutzt um ans Wasser zu gehen. Der Tag ist dabei sein Versprechen einzulösen. Vom gestrigen Regen ist nichts mehr übrig. Heute schwebt die Sonne als alleiniger Himmelsbesitzer über dem See.

Es dauert nur wenige Kilometer und mein Ersteindruck vom Balaton und der Region wandelt sich komplett. Als wäre ich hunderte Kilometer vom Nord-Östlichen Ende des Sees entfernt, tut sich rund um die Halbinsel Tihany ein komplett anderes Bild auf.

Hier wurde viel Geld in Sanierung, Modernisierung und Tourismus gesteckt. Es reihen sich Hotels und Ferienwohnungen sowie dazugehörige Restaurants und Shops aneinander. Freizeitmöglichkeiten gibt es zu Genüge. Ohne direkt nach ihnen gesucht zu haben komme ich an Spaßbädern, Seilgärten und GoKartBahnen vorbei. Ja, das hier ist ein Urlaubsgebiet.

Auf Tihany selbst gibt es einen kleinen Hügel auf welchen sich ein kleiner Ort erstreckt. Hier wurde auch versucht das traditionelle noch beizubehalten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass hier zur Hochsaison andere Zustände herrschen. So war es für mich ein sehr angenehmes Vorankommen mit ständigen Halts um die Aussicht auf den riesigen Balaton zu genießen.

Desto mehr ich mich von der Halbinsel entfernte änderte sich auch wieder das Bild. Nicht mehr ganz so modern und zugebaut.

Ab Badacsonytomaj führte die Route etwas weg vom See durch ein Weinanbaugebiet. Offensichtlich auch ein sehr beliebtes Ziel unter Wanderern. Der sonnige Tag hat sie alle herausgelockt. Scharen von Menschen, bestückt mit Sonnenhüten, Wanderschuhen und Trekkingstöcken, wuselten durch die Weinebenen.

Ein Weinkeller nach dem anderen lud mit frischen Brot, fabelhaften Ausblick und natürlich Wein, die Leute zum verweilen ein.

Mist, jetzt klinge ich schon wie so ein Touristenguide den es an jeder Tankstelle zu kaufen gibt. Dabei habe ich nicht mal, auch nur eines, der Angebote genutzt. Mir hat es gereicht beim langsam Fahren die Aussicht zu genießen und in den Sonnenuntergang zu radeln.

Apropos Sonnenuntergang. Ich muss mir mal wieder Gedanken machen wo ich verbleibe. Zelten mache ich wieder nicht. Jetzt bin ich auch wieder Abseits genug von den touristischen Ballungsgebiet, dass sich schnell eine passable Unterkunft für die Nacht findet.

Die Akkus der Technik laden und am nächsten Morgen wieder zeitig los. 80 Kilometer habe ich heute geschafft. Hätte ich gar nicht gedacht, nach dem ich so viel angehalten habe um einfach zu beobachten.

Zum Abschluss von diesem Tag, möchte ich an dieser Stelle noch mal auf einen anderen genannten Punkt von mir zu Sprechen kommen.

Der Umgang mit den Tieren. Ich möchte da nämlich kein Schubladendenken oder eine einseitige Sicht über ungarische Menschen unterstützen.

Nachdem ich auf meinem Weg bis hier her, viele Tiere gesehen habe, bei denen die Haltungsbedingungen nicht meinen Vorstellungen entsprechen. Hat es mich umso mehr gefreut wenn es Menschen gibt, welche sich um ihre Tiere sorgen. Auch wenn es nur ein Gesuche nach einer entlaufenen Katze ist. Dies zeigt, dass die Samtpfote eben nicht nur ein Mäusefänger für den Besitzer ist.

Auch wenn mir persönlich so etwas zu selten auffällt, darf man solche Aspekte nicht aus den Augen verlieren.

Tag 11

Noch vor 9 Uhr saß ich wieder auf dem Fahrrad. Heute will ich die 90 Kilometer bis zur kroatischen Grenze schaffen.

Das bedeutet für mich, Abschied nehmen vom Balaton. Dies dann doch etwas unspektakulär an einem noch grauen Tag.

