Kapitel 5
„Nur weil's mir nicht gut geht, heißt nicht mir geht es schlecht.“
Tage 20 bis 22 (21. - 23.10.2019)
Die weiteren Tage in Zagreb waren nicht sonderlich spannend für mich. Mein Bewegungsradius noch eingeschränkt und eher gelangweilt von Großstädten habe ich meine Tage damit verbracht die Gegend zu erkunden, aber in erster Linie mein Knie Ruhe zu gönnen. Schließlich wurde es auch von Tag zu Tag langsam besser und ich konnte bald wieder normal laufen. Aber nicht Schmerzfrei.
Am 22. Oktober habe ich einen kleinen Abstecher zur Universität von Zagreb gemacht in der Hoffnung ein paar Studenten für ein Interview zu gewinnen. Dies hat sich als unerwartet schwierig herausgestellt. Die meisten waren sehr scheu und wollten gar nicht groß mit mir reden.
Nur ein Jura Student hat sich eine weile mit mir unterhalten. Jedoch durfte ich unser Gespräch nicht aufzeichnen. Er war ein Student aus Bosnien und Herzegowina und hat mir ein wenig was zur politischen Situation in Bosnien und Herzegowina und Kroatien erzählt.
Ein schwieriges Thema, welches ich nicht so einfach anschneiden möchte. Da ich mir weder Notizen während unseres Gespräches noch Aufnahmematerial habe, kann ich jetzt auch nicht mehr alles wiedergeben, was er zu sagen hatte.
So bin ich weiter gezogen. Auf einer Bank gegenüber der Uni sah ich dann einen jungen Studenten sitzen, mit einem T-Shirt von Feine Sahne Fischfilet. Dies hat mich so überrascht, dass ich ihn angesprochen habe.
Und welch Überraschung, er ist Deutscher. Als ERASMUS Student aus Berlin verbringt er die nächsten neun Monate seines Jura Studiums in Zagreb. Dies scheint auch ein populärer Trend zu sein. Allein in seinem Jahrgang meinte er, dass 20 % Deutsche in den Vorlesungen sitzen.
Wenn man die Stadt so sieht, warum auch nicht? Hier lässt es sich gut aushalten und die Stadt hat alles, was man als Student braucht. Nehme ich mal an. Zumindest gibt es viele Bars. Braucht man noch was?
Das verrückteste kristallisiert sich jedoch erst im Laufe unseres Gespräches raus. Er kommt nicht nur aus dem selben Bundesland wie ich, sondern tatsächlich ist er auch aus Luckenwalde.
Das geht jetzt wohl an alle Mathematiker da draußen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit jemanden aus meiner Heimatstadt Tausend Kilometer entfernt zu treffen?
Dadurch hatte man direkt weiteren Gesprächsstoff. Die Pflicht der Uni lies unsere Unterhaltung dann aber Enden und ich habe meinen Weg fortgesetzt.
Die Interviews hatten sich für mich erledigt und ich bin weiter gezogen um mich am Bahnhof zu erkundigen, wo ich überall von Zagreb aus hin fahren kann.
Der Dame am Informationsschalter habe ich klar gemacht, dass ich so weit wie Möglich Richtung Süden möchte.
Ich hatte mich vorher schon Informiert und es schien Split zu sein. Sie hat mir auch bestätigt, dass dies die letzte erreichbare Station mit dem Zug ist. Es gibt einen Nachtzug, welcher auch die Mitnahme von Fahrrädern ermöglicht. Prima. Dann weiß ich doch Bescheid, damit lässt sich planen.
Für mich ist nach wie vor die Frage, wie es mit meiner Reise weitergehen soll. An weiterfahren ist nach wie vor nicht zu denken. Diese unglückliche Situation verschafft mir viel Kopfzerbrechen. Dabei in einer Großstadt wie Zagreb festzusitzen erheitert nicht gerade meine Stimmung.