Mit der Entfernung vom Balaton, musste ich auch wieder mit den Straßen vorliebnehmen. Doch auch dies ist kein Problem, da es genug kleinere Nebenstraßen gibt, welche nicht so befahren sind.

Vorbei an Feldern und vielen Dörfern schlängelten sich die Straßen durchs Land. Erst kurz vor 12 Uhr habe ich an einem kleinen Supermarkt Stopp gemacht und mir etwas zum Frühstück geholt.

Ich komme außergewöhnlich gut voran, so dass das 90 Kilometer Ziel heute kein Problem sein sollte.

Es ging immer weiter. Das Knie fing ein wenig an zu zwicken. Aber ich habe es ignoriert und bin weiter gefahren.

Irgendwann wurde es immer schlimmer und ich musste versuchen irgendwie das Knie zu entlasten. Doch keine Chance. Wie soll man beim Treten das Knie entlasten?

Als ich Nagykanizsa erreichte, war es dann so schlimm, dass es für mich keine Möglichkeit gab weiter zu fahren. Selbst laufen hat mittlerweile Schmerzen verursacht.

Verdammt. Ich lag perfekt in der Zeit. Enttäuscht und genervt habe ich mir eine Unterkunft gesucht. Dies hat sich als schwieriger als erwartet herausgestellt, so dass ich in ein Hotel gegangen bin.

Dann alles aufs Zimmer gebracht und Beine lang gemacht.

Scheiße, hoffentlich ist das morgen wieder weg.

Tag 12

 

Nein ist es nicht. Das Knie schmerzt noch genauso wie gestern. Also zur Hotellobby und mein Zimmer um einen weiteren Tag verlängert.

Weiter schonen. Es ist Sonntag, doch zum Glück haben in Ungarn trotz dem einige Geschäfte geöffnet. So habe ich mir einen Drogeriemarkt rausgesucht um zu schauen, ob ich da etwas finde, was mir weiter helfen kann.

Auf dem Weg dahin, habe ich das Fahrrad genommen. Nur nach wenigen Metern musste ich aber wieder schieben und konnte immer durch zwischendurch mal rollen.

So ein Mist. Mit so einem Rückschlag habe ich nicht gerechnet.

Im Drogeriemarkt fündig geworden und im Zimmer versucht das Knie zu behandel und Dr. Google befragt, was ich alles machen kann um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

In erster Linie Ruhe.

Am Abend ging es dem Knie zumindest so gut, dass ich laufen konnte.

So habe ich einen kleinen Spaziergang durch die Stadt gemacht und in einem netten kleinen Lokal am Marktplatz die ungarische Küche genossen.

Tatsächlich ist es mir bisher nicht schwer gefallen, vegetarische Gerichte zu finden. Ich muss zugeben, das hätte ich so nicht erwartet.

Tag 13

 

Heute scheint mir das Knie wieder besser zu sein. Also ausgecheckt und rauf aufs Fahrrad.

Ja OK, etwas zwickt es noch. Aber ich halte es auch im Hotel nicht mehr aus. Ich will einfach weiter.

Auf dem Weg aus der Stadt, noch einen Zwischenstopp bei einer Apotheke. Doch leider konnte mir da nicht weiter geholfen werden.

Ein weiterer Halt bei einem Drogeriemarkt. Hier habe ich wenigstens einen Knieschoner gefunden. Vielleicht bringt dieser ja etwas.

Dann endlich wieder rauf aufs Fahrrad. Nach dem ich nun schon einige Tage Unterwegs bin, merke ich wie sehr es mich jeden Tag antreibt weiter zu fahren. Ich beginne diese ganzen Langstreckenenthusiasten zu verstehen. Wenn man einmal mitten drin ist, will man, dass es immer weiter geht.

Doch das bleibt mir heute verwehrt. Nichts mit immer weiter. Nach nur wenigen Kilometern ist der Schmerz wieder komplett da. Umkehren will ich trotz dem nicht.

So quäle ich mich die paar Kilometer noch nach Letenye an der kroatischen Grenze und nehme mir hier wieder ein Zimmer.

Diesmal direkt bis Donnerstag. So bringt es leider einfach nichts. Ich muss dem Knie mehr Zeit geben.

Tage 14 und 15

Diese beiden Tage fasse ich einfach mal zusammen. Denn passiert ist nichts. Es dreht sich alles um Ruhe fürs Knie.