Wollte ich doch eigentlich auf diesem Trip viel Zeit auf dem Land und in der Natur verbringen. So Enden lassen, kann ich mein kleines Abenteuer aber auch nicht.
Split. Das soll es sein. Dort gebe ich mir noch mal eine ganze Woche Zeit um meinen Knien die nötige Ruhe zu gönnen. So ein kleiner Rehaurlaub am Meer, klingt doch eigentlich nicht verkehrt.
Also habe ich mir online eine günstige Unterkunft gebucht. Damit ist das Fest.
Am nächsten Morgen hieß es dann für mich zusammenpacken und meine schöne Wohnung in Zagreb verlassen.
Aufsteigen war leider nicht drin. Das Fahrrad musste zum Bahnhof geschoben werden. Am Ticketschalter hatte ich etwas Pech mit der Dahme hinter der Scheibe. Scheinbar hatte sie heute keinen guten Tag. Auch wenn etwas unfreundlich, haben wir es dann irgendwann geschafft mein Ticket so zu buchen, wie ich es brauche.
Der Nachtzug von Zagreb nach Split soll es werden. Gibt es nur ein kleines Problem. Was mache ich den ganzen Tag bis halb 11 heute Nacht?
Da findet sich schon was. Die Stadt ist ja groß. Also mein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof verstaut und das Fahrrad in der Nähe festgekettet.
Wollen wir doch mal sehen was Zagreb noch so zu bieten hat. Meine Runde führte mich raus aus der Altstadt. Ich will doch auch mal sehen, ob die Stadt auch außerhalb der Tourismuszonen sehenswert ist.
Da muss ich jedoch schon sagen, dass die Stadt in erster Linie von ihrer Altstadt lebt.
Nach einer Runde durch den Bundek City Park habe ich wieder die Innenstadt aufgesucht.
Dort angekommen habe ich durch Zufall noch mal meine Vermieterin getroffen. Ein kurzer Plausch und weiter geht es. An dieser Stelle mache ich einfach mal unbezahlte Werbung für die Cookies Apartments in Zagreb. Mehr im Zentrum geht halt nicht.
Ich habe mich dann ins Kino begeben. Das Gute in Kroatien ist nämlich, dass Filme nicht nachsynchronisiert werden. Somit kann man sich Filme in Originalton mit kroatischem Untertiel anschauen. Meine Chance den neuen Joker Film zu sehen.
Ein schönes Kino, gemütliche Sitze. Was will ich mehr? Ach ja, ein guter Film wäre fein. Dieses Kriterium wurde zum Glück auch zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.
Als ich aus dem Kino kam, war es auch schon dunkel. Nicht mehr lang bis mein Zug geht. Ich nutze die letzten zwei Stunden um noch mal chinesisch Essen zu gehen. Dann sammel ich mein Fahrrad ein und gehe zu den Schließfächern am Bahnhof.
Ich habe genug Zeit um mein Zeug wieder zu verstauen bevor ich mich zum Gleis begebe.
Am Gleis wartet bereits der Zug auf seine Gäste. Er wird noch kurz vorbereitet ehe wir den Zug betreten können. Ich bin der Einzige der sein Fahrrad im dafür vorgesehen Abteil verstauen muss. Das macht das Einsteigen und verstauen des Fahrrads um so einfacher. Danach bringe ich meine Taschen in ein freies Abteil.
Hier bin ich nun also die nächsten 8 Stunden. Das lässt sich aushalten.
Nach ein paar Minuten gesellt sich noch ein älterer Herr in mein Abteil. So soll es auch den Rest der fahrt bleiben. Es ist eben keine Urlaubssaison. In den Berichten habe ich andere zustände gelesen.
Der nette Herr und ich kommen ins Gespräch. Er arbeitet für die UEFA und ist daher viel Unterwegs. Er erzählt mir ein wenig über seine Arbeit und lässt mich so ein wenig hinter die Kulissen der des Fußball verrückten Europas blicken.
Irgendwann kommen wir zur Ruhe. Er muss auch direkt vom Zug zur Arbeit. Arbeit? Was ist das? Jeder von uns hat seine 3 Sitze auf denen er sich lang machen kann. Ich habe zwar keinen durchgängigen Schlaf, aber erholsam genug um etwas Energie nachzutanken.
Tag 23 (24.10.2019)
Gegen 6 Uhr beschließe ich wach zu bleiben um zu beobachten, wie wir uns dem Adriatischen Meer nähren. Da wir schon ziemlich weit am Ende des Jahres sind, bleibt es jedoch fast die komplette Strecke dunkel. Erst kurz vor Split kann ich das Meer in der Morgenröte sehen. Doch auch im dunkeln war es ein faszinierender Anblick, die Lichter entlang der Küste zu sehen, wie sie sich in der glatten Meeresoberfläche spiegeln.
Ich habe auch zwei Reiseberichte aus der Sommerzeit im Internet zu dieser Zugstrecke gefunden. Wer Interesse hat, kann sie gerne Nachlesen.
Nachtzug von Zagreb nach Split: Ein muss für Interrailer
So schön der Anblick auch war. Es hat mich dann auch ein wenig traurig gestimmt, diese Strecke nicht selbst mit Fahrrad gefahren zu sein. Sich die Serpentinen auf dem Fahrrad entlangzuschlängeln mit Blick aufs Meer wäre mit Sicherheit eine fabelhafte Tour gewesen. Ich mache aber das Beste draus.
Als wir den Bahnhof in Split erreichen ist es gegen 7 Uhr. Endstation. Genug Zeit für die schlafenden Fahrgäste wach zu werden und den Zug zu verlassen. Mein Abteilgenosse und ich verabschieden uns und ich Bringe mein Sack und Pack vor den Zug. Das Fahrrad wird aus seiner Hängeposition befreit.
Die Türen sind schmal und der Einstieg hoch. Es ist wirklich ein Balanceakt den Zug unbeschadet zu verlassen. Ich schaffe es nicht. Ich stolper etwas mit dem Fahrrad die Treppe hinunter und schabe mir an den Pedalen mein Bein auf.
Willkommen in Split.
Man riecht schon das Meer. Ich habe noch etwas Zeit bevor ich meine Unterkunft beziehen kann. Zeit um schon mal einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Das Fahrrad wird bepackt und der Bahnsteig verlassen.
Kaum raus, da ist es. Das Meer. Der Bahnhof liegt tatsächlich direkt am Hafen. Wow. Schon weiß ich, es war die richtige Entscheidung den Trip fortzusetzen und nicht abzubrechen.
Die Stadt schläft noch und so kann ich in aller Ruhe die Hafenpromenade entlangschlendern und den Blick auf den ruhigen Hafen genießen. Zufriedenheit kehrt ein. Schmerz und Frust der letzten Tage sind vergessen. Hier verbringe ich nun die nächsten 7 Tage. Meeresluft und Salzwasser als Rehabilitationsmaßnahme.
Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus und schlender einfach am Meer entlang so weit es geht. Bleibe immer mal wieder stehen, setze mich und genieße den Blick.
Auf einer Anhöhe treffe ich zwei andere Radreisende.
Das musste ich auch im Laufe meiner Reise feststellen. Reisende mit Rad grüßen sich immer und wenn man nicht nur aneinander vorbeifährt, kommt man so gut wie immer ins Gespräch.
Es ist immer super interessant zu hören, was andere so Erleben und wie diese ihre Expedition gestalten.
Diese beiden sind Brüder im Ruhestand von der Nordspitze der Insel Yeongheungdo, in Südkorea. Wir unterhalten uns glaube ich über eine Stunde. Sie trocknen in der Morgensonne ihre Schlafsäcke und Zelt. Nutzen diese Zeit um ihr Frühstück zu sich zu nehmen.