Ich mache leichte Übungen und gehe auf Spaziergänge durch den Ort.

Viel Zeit um sich Gedanken zu machen. Gedanken darüber, was das alles für mich jetzt bedeutet.

An dieser Stelle kann ich wohl froh sein, dass ich mir nie einen Festen Plan gemacht habe wie diese Reise aussehen soll und wo ich wann sein möchte. Gerade mal seit Bratislava weiß ich, dass ich an die adriatische Küste möchte um meinen Weg nach Athen fortzusetzen.

Doch durch mein aktuelles Problem, steht nun alles auf der Kippe. Ich hätte nie gedacht, dass mein Körper mal solche Probleme machen würde. Daher bin ich auch absolut nicht auf so eine Situation vorbereitet. Ein Unfall, OK. Das bekomme ich hin. Den lässt man ausheilen und dann geht es weiter.

Aber so. So weiß ich nicht, wo das hinführt. Ist das Problem in ein paar Tagen weg? Dauert die Genesung länger? Wenn sie dann weg ist, kommt das Problem dann irgendwann wieder?

Das sind die Gedanken, mit denen ich mich dieser Tage auseinandersetzen muss.

An den schlimmsten Fall wag ich gar nicht zu denken.

Ich werde am Donnerstag weiter fahren, wenn das Knie einigermaßen in Ordnung ist. Von Letenye bis Zagreb sind es ungefähr 120 Kilometer. Das heißt 2 Tage fahrt für mich. In dieser Zeit werde ich merken, wie es meinem Knie ergeht.

In Zagreb selbst, werde ich dann wieder weiter sehen müssen, wie es weiter geht.

Ich habe vorher nicht groß geplant und mache es jetzt auch nicht. In der Hauptstadt von Kroatien werde ich weiter sehen und neue Entscheidungen treffen. So jetzt der Plan, wer weiß ob dieser so bestehen bleibt.

Da ich gerade so viel Zeit habe mir Gedanken zu machen, möchte ich auch ein weiteres Thema ansprechen.

Das Zelten und die Fremde

Bei meiner Planung und Vorbereitung war dieses Thema ein essenzieller Bestandteil. Ich dachte ich würde alle 3 – 4 Tage einen Schlafplatz unter einem festen Dach aufsuchen um etwaige technische Geräte zu laden und selbst etwas ausführlichere Körperhygiene betreiben zu können und Sachen zu waschen.

Daraus wurde bisher nichts. Jede Nacht habe ich Unterkünfte aus den verschiedensten Gründen aufgesucht. Das geht ganz schön ins Geld und entspricht nicht ganz dem Freiluftabenteuer in meiner romantisierten Vorstellung.

Ich bin dabei diese Gründe für mich zu erörtern und daran zu arbeiten.

Mein Gefühl von Abenteuer wurde bisher dadurch erfüllt, jeden Tag unterwegs zu sein und mit dem Fahrrad fremde Länder und Regionen zu entdecken. Hinzu die sportliche Herausforderung jeden Tag ein bisschen weiter als am Tag zuvor zu fahren.

Reisen hat in meinem bisherigen Lebenslauf keinen großen Platz eingenommen. Der Reiz liegt für mich darin, es einfach zu machen und selber herauszufinden wohin es führt. Die persönliche Komfortzone zu verlassen.

Na klar habe ich mich vorher im Internet ausgiebig mit dem Thema beschäftigt. Es gibt so viele Menschen welche ihre Erfahrungen mit der Welt teilen. Es ist leicht an Informationen zu kommen. Doch wie es am Ende für einen selber ist, das kann man auch nur selbst detektieren.

Und genau das mache ich. Ich lasse die Eindrücke in der Fremde auf mich wirken, um lang indoktriniertes Halbwissen aus meinem Kopf zu überschreiben. Als typischer Mitteleuropäer hört man immer nur, wie gefährlich es auf der Welt ist. Die meisten haben ihr vermeintliches Wissen auch nur von anderen oder aus dem Internet.