Die Art wie sie Reisen, habe ich so vorher auch noch nicht gehört. Mit ihren bepackten Klapprädern sind sie von Südkorea nach Frankfurt am Main geflogen. Von diesem Startpunkt fahren sie immer mit dem Bus von Ort zu Ort, bleiben an diesem 2 Tage und fahren mit ihren Fahrrädern dort umher und erkunden die Gegend ehe sie wieder mit dem Bus zum nächsten Ort fahren. Durch Deutschland, Frankreich, Schweiz, Östereich und so weiter haben wir uns also in Split getroffen.
Sie sind auf dem Weg nach Istanbul von wo aus sie dann wieder zurück in die Heimat fliegen.
Sie erzählen mir, dass sie bis jetzt jede Nacht unter freiem Himmel verbracht haben. Diese zwei Herren sind deutlich härter im nehmen als ich. Gerade in Deutschland hatten sie die ersten Tage nur schlechtes Wetter. Einmal sogar mit Schnee. Trotz dem haben sie durchgezogen. Jetzt fühle ich mich schon etwas lächerlich.
Und warum sind sie mit Klapprädern unterwegs? Sie lassen sich eben besser Transportieren. Der Trick liegt auch darin, das Klappräder bei Bussen nicht als Fahrrad gelten, sondern als Gepäck und somit nicht extra für diese gezahlt werden muss. Ausgefuchste Schlingel!
Nicht alle Busfahrer machen dieses Spiel mit, aber meistens kommen sie damit durch.
Einfach zwei wirklich super nette, interessante Menschen. Wir tauschen unsere E-Mail Adressen aus um auch weiter in Kontakt bleiben zu können. Schließlich haben sie mir wärmstens empfohlen mal nach Südkorea zu kommen. Wer weiß, vielleicht mache ich das.
Wir verabschieden uns und ich mache mich auf zu meiner Unterkunft. Ja, kein Zelten für mich. Aber hey, ich bin krank. Habt Mitleid mit mir!
Braucht ihr nicht. Ich hab Meer und geiles Wetter.
Auf dem Weg zur Unterkunft komme ich mit der Altstadt Splits in Berührung. Und verdammt: Was ist das?
Kleinste Gassen schlängeln sich entlang der Steinhäuser. Meine Navigationsgeräte schicken mich immer wieder auf Wege, die über Treppen führen. Ich habe doch ein Fahrrad. Ein super schweres Fahrrad! Gibt es echt keinen anderen Weg? Ach verdammt.
Ich hieve mit aller Kraft mein Fahrrad die Treppen hoch. Immer wieder sind Navi und ich verwirrt auf der Suche nach der Unterkunft.
Dann da. Da steht ein wartender Mann. Ja, ich bin später als ich gesagt habe. Sorry, ich hab nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert ist hier her zu kommen.
Er zeigt mir die Unterkunft. Klein und hat alles was ich brauche. Schon ist er wieder weg und ich kann in Ruhe ankommen.
Sachen werden verstaut. Doch hinsetzen und Ruhe ist nicht. Das Wetter ist super und das Meer nicht weit. Also alles zusammen gepackt um ins Wasser zu gehen und auf zum Strand.
Dort verbringe ich den Rest des Tages. Beine lang machen oder im Wasser kühlen. Ja, so lässt es sich aushalten.
Am Abend dann wieder der Weg zurück zu Unterkunft. Verdammt. Wo muss ich noch mal lang?
Als wäre ich im Brettspiel Das verrückte Labyrinth gefangen. Die Wege scheinen sich ständig zu verändern. Es dauert wieder eine Weile bis ich meine Unterkunft finde.
Zum Glück habe ich ja noch ein paar Tage um mich hier zurechtzufinden.