Es gab auch auf meiner Reise Situationen in denen ich mich eingangs unwohl oder sogar unsicher gefühlt habe. Zum Beispiel als ich mitten in der Nacht am Bahnhof in Bratislava angekommen bin und noch ein paar Kilometer durch die Stadt radeln musste, um zu meiner Unterkunft zu kommen. Ohne irgendwas über diese Stadt zu wissen, war mir unbehaglich. Warum? Weil sie in Osteuropa ist? Ich weiß es nicht.

Ich komme dort an, bepacke mein Fahrrad und fahre los. Es stellt sich raus, es ist eine ganz normale Fahrt durch eine Großstadt wie ich es schon hunderte male in Leipzig gemacht habe.

Auch hier wieder eine Empfindung welche sich im Nachgang nicht bestätigt hat.

Vorsicht und gesunder Menschenverstand sind ein guter Begleiter. Vor allem anderen kann man sich eh nicht schützen.

Man darf nicht die Idioten, welche es in jedem Land gibt, über das Gesamtbild entscheiden lassen. Das mag jetzt plakativ klingen und irgendwie ist es auch jedem Bewusst. Doch es dann selbst auch anzugehen, ist noch mal etwas anderes.

So auch beim Zelten. Wildcamping ist in so gut wie jedem Land verboten.

Aus irgend einem Grund habe ich in einem fremden Land mehr Respekt davor diese Grenze zu überschreiten, als im Heimatland. Doch ich bin mir sicher, dass auch diese Blockade im Kopf bald fallen wird und wenn sich der nächste gute Platz oder die nächste gute Gelegenheit ergibt, ich diese nutzen werde und dann nicht mehr davon los komme.

Ploetzlich ist alles anders

Kapitel 2

"Die schlechte Nachricht ist, dass die Zeit vergeht. Die gute Nachricht ist, du bist der Pilot." von Michael Althsuler

Da sind wir wieder. Nach dem Ruhetag hatte ich echt wieder richtig Bock aufs Fahrrad zu steigen und weiter zu fahren. Einfach wieder sehen was kommt und wie weit die Füße tragen.

Noch ein gemütliches Frühstück in der Unterkunft gegönnt und dann ging es wieder ans zusammenpacken.

Mittlerweile hat sich da auch eine Routine eingeschlichen, dass dies deutlich schneller von der Hand geht als noch die ersten male. Vielleicht sollte ich daraus auch eine Challenge für mich selber machen?

Tag 6

 

Nach dem das Fahrrad gepackt war, noch ein kurzer Plausch mit dem Besitzer der Unterkunft. Dann aber los. Schon wieder 10 Uhr. Bin wohl doch nicht so schnell wie ich dachte.

Durch die Vorstadt von Bratislava war es noch etwas verwirrend, aber irgendwann war ich dann auf einem rettenden Radweg der mich aus der Stadt, direkt auf den Donauradweg geführt hat.

Ab hier wurde es eine super entspannte fahrt. Es war nicht viel los, der Weg gut ausgebaut und eben. Perfekt um einfach nur Kilometer zu machen. Dabei aber auch nicht vergessen den Blick für die Umgebung zu haben.

Dieser war wirklich wichtig. Denn ganz unscheinbar befand ich mich auf einmal in Ungarn. So richtig hatte ich die Grenzüberschreitung gar nicht mitbekommen, so dass ich noch mal umkehren musste für ein obligatorisches Foto.

Kaum ein paar Meter ins Land gefahren Blicke ich in einen kreuzenden Waldweg und sehe dort einen großen Hirsch stehen. Dieser war leider zu schnell weg um ihn auf Kamera festzuhalten. Eine nette Begrüßung war es dennoch.

Den Donauradweg hatte ich nun auch verlassen und befand mich auf einem Radweg in Richtung Györ.

Entlang vieler Felder und kleiner Dörfer merkte ich auf dem gut ausgebauten Radweg kaum, wie die Kilometerzahl stieg und stieg. Aufgefallen sind mir in den kleineren Orten die kleinen Fähnchen für die Schülerlotzen an den Zebrastreifen. Ich hoffe sowas irgendwann auch mal live zu sehen.

Essen? Ja, stimmt. Das müsste ich ja auch noch. Den ganzen Tag unterwegs. Da gönne ich mir doch was warmes. Also an einem Restaurant halt gemacht.