Tag 24 (25.10.2019)
Am nächsten Tag mache ich im Internet einen Arzt ausfindig. Jetzt soll doch langsam mal jemand über mein Knie schauen und mir sagen, was da genau los ist. Schließlich will ich am Ende der sieben Tage meine Reise nach Athen fortsetzen. Nach aktuellem Stand ist daran jedoch nicht zu denken.
Ein kleines Frühstück und los. Beim ersten Arzt werde ich weiter geschickt. Ich komme zu einer Poliklinik, werde hier aber auch nur zur nächsten geschickt. Die dritte Klinik nimmt mich dann endlich dran. Ich habe sogar das Glück, dass ausgerechnet heute der Orthopäde vor Ort ist.
Es ist nicht ganz billig, dass der Arzt sich Zeit für mich nimmt, aber es muss ja was passieren.
Ich muss nicht lange warten bis ich an der Reihe bin. Wobei ich nicht glaube, dass ich an der Reihe war, sondern einfach nur vorgeschoben wurde. Mir soll es recht sein.
Im Behandlungsraum erzähle ich ihm meine Geschichte und mein elendiges, bitteres, trauriges Leid. Wir unterhalten uns ein wenig. Dann muss ich auf die Behandlungsliege und er tastet mein Knie hab, macht ein paar Bewegungen und kommt zu dem Entschluss. Er denkt nicht, dass etwas am Knie kaputt ist. Es ist einfach überlastet und ich soll es schonen. So wenig wie möglich Bewegung. Am besten Beine lang machen und kühlen.
Ja das sollte ich hier hinbekommen.
Er erzählt mir, dass eben jeder Mensch anders ist. Jeder hat eine eigene Belastungsgrenze. Manche können viele tausende Kilometer fahren, ohne dadurch Probleme zu bekommen und andere eben weniger. Ich habe diese Grenze überschritten und muss nun auf mein Knie hören und diesem Ruhe gönnen.
Mir scheint als habe ich da nicht sonderlich viel Mitspracherecht.
Abschweifend hat er mir erzählt, dass er auch schon mit dem Auto und seiner Familie nach Athen gefahren sei. Montenegro ist wunderschön und die Straßen in Albanien eine Katastrophe. Ich bin gespannt. Das will ich unbedingt alles selbst noch erleben.
Zurück in der Unterkunft packe ich meine Badesachen zusammen und begebe mich zum Wasser.
Dabei kann ich es aber auch einfach nicht lassen. Ich entdecke einen tollen weg, der um die Halbinsel im Marjan Waldpark führt und wander diesen entlang.
Ich werde mit besten Ausblicken belohnt. Immer wieder gibt es nette kleine Badebuchten zwischen den Steinen. Immer mal wieder gehe ich ins Wasser und setze dann meine Wanderung fort.
Am Strand, wo ich auch die beiden Südkoreaner getroffen habe verweile ich dann den Rest des Abends bis es dunkel ist.
Dann begebe ich mich wieder zur Altstadt, suche mir dort ein Lokal um etwas zu Essen bevor ich mich wieder durch die Gassen zurück zur Unterkunft irre.
Langsam werde ich besser. Morgen verstehe ich das System endgültig. Ihr werdet sehen.
Tag 25 (26.10.2019)
Heute ist nicht viel passiert.
Die Strecke, welche ich gestern gelaufen bin, habe ich heute mit dem Fahrrad abgefahren. Dabei stelle ich leider immer wieder fest, dass es dem Knie bei weitem noch nicht gut genug geht um meine Reise nach Athen fortzusetzen. Ein paar Tage habe ich ja noch. Ich hoffe sie helfen. Mit Fahrrad bin ich aber einfach schneller an den Plätzen, wo ich ins Wasser gehen kann. Vom Arzt verschrieben natürlich. Also wieder Beine lang und entspannen.
Am Abend schlender ich noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt. Wirklich Sehenswert.
Dabei entdecke ich ein Lokal, welches ausschließlich Vegetarische und Vegane Speisen anbietet. Ist doch genau das Richtige für mich. Rein da.