Vor diesem ein kleiner Teich mit Wohnwagen an der Seite. Leider wurde es mir nicht gestattet dort mein Zelt aufzuschlagen, statt dessen wurde mir wieder ein günstiges Zimmer angeboten.

Ach was soll's? Kann ich wieder alle Batterien aufladen und gemütlich schlafen.

Tag 7

 

Am nächsten Morgen zeitig aufgestanden, kein Frühstück, einfach los.

Kurz nach 8 Uhr saß ich schon wieder auf dem Fahrrad Richtung Györ. Erst als ich dieses kleine Städtchen erreicht hatte, habe ich mir eine Pause an dem Flüsschen Mosoni-Duna gegönnt.

Dann weiter immer Richtung Balaton. Mal sehen wie weit ich es schaffe mich diesen heute zu nähren. Erreichen werde ich ihn nicht, dazu ist es dann doch zu weit.

 

Hinzu kommt eine beachtliche Steigung, welche zum Ende hin immer mehr angezogen hat.

Als es immer später wurde habe ich angefangen Ausschau zu halten um einen geeigneten Platz für mein Zelt zu finden.

Da merke ich immer wieder, dass ich noch ein Frischling bin, was dieses Thema angeht. Aber darauf möchte ich mal gesondert eingehen.

Als es immer später wurde habe ich beschlossen wieder eine Unterkunft aufzusuchen. Es sind zwar noch einige Kilometer, aber bis Zirc schaffe ich es nun auch noch. Dort wird mir eine gute Schlafmöglichkeit angezeigt.

Also weiter gekämpft. Immer weiter nach oben, bis ich dann endlich dort angekommen bin.

Eine nette Frau nimmt mich in Empfang. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Dafür plötzlich mit Deutsch. Sie führt mich zum Zimmer und Boom, hab ich wieder ein glückliches Händchen bewiesen. Schade, dass ich nur eine Nacht bleibe.

Erst als ich alles ins Zimmer gebracht habe, stelle ich fest, dass die heutige Strecke die längste war und eine beachtliche Zahl an Höhenmeter aufwies.

Tag 8

 

Am nächsten Morgen saß ich gegen 10 Uhr wieder auf dem Fahrrad. Heute habe ich mir nur den Balaton als Ziel gesetzt um ein wenig mehr Zeit für die Region abseits der Strecke zu haben.

Da es gestern lange Zeit Berg auf ging, wurde ich heute mit einer langen Abfahrt entschädigt.

Am beeindruckendsten war dann jedoch der plötzliche Wechsel der Landschaft. Bis hier hat die Natur und Fauna doch sehr der gewohnten in Deutschland geglichen. Schlagartig wurden daraus jedoch Bäumchen und Büsche. Weitläufige Wiesen mit gelegentlichen Steinformationen. Jetzt wird mir erst richtig bewusst, dass es Richtung Süden geht.

Auch der Anblick der Ortschaften änderte sich. Es wirkte nicht mehr so modernisiert. Alles etwas einfacher und ländlicher. Der Norden von Ungarn scheint hier der Kornspeicher des Landes zu sein. Wovon die Region lebt, welche ich nun durchfahre, lässt sich noch nicht erkennen.

Besonders in Erinnerung auf diesem Weg, bleibt mir der kleine Ort Hajmáskér. Beim durchqueren fällt mir eine Turmspitze zwischen den Bäumen auf Ich bin neugierig und möchte dies aus der Nähe betrachten.

Ein wohl ehemals prachtvolles Gebäude ist hier zu einer Ruine verkommen und sich selbst überlassen. Ein trauriger und zu gleich schöner Anblick.

Über eine kleine Seitenstraße fahre ich weiter durch den Ort und sehe Kinder auf einem Steinplatz Fußballspielen. Beim genaueren betrachten bemerke ich, dass es sich scheinbar um einen Sportunterricht handelt.

Ich steige vom Fahrrad und begebe mich zum Lehrer. Doch verdammt. Wieder komme ich mit Englisch nicht weit. Auch Deutsch versteht er nicht. Das ist sehr schade, da ich gerne etwas mit ihm gequatscht hätte.

Wenigstens konnte er mir die Erlaubnis geben, die Kinder bei ihrem Fußballspiel zu fotografieren. Diese hatten auch sichtlich Freude daran für einen kurzen Moment im Rampenlicht zu stehen und das Spiel hat für den Zeitpunkt meiner Anwesenheit deutlich an Fahrt aufgenommen.