Während ich dort sitze mache ich auch zwei äußerst amüsante Beobachtungen, welche auch den Kellner zum Schmunzeln bringen. Wahrscheinlich kommt es nicht so selten vor.
Die erste Beobachtung sind ein Mann und ein Kind. Sie kommen aus der Gasse ins Lokal und blicken auf die Speisetafel. Der Vater flüstert seinem Kind etwas zu er geleitet es langsam, möglichst unauffällig wieder aus dem Lokal. Kein Fleisch? Das darf er seinem Kind natürlich nicht antun.
Die zweite Beobachtung stellt eine noch typischere Szenerie dar. Ein paar kommt am Lokal entlang. Die Frau kommt interessiert herein um das Angebot zu betrachten. Als wäre ein Schutzschild an der Eingangstür, kommt der Mann jedoch der Tür keinen Schritt zu nah. Gestikulierend gibt er seiner Dame zu verstehen, dass er hier definitiv nicht essen wird. Es gibt eine kurze Diskussion vor der Tür bis diese weiter ziehen.
In der kurzen Zeit, amüsant zu beobachten. Meine Empfehlung bekommt Marta's Veggie Fusion allemal. Wer von euch mal in Split ist, sollte diesem Lokal definitiv eine Chance geben. Das ein oder andere mal, werde ich während meines Aufenthaltes sicher noch mal her kommen. Auch der Familie aus Großbritianien am anderen Tisch hat es offensichtlich geschmeckt. Sie unterhalten sich noch erheitert mit dem Kellner, kaufen etwas von den Hauseigenen Soßen und ziehen auch weiter.
Auch ich ziehe mich mit vollgefressenem Bauch in die Unterkunft zurück.
Tag 26 (27.10.2019)
Bevor ich mich heute wieder auf zum Meer mache, wasche ich ein paar meiner Klamotten im Waschbecken. Auch sowas muss regelmäßig sein. Schließlich habe ich nicht viele Klamotten dabei. Ich habe in der Unterkunft einen kleinen Wäscheständer und eine Terrasse. Bei dem Wetter sollte alles schnell wieder trocken sein.
Wie gestern, wollte ich heute auch nur wieder ans Wasser. Auf dem Weg dorthin beschließe ich aber kurzerhand den Berg im Marjan Waldpark zu erklimmen um einfach mal einen schönen Blick über die Region genießen zu können.
Bergauf schiebe ich das Fahrrad um das Knie zu schonen. Da es ein sanfter Anstieg ist, fühlt es sich auch nicht belastend an.
Es gibt immer mal wieder Ausblicke die einen wunderschönen Blick über die Stadt, die Bucht, auf das Adriatische Meer und die Berge liefern. Wahnsinn.
Wirklich meine beste Entscheidung von Zagreb aus hier her zu kommen.
Nach meiner kleinen Bergtour rolle ich wieder zurück zum Strand und verbringe dort den Rest des Tages bis es dunkel wird.
Zum Abschluss schlender ich wieder durch die Altstadt. Es gibt immer wieder neue Winkel zu entdecken. So lasse ich den Abend ausklingen.
Tag 27 (28.10.2019)
Jetzt ist schon Montag. Mein Knie macht leider immer noch Probleme. Langsam mache ich mir sorgen, ob das bis Donnerstag noch was wird.
Wie dem auch sei. Heute soll noch mal schönes Wetter werden, bevor es die kommenden Tage dann auch mal wieder unter die 20 Grad Marke fällt. Also rauf aufs Fahrrad und durch den Marjana Waldpark ab ans Wasser.
Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich bei einen meiner Streifzüge durch die Stadt mir eine Taucherbrille gegönnt habe. Meine eigene aus Deutschland habe ich nicht mitgenommen, da ich nicht damit gerechnet hatte, im Meer baden gehen zu können. Fehler. Um Frauen kennen zu lernen, ist die Apparatur auf meinem Gesicht sicher nicht geeignet, dafür aber um so mehr um den Meeresbewohnern zuzuschauen.
Ich verbringe Stunden jeden Tag einfach durch Wasser zu paddeln und zu beobachten, was sich in der Tiefe alles so tut. Am schönsten ist es dabei auch einfach mal durch einen Schwarm Fische zu tauchen. Diese sind immer super entspannt. Sie lassen mich zum greifen Nah heran kommen um dann im letzten Moment davon zu flitzen. Sie wissen, dass dieser große, dicke, weiße Mann einfach viel zu behäbig ist, als dass er ihnen gefährlich werden könnte.
Es ist ein so meditativer Anblick, dass ich manchmal fast schon vergesse zum Atmen aufzutauchen. Lediglich der Überlebensinstinkt treibt mich dann immer wieder an die Oberfläche.
Ich bleibe wieder, bis die Sonne am Horizont verschwindet. Ein Anblick, dem ich einfach nicht überdrüssig werde.
Weißt du schon wie es weiter gehen soll?
Ja meine Lieben. Zum Abschluss dann mal wieder ein paar Gedanken. Es läuft ja nun alles ziemlich anders, als ich es zu Beginn meiner Reise gedacht habe.
Aber so ist das nun mal.
Die einen mögen sagen, der fährt zu wenig Fahrrad. Andere denken sich, mit Natur und Abenteuer hat das nicht viel zu tun. Eigentlich macht der doch nur Urlaub.
Ich nehme solche Kommentare nicht als Kritik war und verübel sie auch niemanden. Letztlich ist und bleibt es jedoch meine Reise und ich mache sowieso was mir gefällt. Ich zwinge mich nicht dazu nur etwas zu tun, weil man es von mir erwartet. Wenn ich etwas tue, dann nur weil ich es will, oder weil ich mich selbst aus meiner Komfortzone zwinge.
Derzeit muss ich einfach auf meinen Körper hören. Ich finde es super Schade, was ich dadurch vielleicht schon alles verpasst haben mag. Aber ich habe dadurch auch andere Erfahrungen gesammelt. Ich war noch nie solange Unterwegs, geschweige denn außerhalb von Deutschland.
Meine schönsten Erfahrungen habe ich bis her immer außerhalb von Urlaubsregionen gemacht. Mit dem Fahrrad dort entlang zu kommen, wo das Alltägliche Leben der Bewohner des jeweiligen Landes statt findet. Dörfer, Felder, Wälder, Flüsse, Seen, Berge. Dort entlang zu radeln ist einfach super entspannend und vielseitig. Auch wenn ich mir manchmal weniger Felder gewünscht hätte. Aber hey, von irgendwas müssen wir ja alle Leben.
Andererseits muss man aber auch einfach sagen, dass Tourismusgebiete immer dort sind, wo besondere Hotspots sind. Es ist verständlich, dass eine Stadt wie Split sich weltoffen präsentiert um Profit daraus zu ziehen. Die Menschen hier leben davon. Klar gibt es hier und dort Plantagen mit Orangen und Oliven, das ein oder andere Schiff welches zum Fischen aufs Meer raus fährt, aber Dreh- und Angelpunkt ist der Tourismus.
Während meines Aufenthalts hier, habe ich mich auch mehr mit dem Thema Low-Impact-Tourism, also Sanfter oder Nachhaltiger Tourismus auseinander gesetzt und hoffe euch bald mehr zu dem Thema präsentieren zu können.
Das soll es jetzt aber auch erst mal gewesen sein. Schreibt gerne hier in die Kommentare, was ihr so denkt. Was ihr anders machen würdet. Vielleicht habt ihr euch auch schon mal mit dem Thema Nachhaltiger Tourismus beschäftigt, dann lasst es mich wissen.
In diesem Sinne: Immer die Nase in den Wind!