Alles war sehr einfach. Im Hintergrund ein deutlich sanierungsbedürftiges Gebäude, welches offensichtlich auch nicht mehr genutzt wird und davor die Kinder, welche Spaß an ihrer Bewegungsstunde haben.

Dies ist ein Augenblick, der mir in Erinnerung bleibt. Auch jetzt wo ich diesen Text schreibe, freue ich mich, wenn ich daran denke. Ich hoffe ich habe noch einmal Gelegenheit Kinder beim Unterricht einen Besuch abzustatten. Das behalte ich im Hinterkopf.

Es ging weiter durch kleinere Ortschaften, an welchen ich auch gerne mal die kleineren Nebenstraße durchstöberte.

An einer Stelle ist mir eine Katze aufgefallen, welche scheinbar die Sonne genossen hat. Doch bei genauerem hinsehen, war doch zu erkennen, dass die Katze nicht aus Spaß an der Sonne dort gelegen hat, sondern aus Kraftlosigkeit. Mehr als Wasser konnte ich ihr jedoch nicht anbieten. Das arme Geschöpf war übersät von Blessuren und Hautveränderungen. Ein trauriger Anblick.

Beim durchqueren der Ortschaften, wurde mir auch klar, dass die Leute hier, einen ganz andere Beziehung zu ihren Tieren haben. Viele Hunde habe ich gesehen, welche einfach nur an der Kette gehalten wurden. Auch der allgmeine Zustand von vielen Vierbeinern in den Höfen, entsprach nicht dem mir gewohnten und gewünschten Bilde. Doch auch dies, ist noch mal ein Thema für sich.

So nährte ich mich dem Balaton. Zuletzt war ich hier gewesen zu Abschlussfahrt in der 10. Klasse. An Erinnerung ist mir jedoch nicht viel geblieben.

Es fällt sofort auf, dass die Zeit hier stehen geblieben scheint. Viele Gebäude scheinen noch im Zustand wie vor 30 Jahren zu sein. In Stand gehalten und funktional. Immer mal wieder auch verfallene Gebäude. Etwas Schade ist der Anblick schon.

Dies wird besonders klar, wenn man den Balaton selbst erreicht. Ich hatte nun besonderes Glück mit dem Wetter. Die Sonne lies den See im schönsten Blau erstrahlen. Auch wenn keine Badegäste mehr vor Ort sind, kann man sich sehr gut vorstellen, wie es hier zur Sommersaison aussehen muss.

Ich habe mich über eine Stunde einfach nur an den See gesetzt, etwas gegessen und die Windsurfer beim gleiten über die Seefläche beobachtet.

Ich konnte mich ein wenig mit einem Mann mit einem mix aus Englisch und Deutsch unterhalten. Er erzählte mir, dass im Sommer hier noch immer viel los ist und im Winter zwischen Januar und März der See auch zufriert und man die Eisfläche super für Wintersport nutzen kann.

An warmen, sonnigen Tagen wie diesen, fällt es mir schwer vorzustellen, wie diese Region und der See in Eis und Schnee gehüllt aussehen. Das würde ich auch gerne mal sehen. Aber nicht diesmal.

Ein Stück bin ich dann noch auf Balaton entlang gefahren bevor ich mit eine Unterkunft für die nächsten 2 Nächte gesucht habe.

Ich habe mal wieder einen Rest Day geplant. Morgen soll das Wetter eh nicht sonderlich attraktiv werden und ich möchte noch ein wenig meiner Route, meinem Verbleib planen und an der Webseite arbeiten.

Fazit bis hier her. Der Trip läuft anders, als ich es geplant habe. Aber ich wachse noch. Es ist meine erste große Reise. Dann noch mit dem Fahrrad. Ich habe mich viel mit dem Thema in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt. Doch erst wenn man es selbst erlebt, weiß man, wie man die Sache mit sich regelt. Ich lerne von Tag zu Tag dazu und fange jetzt erst richtig an, mich an das Leben Unterwegs zu gewöhnen.

Ich bin gespannt was noch kommt und wie sich diese Reise entwickeln wird.

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